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GSK 1. Mannschaft

2. Bundesliga West 2015/2016
 

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Bodo Schmidt widerspricht Bernd Schneider



Zum Rückzug von GSK I aus der 2. Bundesliga

von Thomas Jackelen (15. September 2015)

Wie bereits vermeldet, hat der Godesberger SK seine 1. Mannschaft aus dem Spielbetrieb der 2. Bundesliga für die Saison 2015/16 zurückgezogen. Damit steht man automatisch als erster Absteiger der Gruppe West zum Saisonende fest. Über die Gründe für diesen drastischen Schritt ― nach über 20 Jahren Zugehörigkeit in 1. + 2. Bundesliga wurde bereits auf diversen Internetseiten/ Foren berichtet und spekuliert.

Konkret geht es um die „Spielervereinbarung“ benannte Unterwerfungserklärung (man sollte die Dinge beim Namen nennen), die alle diejenigen Spieler unterzeichnen sollen, die in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga ans Brett gehen wollen. Ziel dieser Unterwerfungserklärung ist, gegen einen möglichen elektronischen Betrug jeder Art (wie z.b. Smartphone-Nutzung) rechtlich vorgehen zu können (Fall "Falko B."), und Verstöße gegen die Turnierordnung sanktionieren zu können. Ursprünglich wollte der DSB das Papier bereits zur letzten Saison 2014/15 einführen, hat dann aber nach massiven Protesten vor allem vom Godesberger Schachklub kurzfristig davon Abstand genommen, damit man die Zeit nutzen könne eine praktikable und konsensfähige Regelung zu finden. Doch leider wurden in der Folge konstruktive Änderungsvorschläge zwar vom DSB zur Kenntnis genommen, aber abwegig beschieden bzw. abgebügelt. So sind die Unterschiede zwischen dem 2014-Entwurf und der jetzigen praktizierten Fassung der Unterwerfungserklärung lediglich redaktioneller Art, inhaltlich hat sich kaum etwas geändert.

Der Hauptkritikpunkt gegen die Unterwerfungserklärung ist der massive Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines jeden Spielers ("verdachtsunabhängige Untersuchung"). So verweist Paragraph 3 der Unterwerfungserklärung auf die neue (per 1.7.2014) FIDE-Regel 11.3 b, wonach es dem Schiedsrichter erlaubt ist, Kleidung, Gepäck oder andere Gegenstände zu untersuchen. Dieser Punkt ist für viele Spieler ― mich eingeschlossen ― nicht hinnehmbar und unerträglich. Der DSB in Person von Bundesturnierdirektor Ralph Alt geht über diese Kritik recht lapidar hinweg mit der Bemerkung "... Und dazu gehört auch die Hinnahme einer Überprüfung von Kleidung, Gepäck, tatsächlich mitgeführter elektronischer Geräte und im Ernstfall der Person, weil die Schachregeln dies so vorsehen." Ja, die FIDE-Regel sieht dies vor, aber Sportregeln können im konkreten Fall nicht die Grundrechte (Persönlichkeitsrechte) eines Bürgers aushebeln. Die Wahrung der Privatsphäre wird durch das deutsche Gesetz sehr stark geschützt und aus juristischer Sicht wäre dies also eine "verdachtsunabhängige Untersuchung". Eine solche Untersuchung und das Eindringen in die Privatsphäre ist zudem völlig unverhältnismäßig und unrechtmäßig. Daran ändert auch nichts, dass eine Reihe von Schiedsrichtern bereits erklärt haben, diese Regel nicht umzusetzen und solche Durchsuchungen nicht durchzuführen   (siehe Thread im Forum der Schiedsrichterkommision) Als Spieler weiß ich ja nicht vorher, wie das der Schiedsrichter ggf. handhabt. Ich halte die Umsetzung dieser FIDE-Regel in der jetzt praktizierten rigiden Form schlicht für illegal, und potentiell schädlicher für das Schach, als die Betrugsmöglichkeiten, denen man damit begegnen will.

Die Spielervereinbarung der 1. Bundesliga sieht übrigens eine entsprechende Durchsuchung ausdrücklich erst bei einem begründeten Verdacht vor, in der 2. BL soll dies aber verdachtsunabhängig geschehen. Auch sieht die Spielervereinbarung der 1. BL, im Gegensatz zu der der 2. BL, Untersuchungen explizit mithilfe von Detektoren/Scannern vor. Ein geeigneter Scanner ist diesbezüglich sicher wesentlich effektiver bei der Suche nach elektronischen Hilfsmitteln und greift weitaus weniger stark in die Persönlichkeitsrechte ein. Und was sollen denn diese Formulierungen zur Gewaltablehnung und zur sexuellen Mitbestimmung? (§ 1 Abs. 2) Das geht doch wie einiges andere auch vollkommen an der eigentlichen Sache vorbei.

Im übrigen steht der GSK mit seiner Kritik nicht allein. Viele Spieler, Vereine und auch Verbände haben sich bereits kritisch über das Papier geäußert, wie auch die breite kritische Diskussion im Netz zeigt. So wurde im vergangenen Jahr die Spielervereinbarung, auf Antrag des Greifswalder SV, nicht in der Oberliga Nord eingeführt. Auch der SBNRW hatte sich bereits ablehnend geäußert (Dringlichkeitsantrag des SBNRW). Einen interessanten Artikel hat Michael Buscher (DJK Aufwärts Aachen) verfasst, der die Unterwerfungserklärung aus ähnlichen Gründen ablehnt. Der Aachener SV (2. BLW) hat sich ebenfalls als entschiedener Gegner dieses Papiers positioniert und sich unserer Kritik angeschlossen. Lesenswert ist auch der Diskussions-Thread bei Schachfeld.de.

Fünf Spieler aus der 1. Mannschaft haben es abgelehnt das Papier zu unterschreiben (u.a. Dr. Robert Hübner und Bodo Schmidt), die übrigen standen mehrheitlich dem Papier ebenfalls kritisch gegenüber, waren aber bereit zu unterschreiben, um eine spielfähige Mannschaft zu erhalten. Letztlich sind die Bemühungen eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen, leider gescheitert, so dass der Verein zurückziehen musste. In der Konsequenz hat die sogenannte Spielervereinbarung zu einer völligen Auflösung der 1. Mannschaft des Godesberger Schachclubs geführt.

Bodo Schmidt, Teamchef, Sponsor und Vorstandsmitglied nimmt in einem Artikel auf Chess-International Stellung zu den Gründen und legt seine persönliche Sichtweise dar.

Thomas Jackelen

 

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zuletzt geändert am 5. Dezember 2015