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GSK 1. Mannschaft

1. Bundesliga 2005/2006

Bericht Runde 12+13 aus Godesberg

Schneckenrennen gegen den Abstieg

Da waren's nur noch zwei - mit dem unerwartet hohen 6:2-Sieg gegen Godesberg verabschiedet sich der Hamburger SK aus dem Abstiegskampf, wogegen die Luft für die unterlegenen Gastgeber nun immer dünner wird. Die Entscheidung fällt im Fernduell mit Eppingen am letzten Saisonspieltag. (Jan Sprenger, Godesberger SK)

Die Lage war mehr als prekär: Drei Mannschaften - Hamburg, Eppingen und Godesberg - mussten bei ungefährem Gleichstand in der Tabelle noch einen Absteiger ausspielen. Für den direkten Vergleich gegen die Hamburger hatten wir, die Spieler des Godesberger SK, uns entsprechend viel vorgenommen. Nach der mehr als unglücklichen 3½-4½-Niederlage gegen Katernberg stellte dieses Match unsere letzte realistische Chance dar, gegen eine Mannschaft aus dem "Feld" zu punkten und somit wichtige Punkte gegen den Abstieg einzufahren. Zu diesem Zwecke boten wir noch einmal die ersten acht Bretter auf und gingen voll Optimismus in diese wichtige Begegnung!

   Godesberger SK        0 : 0  Hamburger SK
   Kasimdzhanov,Rustam     :    Ftacnik,Lubomir
   Jenni,Florian           :    Kempinski,Robert
   Sprenger,Jan            :    Hansen,Sune Berg
   Seel,Christian          :    Wahls,Matthias
   Breder,Dennis           :    Mueller,Karsten Dr.
   Langheinrich, Ferenc    :    Reeh,Oliver
   Grafl,Florian           :    Heinemann,Thies
   Jackelen,Thomas         :    Van Delft,Merijn

Bereits die Aufstellung erbrachte also ein paar unangenehme Überraschungen: Zwar weilte Jan Gustafsson in wärmeren Gefilden, aber mit Matthias Wahls und Dr. Karsten Müller bot Teamchefin Eva-Maria Zickelbein zwei Großmeister auf, die bisher keine bzw. nur zwei Saisonpartien absolviert hatten. Der Kampf ließ sich ungeachtet dessen zunächst ganz passabel an; keiner unserer Spieler stand signifikant schlechter, Thomas Jackelen hatte sogar klaren Eröffnungsvorteil erzielt. Nach knapp zwei Stunden passierte dann doch der erste Unfall:

Sune Berg Hansen (2555) - Jan Sprenger (2502)

Bis hierhin konnte ich mehr oder weniger meine Vorbereitung abspulen und hatte dementsprechend wenig Zeit verbraucht. Hansen entkorkte nun das prinzipielle 20.c5!? worauf ich natürlich völlig falsch reagierte: 20...dxc5? [20...Sxc5 ist die natürliche Antwort. 21.Sxc5 dxc5 22.d6 Dd8 Nun hatte ich gesehen, dass 23.Lxc5 Le6 24.Ta1 (24.Ta3 Tc8 25.Le3 Lxe3 26.Txe3 Tc6=) 24...Tc8 25.La3 Le3 bequemer Ausgleich für Schwarz ist, aber ich hatte Angst vor 23.Lc4!?, ohne zu sehen, dass an dieser Stelle 23...Lf5! sehr effektiv ist: Auf 24.Ld5 folgt 24...Tb1!, und 24.Lxc5?? scheitert an 24. ... Tc8!] 21.d6 Dd8 22.a5! Dieser Wartezug war mir entgangen. Das sofortige Nehmen auf c5 bringt Weiß nichts (s.o.), aber jetzt kann der Läufer ggf. via b6 auf c7 einsteigen. 22...Lb7?! 23.Sxc5 Sxc5 24.Lxc5 Tc8 25.Lb6 Dd7 26.Lc7 Le3?? Stellt eine glatte Figur ein. [26...Ld8 27.Lxd8 Txd8 28.Tb2! Lc6 29.Tb6 war das kleinere Übel.] 27.Db3! Schwarz kann im Prinzip aufgeben, da auch taktische Ausreden nicht mehr funktionieren. 27...Lc5 28.Dxb7 Lxd6 29.Tc2 Tab8 30.Dxb8 Txb8 31.Lxb8 Lxb8 32.Td1 De8 33.Lxa6 1-0

Eine absolut indiskutable Leistung Ihres Berichterstatters, die, wie sich bald herausstellen sollte, der Auftakt zu einer Serie von Nackenschlägen war: Christian Seel konnte seinen jugendlichen Optimismus nicht im Zaum halten und lancierte eine schwungvolle, aber viel zu riskante Attacke. Er erlitt ein spektakuläres Fiasko und musste alsbald die Segel streichen - 0:2. Zu allem Überfluss verlor Dennis Breder in etwa ausgeglichener Lage den Faden und wenig später die Partie, so dass Hamburg bereits nach knapp vier Stunden als Sieger feststand. Denn neben einer 3½:½-Führung (Remis bei Langheinrich - Reeh) konnten sie auf klare Gewinnstellungen an Brett zwei und sieben verweisen. An letzterem Brett hatte Florian Grafl sich lange zäh verteidigt, in Zeitnot aber Material eingestellt. Somit stand es 4½:½, was den Erstligaverbleib des HSK besiegelte - herzlichen Glückwunsch an den Traditionsverein um Christian Zickelbein!

Der Rest war Agonie: Nach langem und gehaltvollen Kampf unterlag Florian Jenni in einer scharfen Najdorfpartie Robert Kempinski, Thomas Jackelen konnte seinen Vorteil gegen Merijn van Delft nicht verwerten. Immerhin glückte Rustam Kasimdzhanov ein Sieg, wenngleich an einer Stelle etwas Glück im Spiel war:

Lubomir Ftacnik (2612) - Rustam Kasimdzhanov (2670)

In beiderseitiger Zeitnot geschah 39...Df6 40.Tf1?! [40.Sxh7!? Dh8 (40...Dg6 41.Txf4!+-) 41.De4! Kxh7 (41...Dxh7 42.Txf4 Dxh3+ 43.Kg1+-) 42.Tf1!! Tg8 (sonst geht der Turm einfach auf die g-Linie) 43.Sxd6+ Sg6 44.Sf7 Dg7 45.Tf5 gibt der Rechner meines Vertrauens als siegbringend an. Ich gebe allerdings zu, dass kaum ein Mensch auf diese Zugfolge verfallen würde.] 40...Tf8 41.Se3? [41.Sxd6! hätte Weiß immer noch deutlichen Vorteil gesichert.] 41...Dh6! Nun kommt Schwarz ans Ruder! Ftacnik bricht überraschend schnell zusammen. 42.Dd1 Sxh3 43.Txf8+ Kxf8 44.Se6+ Dxe6 45.Df3+ Df7 46.Dxh3 Lxb2 47.Sf5 Le5 48.Dh6+ Ke8 49.Sxd6+ Lxd6 50.Dxd6 Dh5+ 0-1

   Godesberger SK        2 : 6  Hamburger SK
   Kasimdzhanov,Rustam   1 : 0  Ftacnik,Lubomir
   Jenni,Florian         0 : 1  Kempinski,Robert
   Sprenger,Jan          0 : 1  Hansen,Sune Berg
   Seel,Christian        0 : 1  Wahls,Matthias
   Breder,Dennis         0 : 1  Mueller,Karsten Dr.
   Langheinrich, Ferenc  ½ : ½  Reeh,Oliver
   Grafl,Florian         0 : 1  Heinemann,Thies
   Jackelen,Thomas       ½ : ½  Van Delft,Merijn

Dem hohen Anspruch, mit dem wir in den Kampf gegangen waren, entsprach nur die Höhe der Niederlage, die man auch als "Klatsche" bezeichnen darf. Einmal mehr zeigte sich unsere Schwäche in den Duellen gegen die direkten Tabellennachbarn - eine Schwäche, die uns wahrscheinlich den Klassenerhalt kosten dürfte.

Der Parallelkampf zwischen der SG Porz und Werder Bremen verlief umkämpft und relativ ausgeglichen, allerdings sah ich Porz meistens in der Vorhand. Die beiden Porzer Siege zeichneten sich frühzeitig ab, darunter ein glanzvoller Erfolg von Erik van den Doel gegen Vlastimil Babula. Auf der anderen Seite entschied sich Luke McShanes Siegpartie gegen Christopher Lutz erst auf den letzten Metern. Man kann also vielleicht von einem etwas glücklichen Unentschieden für die Bremer sprechen, die mit diesem Ergebnis noch auf Platz eins spekulieren können - vorausgesetzt, es kommt am letzten Spieltag Schützenhilfe… aus Porz!

Am Sonntag machten wir uns gegen den amtierenden Meister wenig Hoffnungen, aber das Motto "Du hast keine Chance, nutze sie!" hatte uns schon so machen überraschenden Punkt eingebracht. Mit folgender Aufstellung wollten wir die Bremer aus dem Meisterschaftsrennen kegeln:

  SV Werder Bremen      0 : 0  Godesberger SK
  McShane,Luke            :    Kasimdzhanov, Rustam
  Efimenko,Zahar          :    Jenni,Florian
  Areshchenko,Alexander   :    Sprenger,Jan
  Hracek,Zbynek           :    Seel,Christian
  Pelletier,Yannick       :    Langheinrich, Ferenc
  Babula,Vlastimil        :    Grafl,Florian
  Nyback,Tomi             :    Jackelen,Thomas
  Schandorff,Lars         :    Armbruster,Alexander 

Wie am Vortag verlief die Eröffnungsphase vielversprechend: Rustam Kasimdzhanov und Thomas Jackelen setzten Luke McShane und Tomi Nyback gehörig unter Druck, während Christian Seel seine Philidor-Spezialvariante auf dem Brett hatte und seinen Gegner Zbynek Hracek gehörig ins Schwitzen brachte. Zwar standen wir an zwei Brettern etwas schlechter (Brett zwei und acht), aber diese Nachteile erschienen uns eher geringfügig. Gute Voraussetzungen, um eine Überraschung zu schaffen!
Nun wäre Bremen nicht Bremen gewesen, wenn sie nicht irgendwann ihre individuelle Klasse ausgespielt hätten. Zuerst konnte Zbynek Hracek mit einer Serie von besten Zügen Christian Seels Initiative neutralisieren und das Remis für Bremen sicherstellen. Dann legte Yannick Pelletier mit einer wilden Attacke los:

Ferenc Langheinrich (2391) - Yannick Pelletier (2583)

21...f5!? Nach anderen Zügen steht Weiß einfach besser. 22.Txb8? [22.exf5 Txb5 23.cxb5 d5 hätte zu unklarem Spiel geführt.] 22...Txb8 23.exf5 [23.Lc1 Sxf2 24.Txf2 fxe4 25.Lxe4 Tf8 26.Lxh7+ Kh8 27.Lf5 g6 ist ebenfalls gut für Schwarz.] 23...Tb2 24.Dc1? Danach ist die Stellung schon verloren. [24.Dd1 musste versucht werden. 24...Sxf2 25.Txf2 Lxf2+ 26.Kxf2 Dd6 27.Ke2 (sonst kommt e5-e4) 27...Dc6‚ ist zwar nicht erfreulich, aber zäher als die Partie. 28.Kf2?! Dh6!] 24...Db7 Es droht entscheidend Df3. Weiß probierte noch 25.Dd1, fiel aber einer Lehrbuchkombination zum Opfer: 25...Lxf2+! 26.Txf2 Dh1+! 0-1

Also Führung für Bremen. Parallel dazu hatte ich mich mit meinem Gegner Alexander Areshchenko nach weitgehend ereignislosem Verlauf auf Remis geeignet, so dass es nun 2:1 für Bremen stand. Aber immer noch lag ein 4:4 im Bereich des Möglichen, denn die Stellungen an Brett eins und sieben waren aussichtsreich bzw. fast gewonnen, während nur an Brett acht eine klare Niederlage abzusehen war. Unsere beiden Florians (Jenni und Grafl) verfügten an Brett zwei bzw. sechs über gute Verteidigungschancen. Doch unsere Hoffnungen zerschlugen sich in der Zeitnotphase, da Thomas Jackelen seine brillante Leistung gegen Tomi Nyback nicht krönen konnte:

Thomas Jackelen (2454) - Tomi Nyback (2563)

Weiß setzte in dieser Stellung zum entscheidenden Schlag an: 19.Sf6+! gxf6 20.exf6 Le6 21.Dh5! Natürlich muss Damentausch vermieden werden! 21...Sd7 [21...Lxf6 22.Txe6+ Kf8 23.Txf6! Dxf6 24.Lb2+-] 22.fxe7 Kxe7?! [22...Dxe7 war etwas zäher.] 23.Lg5+? Mit drei Minuten auf der Uhr lässt Weiß verständlicherweise die nötige Präzision vermissen. [23.La3! Dc7 24.Tbc1 und Schwarz kann getrost aufgeben.] 23...f6 24.Le3 De8 25.De2 Kf7 26.Dh5+ Ke7 27.De2 Kf7

28.Tbc1? In hochgradiger Zeitnot verpasst Weiß zum zweiten Mal den Gewinn: [28.Sxc5! Sxc5 29.Lxc5 Txc5 30.Tb7+ Kg6 (30...Ld7 31.Dd1) 31.De4+ Kh6 32.De3+ und Weiß gewinnt.] 28...Se5? [28...c4] 29.Dh5+? Zum dritten Mal kann Weiß den Sieg an seine Fahnen heften, aber diesmal war es alles andere als trivial: [29.Txc5 Txc5 (29...Kg7±) 30.Dh5+! Kf8 31.Lxc5+ Kg7 32.Txe5! fxe5 33.Dxe5+ Kg6 34.Ld4+-] 29...Kg8 30.Dxe8+ Txe8= Es folgte ein wildes Zeitnotgehacke, aber am Ende stand das erwartete Remis. ½-½ (52)

Schade um eine herrliche Partie! Angesichts einer weiteren Null an Brett acht (Lars Schandorff - Alexander Armbruster) war der Kampf entschieden, Bremen führte 3:1 mit Gewinnstellungen an Brett sechs und zwei - auch hier verlief die beiderseitige Zeitnot zu unseren Ungunsten. Rustam Kasimdzhanov begrenzte den Schaden, indem er Luke McShane in überzeugender Manier besiegte. Am Ende stand ein relativ klares 2½:5½ - wir haben uns achtbar aus der Affäre gezogen, aber die durchaus vorhandenen Chancen nicht zu nutzen vermocht. Bremen zeigte Stärke in den kritischen Situationen des Kampfes und dürfte sich daher verdientermaßen in der Spitzengruppe befinden.
Im zweiten Spiel des Tages behielt Porz gegen Hamburg ungefährdet die Oberhand, auch dieser Kampf endete 5½:2½.

  SV Werder Bremen     5½ : 2½ Godesberger SK
  McShane,Luke          0 : 1  Kasimdzhanov, Rustam
  Efimenko,Zahar        1 : 0  Jenni,Florian
  Areshchenko,Alexander ½ : ½  Sprenger,Jan
  Hracek,Zbynek         ½ : ½  Seel,Christian
  Pelletier,Yannick     1 : 0  Langheinrich, Ferenc
  Babula,Vlastimil      1 : 0  Grafl,Florian
  Nyback,Tomi           ½ : ½  Jackelen,Thomas
  Schandorff,Lars       1 : 0  Armbruster,Alexander 

Die Erleichterung über die Niederlagen der Eppinger Konkurrenz stand uns nach dem Kampf ins Gesicht geschrieben - mit einem Punktgewinn der Badener wären wir praktisch abgestiegen gewesen. Diese kassierten am Samstag eine herbe 1½:6½-Schlappe gegen Katernberg, waren jedoch gegen Mülheim nah am Punktgewinn und führten zur Zeitkontrolle mit 3:2. Am Ende reichte es dennoch für die Mülheimer (4½:3½), was uns vorerst im Rennen um den rettenden zwölften Platz belässt. Eppingen hat jedoch noch zwei Matchbälle gegen Hamburg bzw. Bremen - ein Punktgewinn dort wird ihnen aller Voraussicht nach zum sicheren Klassenerhalt reichen. Falls Eppingen beide Kämpfe verlieren sollte, könnten wir (GSK) mit einem Sieg gegen Kirchheim die Klasse halten. Aber die aktuellen Ergebnisse und die obigen Rechenspiele zeigen, dass zur Zeit mehr Verlass auf das Versagen der Konkurrenz als auf das eigene Vermögen ist. Dabei müssen wir sogar von Glück sprechen, dass die bereits abgeschriebenen Kirchheimer Chancen auf einen Sieg gegen die SF Berlin ausließen! Die Eppinger Kollegen mögen mir mein hartes Urteil verzeihen: Erstligatauglich scheint im Moment keine der beiden im Abstiegskampf involvierten Mannschaften zu sein.

Jan Sprenger (Godesberger SK)

 

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zuletzt geändert am 13. März 2006