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GSK 1. Mannschaft

2. Bundesliga West 2014/2015

Bericht Runde 9

Bochumer SV - Godesberger SK I (5 : 3)

von Guntram Hainke
 




Klassenerhalt gesichert trotz Niederlage gegen Bochum

"Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann." Gemäß dieser Definition von Antoine de Saint-Exupéry muss man die Art und Weise, wie die erste Mannschaft des Godesberger SK in dieser Saison mit 6:12 Mannschaftspunkten und 33,0 Brettpunkten den Klassenerhalt geschafft hat, als gelungen bezeichnen, denn einen einzigen Mannschaftspunkt oder fünf Brettpunkte hätte man nicht mehr weglassen können. Nach den Ergebnissen der vorangegangenen beiden Jahre (2012/13: 9:9 MP, 36.5 BP, 2013/14: 7:9 MP, 34.0 BP) sollen nun in der kommenden Saison wieder bessere Ergebnisse her, will man nicht als Truppe von Limbotänzern - vor denen ja insbesondere auf öffentlichen Bedürfnisanstalten gewarnt wird - tituliert werden.

Zuvor soll noch kurz die Geschichte des letzten Spiels dieser Saison erzählt werden. Zum Kampf der Wagen und Gesänge der in der Erich Kästner-Schule froh vereinten Bochumer Vereine zogen der Godesberger SK und DJK Aufwärts Aachen, um die Frage zu klären, welche Mannschaft auf das Aufstiegsrecht in die erste Liga als erste verzichtet. Alle vier Mannschaften wiesen einen Elo-Schnitt von über 2400 auf, so dass mit hochklassigen Partien zu rechnen war in einem Spiellokal, dessen Namen Kritiker der Gesamtschule in einem Atemzug mit den Bezeichnungen Martin-Luther-King-Kaserne, Bill-Clinton-Kloster oder ISIS-Archäologiemuseum nennen.

Die Großmeister-Paarungen Hübner-Danin und Nijboer-Rausis endeten bereits früh mit kurzzügigen Unentschieden. Diese Partien muss man im Kontext des Large Grandmaster Collider-Experiments sehen, bei dem man erfahrene Großmeister mit neuesten Eröffnungserkenntnissen anreichert und aufeinanderprallen lässt, um die entstehenden Theorieduelle zu beobachten. Die Messergebnisse hier besagten, dass Schwarz in der englischen Symmetrievariante und im Short-System der Caro-Kann-Verteidigung gut ausgleichen kann.

Heiko Mertens traf auf den früher für Münster spielenden Manuel Bosboom, der für seine unorthoxe Spielweise und seinen positiven Score gegen Kasparov im Blitzen bekannt ist. In einem vergleichsweisen konventionellen Najdorf-Sizilianer bot der Holländer in einer unklaren Stellung, in der er wohl objektiv nicht genügend Kompensation für einen geopferten Bauern hatte, Remis an, was Heiko Mertens auch akzeptierte, um nicht noch das Schicksal Kasparovs zu teilen.

Auch Guntram Hainke erhielt ein frühzeitiges Remisangebot von seinem Gegner Joachim Hengelbrock, der allerdings nur dafür bekannt ist, keine Eröffnung zweimal zu spielen und stets frühzeitig Remis anzubieten. So zeigte sich der Bochumer auch nicht überrascht, als der Weiße weiterspielen wollte, um vielleicht doch etwas Wasser aus dem diskutierten Stonewall zu pressen. Tatsächlich gab es auch später eine einzügige Gewinnmöglichkeit für Weiß in dem Sinne, dass die Stellung einen Halbzug lang für ihn gewonnen war: Nach 30.De7:+ Ke7: 31.La6 und nachfolgendem h4, b3, a4, Tc3, Kf2-e2-d2-c2-a3-b4 und schließlich a5 und ggf. Lb5 wäre der volle Punkt nicht weit entfernt gewesen. Das gespielte 30.Tc7 aber führte direkt zum Unentschieden.

Alexander Armbruster am zweiten Spitzenbrett überraschte seinen Kontrahenten Piet Peelen im klassischen Königsinder, in dem er 6...Lg4 zog, und seine Mannschaftskameraden, in dem er 9...e5 statt ..c5 oder ..a6 zog. In dem resultierenden Mittelspiel erlangte Weiß ein stabiles positionelles Übergewicht, das allerdings noch nicht Rubensdamendimensionen annahm. Mit dem spekulativen Qualitätsopfer 32...Te3: mischte Alexander Armbruster daher seinen in Zeitnot befindlichen Gegner auf. Das entscheidende hierbei war nämlich nicht der Zug selbst, sondern die Zugnummer: Weiß konnte nach Annahme des Opfers eine Zugwiederholung herbeiführen, um Zeit zu gewinnen, allerdings musste er die Entscheidung, ob er die dritte Zugwiederholung erlauben wollte, genau im 40. Zug treffen. Unter Risikomanagementgesichtspunkten korrekt willigte er ins Remis ein.

Thomas Jackelen und Alexandar Dranov entwickeln sich offenbar zu guten Kunden von Achim Illner und Anna Zatonskih: Während sie vor zwei Jahren jeweils ein Remis erzielten, mussten sie sich dieses wie auch schon letztes Jahr geschlagen geben. Thomas Jackelen konnte in einem Hybriden aus Katalanisch, Damenindisch und der Keres-Verteidigung nie vollständig ausgleichen und auch nicht über die taktischen Witze 21.Td7:+ und 34.Sa4 (mit der Idee ..Sd7 35.Sb6:) lachen.

Alexandar Dranov wählte in einem Tarrasch-Franzosen mit frühem Sd2-b3-d4 und Le3 nicht die optimale Aufstellung, was Schwarz dazu nutzte, durch günstige Abtäusche die weiße Bauernstruktur zu ruinieren. Alle Bauernschwächen decken zu wollen war dann leider ebensowenig möglich wie der Braille-Inschrift "Bitte nicht berühren" Folge zu leisten.

Ein interessantes Endspiel beschloss die Saison.

Brett 6 De Groote,E (2336) - Schmidt,B (2353) Stellung nach 38... Lc8

In einem Franzosen hatte Weiß nach 13...Df6?! (besser 13...Sf6=+ mit der Idee 14.Dg3 (sonst ..Ld6) e5! und 15.De5: verbietet sich wegen ..Lf2:+) das schwarze Zentrum blockieren können und im Mittelspiel Vorteil gehabt. Im entstandenen Endspiel wollte Weiß aufgrund des etwas aktiveren Königs und des besseren Läufers weiterhin Gewinnversuche unternehmen. Nach den offenbar natürlichen Zügen 39.d6 Le6 40.a3 Ld7 41.Lg8 gab Weiß in der Folge den Bauern d6, um dafür f5 und h6 zu gewinnen. Um den eingeklemmten weißen König zu befreien, musste er allerdings den h-Bauern zurückgeben, wonach ein Buchremis entstand.
Groß war die Überraschung, als klar wurde, dass Schwarz mit 40...h5! aufgrund von Zugzwang plötzlich gewinnen konnte, während Weiß diese Idee noch mit 40.h5 aus der Stellung nehmen konnte.

Bericht von Guntram Hainke
 

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zuletzt geändert am 5. Mai 2015