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GSK 1. Mannschaft

2. Bundesliga West 2013/2014

Bericht Runde 8

Godesberger SK I - Düsseldorfer SK I (5 : 3)




Wichtiger Sieg im Abstiegsduell

"Der Runde muss ins Eckige" titelte die B.Z.-Zeitung, und auch vor, während und nach dem Heimspiel der ersten Mannschaft gegen den Düsseldorfer SK war Uli Hoeneß Gesprächsthema Nr. 1. Was hätte man mit den hinterzogenen Steuern nicht alles kaufen können: Die Zutaten für eine Milliarde Kantinenessen oder 50 Millionen Ein-Euro-Stücke oder Toilettenbürsten für die gesamte Hamburger Elbphilharmonie.

Oder auch: Die Spielerhonorare für die Legionäre beim vorletzten Spieltag - denn alle Mannschaften waren nahezu in Bestbesetzung angetreten, um das Gespenst zu vertreiben, das in der 2. Bundesliga West umgeht, das Gespenst des Abstiegs. Für Godesberg sollten es diesmal die Ghostbuster Dervishi, Rausis und Likavsky an den vorderen Brettern richten, Düsseldorf bot mit Ulf Andersson die andere Schachlegende der Liga auf. Die zahlreichen Kiebitze freuten sich also auf einen hochklassigen und spannenden Sonntagnachmittag.

Stirnrunzeln wie in einer Antifaltencreme-Werbung (vorher) gab es allerdings schon nach den Eröffnungszügen bei den heimischen Zuschauern: In den Weiß-Partien schien kein Vorteil drin zu sein, und in den Schwarz-Partien schien kein Ausgleich drin zu sein.
In gleich drei Partien hatten die Nachziehenden die französische Verteidigung gewählt - der Gegner von Igor Rausis, Thomas Jackelen und Bodo Schmidt. Nach Kortschnoi ist Französisch wie eine Geliebte, die ihrem Verehrer manch schöne Stunde gewährt - an diesem Tag aber zeterte sie, schmiss Geschirr zu Boden, verteilte Backpfeifen und drohte, zurück zu ihrer Mutter zu gehen. Bodo Schmidts König und Dame legten früh einen Cha-Cha-Cha aufs Parkett (Kf8-g8, Df8; Dd8, Kf8-e8), was für Tanzmuffel wie den Verfasser nicht recht vertrauenerweckend aussah. Gegen Jüngere, nominell Schwächere und Angriffsspieler soll man ja bekanntlich Endspiele üben. So verwunderte es nicht, dass Igor Rausis in seiner Partie gegen einen jüngeren nominell schwächeren Angriffsspieler schon frühzeitig die Damen tauschte. Aber ob sich der leichte weiße Vorteil würde verdichten lassen können?

In der ersten beendeten Partie des Tages versäumte es Thomas Jackelen, sich im frühen Mittelspiel durch einige Abtäusche zu entlasten und ging schließlich im Angriffswirbel seines Gegners unter. Alexander Dranov brachte das Manöver Sge7-g6 im Spanier früh ins Grübeln. Wie sich herausstellte, gab es wichtige Partien zu diesem Thema nur in den Jahren 2010 (Ivanchuk), 1973 (Larsen) und 1864 (Adolf Anderssen). Nach dem Eröffnungsduell mündete die Partie dann in ein ausgeglichenes Mittelspiel, welches folgerichtig remis gegeben wurde.

Heiko Mertens hatte sich in das sizilianische Labyrinth begeben. Nicht in der Maisfeld-Variante bei Biobauer Emde, wo es nachher ein Glas Kaba gibt, sondern in der Theseus-Minotaurus-Bindfaden-Vergessen-Variante. Nach zehn Zügen hatten die Kontrahenten beide schon eine Stunde Bedenkzeit verbraucht, was aber nicht gerade zu einer Vereinfachung des Stellungproblems geführt hatte. Viele Komplikationen später endete jedoch auch diese Partie friedlich.

Alexander Armbruster war es, der den Ausgleich zum 2:2 kurz nach der Zeitkontrolle besorgte. Symmetrisches Englisch, was hier diskutiert wurde, führt ja oft zu einem Grundlinienspiel wie beim Damentennis (ohne die Geräuschkulisse), wo hinter der Bauernfront die Figuren mal nach rechts und dann wieder nach links gezogen werden. In der aufkommenden Zeitnot konnte Weiß durch eine Abtauschserie dann aber ans Netz vordringen (33.Te6, 34. Ld5, 37.De6) und dann mit dem Schmetterball 39.Sc7! den ganzen Punkt einfahren.

Igor Rausis profitierte schließlich von den Ungenauigkeiten seines Gegners und brachte Godesberg erstmalig in Führung. Bodo Schmidt konnte sich ein spitzbübisches Grinsen nicht verkneifen, als er seine zwischenzeitlich doch bedenkliche Stellung nach der Zeitnotphase in den Remishafen steuern konnte.

Tomas Likavsky spielte eine Partie, die im deutschen Fernsehen nur zwischen 22:00 und 6:00 Uhr ausgestrahlt werden darf. Wie sonst sollte man Jugendlichen erklären, dass es in die Königsstellung hereinregnen darf (...f6 schwächt e6, f7, g8) und ein schwarzer Läufer auf a7 die alleinige Aufgabe haben darf, einen schwarzen Bauern auf b6 vor diagonalen Angriffen von hinten rechts zu schützen? Der Großmeister zeigte aber, dass das dynamische Potenzial der schwarzen Stellung viel schwerer wog und erspielte sich einen großen Vorteil, den er durch zwei taktische Übersehen leider zum Remis vertändelte.

Erald Dervishi (sollte man besser schreiben "der Vishy"?) blieb es vorbehalten, den Schlusspunkt zu setzen. In blendender Form befindlich, konnte er gegen den gesundheitlich angeschlagenen Ulf Andersson aus der Eröffnung heraus mit Schwarz einen leichten Vorteil erzielen. Nach einer vergebenen Chance (27...Dc1!) verflachte das Spiel allmählich, und es sah nach einem baldigen Remisschluss aus. Doch Erald Dervishi stellte im Stil von Ulf Andersson seinen Gegner immer wieder vor kleine Probleme, bis dieser in Zeitnot schließlich entscheidend daneben griff.

Unter dem Beifall der Zuschauer ging also der zwischenzeitlich verloren geglaubte Mannschaftskampf mit 5:3 für Godesberg aus. Mit diesem Ergebnis hat die erste Mannschaft nun gute Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen - die allfälligen Rechenspiele seien dem geneigten Leser als Übungsaufgabe überlassen.

Guntram Hainke
 

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zuletzt geändert am 27. März 2014