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GSK 1. Mannschaft


Die Form nie gefunden - Rückblick auf das Abstiegsjahr

Der zu befürchtende Fall ist eingetreten: Trotz eines (zu hoch ausgefallenen) 6:2-Sieges gegen die SG Heidelberg-Kirchheim steigt der Godesberger SK in die zweite Liga ab, da parallel Eppingen gegen Hamburg gewinnt. (Jan Sprenger, Godesberger SK)

Am letzten Bundesliga-Wochenende warteten auf den Godesberger SK eine nahezu unlösbare und eine Pflichtaufgabe: die Spiele gegen den OSC Baden-Baden und die SG Heidelberg-Kirchheim. Während es gegen Baden-Baden die erwartete Packung gab (1:7), konnte gegen die Kirchheimer, die mit einer reinen Amateurmannschaft, d.h. ohne ihre ausländischen Spieler, aufliefen, der höchste Saisonsieg erzielt werden (6:2). Das Ergebnis täuscht jedoch darüber hinweg, dass der Kampf nach zwei bis drei Stunden alles andere als gut aussah: Mit Ausnahme des ersten Brettes standen alle Schwarzpartien kritisch bzw. glatt auf Verlust, und auch die Weißpartien waren alles andere als klar. Eine von ihnen (Bodo Schmidt - Dietmar Porth) war bereits Remis gegeben. Letztlich setzte sich aber doch die größere Routine auf unserer Seite durch: Florian Grafl gewann aus einer etwas verdächtig aussehenden Stellung heraus gegen Klaus-Peter Zuse, Ferenc Langheinrich und Thomas Jackelen konnten ihre Partien Remis halten. Überzeugend gewannen Rustam Kasimdzhanov und Christian Seel, so dass nach es der Zeitnotphase 4,5:1,5 für Godesberg stand. Für Kirchheim kam es noch dicker: Gernod Beckhuis konnte seine klare Gewinnstellung gegen den Autor nicht verwerten und Dr. Oswald Gschnitzer verlor eine durchaus haltbare Stellung gegen Florian Jenni. Der in der Höhe schmeichelhafte 6:2-Sieg war aber bedeutungslos, da parallel Eppingen in Hamburg siegte und uns somit auf den undankbaren 13. Platz verwies. Man muss aber zugeben, dass Eppingen im gesamten Saisonverlauf den robusteren Eindruck machte, was sich auch im Brettpunktkonto niederschlägt.

Angesichts der eindeutig verlaufenen Mannschaftskämpfe ist der Bericht über das Wochenende kurz ausgefallen. Zum Abschluss möchte ich noch auf unsere Einzelleistungen eingehen und mögliche Gründe für unseren schwachen Auftritt in der ersten Liga beschreiben. Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass die Rahmenbedingungen - sehr junge Mannschaft, hohe Motivation - dazu führen, dass mehrere Spieler über sich hinauswachsen. Dies war aber nicht der Fall. Zum einen hinderte die Doppelbelastung durch Studium und Schach einige Spieler daran, ihr Potential abzurufen. Hier machte sich bemerkbar, dass im Vorjahr nur neun, diesmal aber 15 Partien anstanden, die zudem mit weiten Reisen verbunden waren. Außerdem war der Kader wahrscheinlich zu dünn besetzt, im Endeffekt mussten fast alle durchspielen. Zum anderen stellte der hohe Gegnerschnitt für einige Spieler eine Umstellung dar, die nur mit Mühe bewältigt werden konnte, zumal sich Probleme bei der Eröffnungsbehandlung bemerkbar machten. Ein typisches Phänomen bei Spielern mit wenig Wettkampfpraxis, gerade wenn sie plötzlich gegen deutlich stärkere Gegner antreten müssen. Nur in zwei Mannschaftskämpfen - gegen Tegernsee und Kreuzberg - konnten wir unsere volle Stärke zur Geltung bringen.
Nun aber zur Einzelkritik:

Rustam Kasimdzhanov (Gegnerschnitt 2594, 9,5/15) war trotz Mehrfachbelastung durch WM und Umzug ins Eigenheim der erhoffte sichere Rückhalt am ersten Brett und mußte sich nur Viswanathan Anand geschlagen geben. Siege gelangen u.a. gegen McShane, Sargissian und Ftacnik. Mit seinem Kampfgeist ist er nach wie vor ein echtes Vorbild für uns!

Florian Jenni (ø 2571, 4/15) übernahm das schwierige zweite Brett und hatte einen schweren Stand. Da er seine Partien stets prinzipiell anging und ihm das notwenige Glück fehlte, fiel sein Ergebnis schlechter aus als es die Partieverläufe nahe legen.

Jan Sprenger (ø 2537, 8,5/15) erzielte einen Sieg gegen Alexei Shirov und eine GM-Norm aus 14 Partien. Die Widerstandsfähigkeit in komplett verlorenen Stellungen (2,5/3) - man könnte es auch Glück nennen - hatte einen maßgeblichen Anteil am guten Ergebnis.

Christian Seel (ø 2492, 6/14) spielte recht solide, konnte aber nicht an die überragende Form der Vorjahre anknüpfen. Zu wenige Gegner konnte er in Bedrängnis bringen (nur zwei Gewinnpartien), aber ihm glückte ein überzeugender Sieg gegen Romanischin.

Dennis Breder (ø 2503, 0,5/4) kam aufgrund von Abschlussprüfungen kaum zum Einsatz und hatte sichtlich Probleme, ins Spiel zu finden.

Ferenc Langheinrich (ø 2477, 5,5/15) stellte am Anfang der Saison seine Gefährlichkeit mehrfach unter Beweis (Siege gegen Bönsch und Gabriel). Nach der Null gegen Martin Borriss fielen seine Leistungen jedoch ab, und Eröffnungsschwächen traten zutage.

Florian Grafl (ø 2464, 6/14) begann sehr stark und lag bis zur sechsten Runde auf GM-Norm-Kurs. Dann verlor er eine Kurzpartie gegen Ilja Schneider, wonach die Luft etwas raus war. In der Folge musste er der Doppelbelastung Klausuren/Liga Tribut zollen, überzeugte aber immer in kämpferischer Hinsicht.

Thomas Jackelen (ø 2436, 7/15) ist normalerweise eine absolute Bank, erwischte aber nicht sein bestes Jahr. Sein tiefes Spielverständnis spiegelt sich in den phasenweise brillanten Partien gegen Hertneck und Nyback, in denen es nur an der Verwertung haperte - beide gingen Remis aus.

Alexander Armbruster (ø 2396, 2/8) litt sichtlich unter seinem Fehlstart und fand danach nicht mehr richtig in die Saison.

Bodo Schmidt (ø 2412, 2/4) spielte selten, aber zuverlässig. Er ist einer der wenigen Spieler, die mit Schwarz bessere Ergebnisse holen als mit Weiß.

Alexander Dranov (ø 2466, 0/1) hatte nur einen Einsatz, wird aber nächste Saison sicher mehr Chancen bekommen.


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zuletzt geändert am 04. April 2006