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von Guntram Hainke
In der streng limitierten, vor allem Arthouse-Connaisseuren ansprechenden Vinyl-Sammleredition des der siebten Kunst angehörenden Werkes "Und täglich grüßt das Murmeltier" wacht der Protagonist nicht nur immer wieder am gleichen Tag auf und tritt immer wieder in die gleiche Pfütze, sondern spielt auch immer wieder mit seinem Team gegen die zweite Mannschaft der Solinger SG und gewinnt immer wieder 5,5:2,5.
Inspiriert ist diese Szene wohl durch die Geschicke der ersten Mannschaft des Godesberger SK, die am vergangenen Spieltag wie vor zwei Jahren zur selben Zeit am selben Ort mit den selben Paarungen Hübner-Wegerle, Michalczak-Jackelen, Mertens-Krieg, Berg-Schmidt und Hainke-Gupta mit dem selben Ergebnis gewann.
Soweit die Meldung, wie man sie auch an das Management weitergeben würde, damit sich die Herren bei der Aufsichtsratssitzung nicht erschrecken und an einer Auster verschlucken würden. Tatsächlich war der Spielverlauf alles andere als souverän und glich eher einem Botox-Werbespot, in dem sich die Sorgenfalten erst ganz zum Schluß glätten.
Unter den Augen der Schlachtenbummler Dr. Frithjof und Hedi Wahl konnten die Anziehenden an allen Brettern ein Plus aus der Eröffnung heraus erzielen, was allein keinen hohen Erwartungswert, nur eine hohe Varianz versprach. So konnte Robert Hübner beispielsweise in der erneut zur Debatte stehenden Fort-Knox-Variante im Rubinstein-Franzosen das weiße Spiel mit 9.b3 verbessern und den schwarzen König dazu verdammen, fortan heimatlos auf Erden umherzuirren. Igor Rausis hingegen spielte im klassischen Sizilianer lauter natürliche Züge, um sich nach dreizehn Zügen in einer Stellung wiederzufinden, die gemäß Yermolinski geradewegs zu einem positionellen Desaster für Schwarz führt.
Im Laufe des Mittelspiels kamen die Nachziehenden aber immer besser ins Spiel. Zunächst demonstrierte der Gegner von Alexandar Dranov, dass eine Partie nicht nur Remis ist, wenn beide Parteien dreimal hintereinander die Züge wiederholen, sondern manchmal auch, wenn dies nur einer der beiden macht. Kurze Zeit später konnte Mannschaftsführer Bodo Schmidt einen vollen Punkt verbuchen, nachdem er sich aus seiner auf den ersten Blick gedrückt anmutenden Slawisch-Stellung befreien konnte.
Thomas Jackelen spielte eine Partie, die drahtseiltanzenden Schwert- und Feuerschluckern auch nicht spektakulärer erscheinen mag als ein gewöhnlicher Salto mortale, den verbleibenden Nicht-Kortschnois dieser Welt aber Angst und Schrecken einjagte. In einer für Weiß etwas angenehmeren Isolanistellung konnte Schwarz nach dem objektiv wohl zweifelhaften 13.Sg5 (besser zunächst 13.Lh6) den weißen Bauern auf c3 schnabulieren um den Preis, dass alle weißen Figuren aus ihrem Winterschlaf erwachten und der schwarzen Dame und dem schwarzen König ihre Aufwartung machen wollten. Einige präzise Verteidigungszüge waren nötig, bis die weiße Initiative zum Stillstand kam und Schwarz im Gegenangriff gewinnen konnte.
In der Zeitnotphase spielten sich dann turbulente Szenen ab.
Brett 1 Hübner,R (2594) - Wegerle,J (2440) Stellung nach 27...Sfe4
Selbst für Goldman Sachs wäre die schwarze Stellungsbilanz eine Herausforderung. Während nach 28.Sxe5 die Konsequenzen von ...Dd2 berechnet sein wollen, würde - wie ein fachmännisches Klicken auf den Knopf "Kiebitz hinzuholen" zeigt - nach z.B. 28.La3 das schwarze Springergespann entwurzelt und der Sieg nicht mehr fern sein. Nach den gespielten Zügen 28.Td1 Df6 29.Se5: Le5: 30.Le5:+ De5: jedoch war eine weiße Figur vom Arbeitsmarkt verschwunden, und die Partie musste noch einmal gewonnen werden. Dies gelang Robert Hübner auch nach den weiteren Zügen 31.Tb1+ Kc7 32.Da3 a6? (32...Kxc6 33.Dxa7 Dd4 34.Db6+ Kd7 35.Td1 Sd2 36.Tc1 Se6 (36...Sde4 37. Td1=)37.Dxd4+ Sxd4 38.Ld3= und Weiß gewinnt eine Figur zurück) 33.Da5+ Kxc6 34.Dd8 Dc7 35.De8+ Dd7 36.Da8+ Kc7 37.Db8+ Kc6 38.Db6+ Kd5 39.Td1+ Ke5 40.Txd7 Sxd7 41.Dc7+ Ke6 42.Lxa6 Th5 43.Dc6+ Sd6 44.Lc8 1:0.
Guntram Hainke konnte sich im frühen Mittelspiel des Vorteils des Läuferpaares erfreuen. Bei knapper werdender Zeit beschränkte sich seine Kunst der Bauernführung leider darauf, dass seine Bauern ihm folgten, aber nur aus morbider Neugier. So kam es, dass die beiden schwarzen Springer aus der Provinz auf d7 und f6 plötzlich in die Großstadt auf d3 und e3 gelangten. Nach einem taktischen Übersehen seines Gegners konnte er sich jedoch durch Abtäusche in ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel retten.
Auch die Partie von Igor Rausis mündete nach einigen Abenteuern in ein remislichs Turmendspiel, womit es kurz nach der Zeitkontrolle 4,5:1,5 für Godesberg stand. Damit war der Druck heraus, und Heiko Mertens und Alexander Armbruster konnten ihre besser stehenden Endspiele in Ruhe auf Gewinn spielen. Ihre Gegner verteidigten sich jedoch umsichtig, so dass nach knapp sechs Stunden der Endstand 5,5:2,5 lautete.
Bereits am jetzigen Sonntag ist das nächste Heimspiel, in dem die SG Porz zu Gast ist. In den vergangenen Jahren lief es gegen diesen Gegner zweimal schlecht für Godesberg - man verlor mit 0,5:7,5 bzw. 1:7 - und zweimal lief es gut für Godesberg - man verlor nur mit 1,5:6,5. Hoffen wir also dieses Mal wieder auf ein gutes Ergebnis.
Bericht von Guntram Hainke
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zuletzt geändert am 30. Januar 2015 |