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Nachdem uns das Navi zuerst ins falsche kleine Kaff geschickt hatte, kamen wir mit leichter Verspätung doch noch im neuen Spiellokal der Pulheimer an. Jedem von uns war klar, dass wir uns nach einer Niederlage oder einem Unentschieden im Grunde schon von der Regionalliga würden verabschieden können. Für die Pulheimer sah es ähnlich aus, entsprechend kämpferisch wurden die Partien angelegt.
Am ersten Brett wurde ich im klassischen Sizilianer von einem Damenausfall überrascht, konnte aber eine gute Erwiderung finden. Sebi wehrte sich unorthodox gegen Alapin und es war nicht ganz klar, ob er seinem Gegner oder sich selbst schwierigere Aufgaben stellte. An Brett drei spielte Christian die Hauptvariante gegen das Wolga-Gambit und daneben verteidigte sich Martin mit Benoni. Jan hatte ebenfalls Benoni auf dem Brett, ausnahmsweise mal mit Weiß. Christofs Gegner opferte eine Figur auf b5 und erhielt einen sehr starken Angriff. Gerd hingegen spielte auf Gewinn, indem er mit Alapin ein leicht schlechteres Endspiel ansteuerte. Am achte Brett verwandelte Wilfried seine Philidor-Verteidigung, nach einem riskanten Bauernraub und einen Gegenschlag auf f7, in eine aussichtsreiche Stellung mit Expansionsmöglichkeiten im Zentrum, einem starken Läufer und einer offenen f-Linie.
Mein Gegner spielte die Eröffnung fast a tempo und hatte ab dem 20sten Zug ungefähr eine Stunde mehr auf der Uhr. Im Mittelspiel allerdings begann er zu schwimmen und als meine erste ernsthafte Drohung auftauchte, hatte seine Parade ein großes Loch:
Philipp Bongartz - Peter Wacker
(Brett 1)
Mit 24.Tc7 hatte ich Sc6 und Txa7 gedroht. 24...Tb6 wehrte beides ab, ließ aber 25.Sf5 zu mit entscheidendem Materialgewinn.
Jan hatte ein brillantes Figurenopfer gebracht und die Kompensation erwies sich als so groß, dass sein Gegner in eine Stellung mit Minusbauer abwickelte:
Jan Kopp - Thomas Jülich
(Brett 5)
Der schwarze Läufer kam nach b2 um den a3 abzuholen, also erstmal aus der Fesselung, oder nicht?
Tb1 Lc3! und die Figur ist nicht mehr zu retten.
Und so stand es wenig später 1:1.
Christof hatte den tödlichen Angriff irgendwie überlebt und machte sich daran, den weißen Bauern auf e7 zu verhaften. Nachdem ihm das gelungen war, machte die Existenz von Turm und Dame auf dem Brett seinen Läufer wesentlich stärker als die gegnerischen Bauern.
Eugeniusz Jopek - Christof Kögler
(Brett 6)
Nach 28.Dd5 Le6 29.Dh5 Ke7 ... war der Weg zum Gegenangriff frei.
2:1
Auf Sebastians Brett herrschte wie immer das Chaos. Weiß hatte einige Bauern eingesackt, aber dafür stand der weiße König noch matter als der Schwarze. In Zeitnot spielte Sebi eine lange Kombination:
Albert Görgens - Sebastian Brandt
(Brett 2)
26...Sd4 27.Df1 Sf3 28.Kh1 Sd2 29.Dd3 c4 30.Da3
Die schwarze Dame klebt am Turm und am h3, wie eine Marionette wird sie vom schwarzen Springer hin und her geschwenkt. Das logische c3 hätte nun nach 30...c3! 31.Kg2 cxb2 gewonnen. In beiderseitiger Zeitnot endete die Partie nach 31...Td8 kurze Zeit später im Dauerschach.
2,5:1,5
Gerd war es gelungen über den Verlauf des Mittelspiels seine Stellung stetig minimal zu verbessern. Sein Gegner hatte wohl gerade erst angefangen sich leichte Sorgen zu machen, da versetzte ihm Gerd schon den Todesstoß:
Gerd Schniggenberg - Alexander Baldus
(Brett 7)
41.Tc4! dxc 42.a4! und die beiden möglichen Bauernendspiele sind elementar gewonnen.
3,5:1,5
Christians Gegner hatte volle Wolga-Kompensation.
Christian Köhler - Andreas Laschewski
(Brett 3)
Zwar ließ er es zu, dass der weiße König den Damenflügel unterstützte, aber die Aktivität der schwarzen Figuren ließ nie mehr als ein ausgeglichenes Endspiel zu.
4:2
Wir brauchten also nur noch einen halben Punkt aus den beiden noch laufenden Partien. Leider war es alles andere als klar, dass wir diesen halben Punkt auch machen würden. Wilfrieds Stellung war langsam aber sicher den Bach runter gegangen. Seine Aktivität war verschwunden und seine Bauern am Damenflügel hatten sich in einem unbeobachteten Moment alle auf Felder der Farbe seines Läufers geschlichen.
Martins Stellung war auch keine Werbung für Benoni. Auf d5 thronte ein gedeckter weißer Freibauer und sah spöttisch auf die vereinzelten schwarzen Damenflügelbauern herab.
Dazu kam noch die gefürchtete zweite Zeitnot an beiden Brettern. Aber Martin und Wilfried kämpften tapfer, während der Rest der Mannschaft sich im Analyseraum versteckte und nur den gelegentlichen Blick aufs Geschehen wagte.
Lange hielt sich Wilfried in einem Damenendspiel mit Minusbauern die Remismöglichkeit offen, bis die Zeit so knapp wurde, dass er in ein Matt tappte. Aber Martin gelang es seine Stellungsruine in ein materiell ausgeglichenes Endspiel zu sanieren, in dem er die verbundenen Freibauern des Gegners mit Hilfe der ungleichen Läufer im Zaum halten konnte.
4,5:3,5 - ein notwendiger Sieg. Der Klassenerhalt ist trotzdem noch in weiter Ferne.
Philipp Bongartz
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zuletzt geändert am 26. Februar 2013 |