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von Guntram Hainke
An den Iden des März 2015 fand zwar keine Senatssitzung, dafür aber ein ähnlich unheilversprechender Mannschaftskampf statt: Zu Gast bei der ersten Mannschaft des Godesberger SK war der Wiesbadener SV, um die Abstiegsfrage in der zweiten Bundesliga West in vorletzter Lesung zu klären. Die Elo-Mehrheit lag bei der Heimmannschaft, so dass bei guter Fraktionsdisziplin ein Sieg von ihr erwartet wurde. Allerdings benötigten beide Mannschaften einen Sieg, um ihre Versetzung in die dritte Liga zu gefährden, wodurch sich ein langer und spannender Kampf entwickelte.
Mannschaftsführer Bodo Schmidt traf auf Ulrich Nehmert, gegen den er zuletzt 1976 gespielt hatte. Gegen den von früher als gefährlichen Taktiker bekannten Gegner wählte er eine ruhige Slawisch-Variante, in der er das gegnerische Zentrum mit 15...e5 korrekt unterminierte. Nach dem von ihn nicht vorausberechneten 16.Lc4 rochierte er kurz statt lang, wie es richtig gewesen wäre. In dem sich anschließenden Angriff konnte Weiß nachweisen, dass dieses Konzept auch nicht ausgereifter als das einer aufblasbaren Dartscheibe war, und gewann schnell.
Für den umgehenden Ausgleich allerdings sorgte Thomas Jackelen.
Brett 3 Gottschalk,J (2293) - Jackelen,T (2407) Stellung nach 21. Db3
Im Chebanenko-Slawen hat Weiß mit den Manövern Sc3-a4-b6 und Db3-b6-b3 Temposünden begangen, für die Schwarz nun am Königsflügel ein Knöllchen ausstellt. 21...f4! Leitet bereits den Schlussangriff ein. 22.h4?! Nach 22.exf4 Txf4 23.De3 Df6 ginge der Bauer d4 verloren. 22...f3! 23.Dd3 [23.hxg5 fxg2 (Nicht so klar wäre 23...Dxg5 24.g3 Dh5 25.e4) 24.Kxg2 Dxg5+ 25.Kh3 Dh5+ 26.Kg2 Dh2#] 23...Sh3+! 24.gxh3 Dxh4 25.Dg6 Dxh3 26.Sxf3 Txf3 27.Dg2 [27.Dxd6 Dg4+] 27...Dh5 28.e4 dxe4 29.d5 Tf6 30.dxc6 Lh2+ 31.Kh1 Le5+ 32.Kg1 Tg6 0-1
Zu diesem Zeitpunkt standen die Godesberger an den verbleibenden Brettern zweimal besser, zweimal schlechter und zweimal remislich. Man brauchte sich nicht die Schuhe auszuziehen um abzuzählen, dass ein 4:4 keiner der beiden Mannschaften helfen würde, und so wurde fleißig weiter gespielt.
Guntram Hainke erreichte im Nimzo-Inder aus der Eröffnung heraus keinen Vorteil, und auch im anschließenden Mittelspiel hielten sich die beiderseitig begangenen positionellen Ungenauigkeiten, von denen es leider so viele gab wie verschiedene Schreibweisen von "Crêpes" in der Bonner Innenstadt, die Waage.
So endete diese Partie unentschieden wie auch die von Johannes Florstedt, der die erste Mannschaft zum ersten Mal in dieser Saison verstärkte. Gegen seinen elolosen Gegner sicherte er sich im klassischen System der Caro-Kann-Verteidigung einen leichten Vorteil. Leider verpasste er mehrere Chancen, diesen Vorteil auszubauen, z.B. mit 22.de5: und anschließendem Quartangriff oder mit dem Powerchord 27.De2 Df5 28.Dd4 b6 29.c5, und musste schließlich das etwas besser stehende Endspiel Remis geben.
Die Entscheidung über den Ausgang des Mannschaftskampfes fiel dann am Spitzenbrett, wo Erald Dervishi das Kunststück vollbrachte, eine schlechte Stellung innerhalb von zehn Zügen sogar zu gewinnen.
Brett 1 Dubkov,A (2293) - Dervishi,E (2562) Stellung nach 35... Ta8
Schwarz hat die mathematisch maximal mögliche Anzahl von isolierten Bauern, nämlich vier, und seine Stellung wird nur gerade noch durch den weißfeldrigen Läufer zusammengehalten. 36.Tf6? [36.Tc7! Lb4 37.Ld7! um den weißfeldrigen Läufer abzutauschen oder zumindest in eine schlechtere Stellung zu drängen Le2 38.Lc6 Lc4 39.Sc5+/- und Schwarz verliert entweder den Bauern auf d5 oder den auf h4] 36...Le7 37.Tf4? Nun gewinnt Schwarz bereits nach einem witzigen Rückkehrmanöver forciert die Qualität. 37...Lc8 38.Lc6 Ta7 39.Sc5 Lg5 40.Tf3 Lg4=/+ So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn. 41.Lxd5 Lxf3+ 42.Kxf3 Le7 43.Kg4 Kg7 44.Sd3?! Danach kann Schwarz seinen Turm bequem aktivieren. 44...Tc7 45.Se5 Tc2 46.Sc6 Lb4 47.Sxb4? [47.Kxh4 leistete mehr Widerstand: 47...Txf2 48.Kg3 Le1 49.Se5 Ta2+ 50.Kf3 Txa4 51.Lxf7-/+] 47...axb4-+ 48.a5 Tc3 49.Kxh4 Ta3 0-1
Kurz darauf gab es zwei weitere Siege zu vermelden. Heiko Mertens verstand es, in einer sizilianischen Nebenvariante seinen Gegner auf positionelle Weise so gekonnt zu überspielen wie jemand, der ein Buch über die Kunst des Delegierens von einem Ghostwriter schreiben lässt.
Alexander Armbrusters Gegner wählte als Weißer eine unkonventionelle Spielanlage, die man am besten mit den Worten Woglindes aus der Oper Rheingold charakterisieren kann: "Weia! Waga! ... Wagala weia! Wallala weiala weia!" Mit kräftigen Zügen konnte Alexander Armbruster schließlich den entscheidenden Punkt zum 5:2 einfahren.
Da fiel es nicht weiter ins Gewicht, dass Aleksandar Dranov nach einem positionellen Qualitätsopfer im Vierspringerspiel nicht konsequent genug fortsetzte und seinem Gegner erlaubte, sich zu konsolidieren und schließlich den Materialvorteil zu realisieren.
Mit diesem Ergebnis und den Resultaten an den anderen Spielorten scheint nun der Klassenerhalt für die erste Mannschaft gesichert zu sein, Quanteneffekte einmal ausgeschlossen. Dennoch darf beim letzten Saisonspiel am 12. April beim Bochumer SV noch einmal gepunktet werden.
Bericht von Guntram Hainke
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zuletzt geändert am 3. April 2015 |