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Es gibt sie, diese seltenen Tage, an denen einem alles gelingen mag. Wo man einen USB-Stick gleich beim ersten Mal richtig herum einsteckt und man einen Druckauftrag erfolgreich abbrechen kann. Wo einem ein Hausmeister zulächelt und Säuglinge nicht gegen das Bundes-Schallimmissionsschutzgesetz (BImSchG) verstoßen. Wo man einen Friseur findet, der ein Schweigegelübde abgelegt hat, und einen Taxifahrer, der keine einfachen politischen Lösungen parat hat.
Ein solcher Tag war der ersten Mannschaft des Godesberger SK am vergangenen Sonntag beim Heimspiel in der Godesberger Stadthalle gegen den SV Koblenz vergönnt. Mit Ausnahme der Legionäre an den vorderen Brettern galt die Gästemannschaft als vielleicht homogenste Truppe der Liga, mit zwei ihrer stärksten Spielern an Brett 7 und 8. Diese beiden hatten im Verlauf der letzten Saison und der ersten Hälfte der jetzigen Saison Bud Spencer und Terence Hill-gleich dort aufgeräumt. So lautete denn die Strategie, hinten ruhig zu spielen und auf die beiden vorderen Bretter, mit den GMs Erald Dervishi und Igor Rausis vorzüglich besetzt, zu hoffen.
Dass dies kein Mannschaftskampf wie jeder andere werden würde, sah man schon früh daran, dass Guntram Hainke seine Vorbereitung aufs Brett bekam. Tatsächlich war nach einer forcierten Mittelspielsequenz nur die Frage, ob Weiß das unangenehme Endspiel würde halten können oder nicht.
Zum gleichen Zeitpunkt genoss ebenso die Stellung von Bodo Schmidts Gegner nur noch das volle Vertrauen der Kanzlerin, da nach druckvoller Eröffnungsbehandlung des Godesberger Mannschaftsführers ein schwarzer Bauer eine Auszeit aus gesundheitlichen Gründen genommen hatte. An den anderen Brettern sah es zu diesem Zeitpunkt auch ganz danach aus, als ob die Koblenzer dort keinen Schabernack würden anstellen können.
Tatsächlich stand es kurze Zeit später bereits 3,5-0,5 für Godesberg. Neben den beiden genannten Partien konnte sich Erald Dervishi als nächster durchsetzen. Im schottischen Vierspringerspiel, das in der Theorie als Eichmaß für die Planarität einer perfekten Ebene gilt, verschaffte er sich Zug um Zug immer größere Positionsvorteile, so dass der Verlauf der Stellungsbewertung mehr und mehr einem vom Verfasser aufgehängten Bilde glich.
Heiko Mertens sorgte für den nächsten halben Punkt, in dem er in einer korrekten Partie das positionelle Qualitätsopfer seines Gegners durch ein noch positionelleres Qualitätsrückopfer neutralisierte.
Alexander Armbruster erzielte daraufhin den Siegtreffer, nachdem sein Gegner den Befehl "Selbstmordkommando - attackiert!" befolgt hatte und in einer hoffnungslosen Stellung die Zeit überschritt.
Kurze Zeit später hatte auch Igor Rausis einen Sieg eingefahren in einer Partie, die man als Nicht-Eingeweihter ebenso wenig versteht wie etwa olympische Demonstrationssportarten.
Isolani-Bauern befinden sich immer auf d4 oder d5 und entfernte Randfreibauern stets auf der a-Linie, das weiß ja jeder russische Schuljunge. So musste der Gegner von Thomas Jackelen verdutzt gewesen sein, als er im Endspiel durch den entfernten weißen Randfreibauern auf der h-Linie an der Verteidigung seines Isolanis auf e5 gehindert wurde und schließlich aufgeben musste.
Alexander Dranov besorgte schließlich den Endstand mit einem Remis, nachdem er im Nimzo-Inder den Rückwärtsgang eingelegt hatte und sich zäh verteidigen musste, statt durch ein spektakuläres Damenopfer zu gewinnen (27...Df3+!).
So stand am Ende ein 7:1-Sieg, so hoch wie die erste Mannschaft in der jüngeren Vereinsgeschichte lange nicht mehr gewonnen hat. Standesgemäß klang der Abend dann im Schaumburger Hof aus bei einem Festmahl, wie man es sonst nur aus Asterix-Comics kennt.
"Schreib den Artikel ja vor dem nächsten Mannschaftskampf!", so hieß es. Denn der nächste Mannschaftskampf steht bereits am nächsten Sonntag beim Auswärtsspiel gegen den Aachener SV auf dem Programm, in dem es weiter um den Klassenerhalt für beide Mannschaften geht. Vielleicht erwischen wir ja wieder einen glücklichen Tag!
Guntram Hainke
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zuletzt geändert am 19. Februar 2014 |