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Letzten Sonntag durften wir in unserem ersten richtigen Auswärtsspiel der Saison (das erste war ja gegen GSK II) zu den Jecken nach Köln reisen, die uns in Massen auf den Straßen begrüßten und schon mal auf unseren Sieg tranken. Kurz darauf trafen wir dann auch am Spiellokal des Klubs Kölner Schachfreunde ein, wo wir mit dessen zweiter Mannschaft die Klingen kreuzen sollten. Nachdem wir die leidigen Formalitäten hinter uns gebracht hatten, konnte es auch schon in medias res gehen:
Ich (Brett 3) musste mich als Weißer mit dem Abgelehnten Damengambit auseinandersetzen und wählte in der Hoffnung auf eine ruhige Partie die Abtauschvariante. Mein Gegner behandelte die Eröffnung jedoch noch unambitionierter als ich, indem er mir einige Tempi schenkte, so dass ich schon früh zu einer komfortablen Stellung kam, in der sich der kommende Angriff schon deutlich abzeichnete. Dies merkte wohl auch mein Gegner, weshalb er sich bald für eine knappe Stunde in die Stellung vertiefte, um einem frühen Ende der Partie entgegenzuwirken. Dies gab mir ausreichend Gelegenheit, die übrigen Partien zu beobachten:
Philipp mit Weiß (Brett 1) und Sebastian mit Schwarz (Brett 2) bekamen beide Sizilianisch aufs Brett. Während Philipp sich auf die Schärfe der Hauptvarianten einließ, ging Sebastians Gegner schon früh eigenen, aber nicht weniger ansprechenden Plänen nach, was sich in solchen Manövern wie Lf1-e2-f3-g2 und Sg1-f3xd4-b3-d2-f1-e3 niederschlug. Hier schienen sich also zwei interessante Partien zu entwickeln.
Martin (Brett 4) wählte mit Schwarz die Damenindische Verteidigung, kam jedoch durch Zugumstellung in eine sehr sizilianisch anmutende Stellung. Sein sveshnikovtypischer Aufzug des e-Bauern nach e5 in Kombination mit einem frühen Damentausch erwies sich jedoch schon als mittelschwere Katastrophe. Das gegnerische Läuferpaar entfaltete große Wirkung, während die schwarzen Figuren nur mit mangelnder Koordination und Platzmangel glänzen konnten. In der Folge sollte es auch ein Spiel auf zwei Ergebnisse werden, wobei zu diesem Zeitpunkt vieles auf eine Niederlage Martins hindeutete; ein Remis schien schon ein ehrgeiziges Ziel zu sein.
Jan (Brett 5) musste sich als Weißer mit einem recht ungewöhnlichen Aufbau in Form der Bauernzüge b6, d6 und e6 auseinandersetzen. Dieser bereitete ihm eigentlich keine Schwierigkeiten, aber nach einem Übersehen verlor er ohne jede Kompensation einen Bauern. Die schwarze Stellung offenbarte keinerlei ernsthafte Schwächen, so dass auch hier eigentlich nur noch zwei Ergebnisse in Frage kamen und eine Niederlage am wahrscheinlichsten erschien.
Christofs (Brett 6) Eröffnung ging leider völlig daneben. Er verlor schon früh einen Bauern, und als ihm kurz darauf auch noch ein zweiter Bauer abhanden kam, war die Partie im Prinzip schon entschieden, auch wenn er sich noch eine ganze Weile gegen das Unvermeidbare wehrte.
Gerd (Brett 7) indes bekam mit Weiß einen Abtauschspanier aufs Brett, und beide Seiten wollten sich erstmal ganz ruhig entwickeln, ehe es ans Eingemachte gehen sollte.
Wilfried (Brett 8) wählte mit Schwarz einen Königsindischen Aufbau und bekam es dabei mit der Sämischvariante zu tun. Auch hier entwickelten sich die Dinge zunächst noch ganz ruhig.
Insgesamt sah es also schon recht düster für uns aus, was sich eine Stunde später dann auch in den ersten Ergebnissen widerspiegelte:
Christofs um fast 200 Punkte stärkerer Gegner erstickte sämtliche Bemühungen um Gegenspiel bereits im Keim und fuhr allzeit ungefährdet den vollen Punkt ein. Philipp erhielt, nachdem Schwarz alle Schwierigkeiten der Eröffnung gemeistert hatte, ein Remisangebot, was er angesichts des noch sehr vollen Brettes und bei nur noch einen halben Stunde für zwanzig Züge lieber annahm. 0,5 - 1,5.
Inzwischen hatte mein Gegner das Zugrecht doch noch mal an mich abgegeben, seine verbliebene Zeit war jedoch schon merklich geschrumpft, so dass er sich quasi schon in Zeitnot befand. Als ich jedoch ein paar Züge später meine Figuren weitestgehend so postiert hatte, wie ich es mir vorgestellt hatte, und ich mich erstmals in die Berechnung konkreter Varianten vertiefte, merkte ich, dass ich bei aller offensichtlichen Überlegenheit meiner Stellung doch nicht so richtig an seinen König herankam. Etwaige Opfer in die den König schützende Bauernphalanx hinein, Bauernvormärsche und sogar der einfache Qualitätsgewinn erschienen mir nicht sehr erfolgversprechend. Weil ich das jedoch nicht so recht wahrhaben wollte, verbrauchte ich mehr oder weniger ergebnislos meinen gesamten Vorsprung auf der Uhr und sogar noch ein wenig mehr an Zeit. Die restlichen Züge bis zur Zeitkontrolle mussten mein Gegner und ich dann schon fast blitzen, und das in einer Stellung voller taktischer Raffinessen, die ich durch ein Bauernopfer noch mal ein wenig chaotischer gestaltete. Einer dieser Raffinessen fiel mein Gegner dann glücklicherweise zum Opfer: Im Glauben, mich mattgesetzt zu haben, stellte er eine Figur ein, woraufhin er auch alsbald aufgab.
Kurz zuvor war Wilfried jedoch ein großes Missgeschick unterlaufen, indem er einfach seine Zeit herunterlaufen ließ. Er hatte sich beim Blick auf die Uhr schlicht verguckt. Allerdings war die Stellung wohl auch schon mehr als problematisch für ihn. Beim Versuch, mit den Bauern am Königsflügel dem gegnerischen König den Garaus zu machen, vergaß Wilfried die eigene Königssicherheit, was sich aufs schwerste rächte. 1,5 - 2,5.
Sebastians und Gerds Partien hatten sich mittlerweile leider auch nicht zum Guten gewandt. Sebastian lag mit einer Qualität und Gerd mit zwei Bauern im Hintertreffen, während Martin und Jan nach wie vor ums Remis kämpften. Sebastian konnte sein Endspiel mit Minusqualität nicht retten, aber Martin erreichte den Remishafen. Sein Gegner hatte einfach kein Durchkommen gegen seine starke Verteidigung gefunden. Nach Abtausch des gefährlichen weißen Läuferpaares fand man sich in einem Endspiel mit je zwei Türmen und einigen Bauern auf jeder Seite wieder, welches dann nach wenigen Zügen mit einem Remis durch Stellungswiederholung endete.
Auch Jans Situation verbesserte sich zusehends. Sein Gegner hatte nach dem frühen Bauerngewinn die Stellung recht locker behandelt und viele Bauern abgetauscht. Da die Bauernstruktur dabei auch in Mitleidenschaft gezogen worden war, fiel der Minusbauer auch immer weniger ins Gewicht.
Und auch bei Gerd, der zuvor noch mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte, hatte sich das Blatt plötzlich gewendet. In Zeitnot verlor sein Gegner völlig den Faden: Zuerst gab er freiwillig eine Qualität her, was aber angesichts seiner Mehrbauern noch vertretbar war, wenn es auch aus einer eigentlich gewonnenen eine in etwa ausgeglichene Stellung machte, aber als er dann auch noch eine Figur einstellte, war es um die Partie geschehen. Mehr als ärgerlich für ihn, während es dem Mannschaftskampf noch einmal ein wenig Spannung einhauchte.
Beim Stande von 3 - 4 lief nur noch Jans Partie. Trotz des Minusbauern sah die Stellung mittlerweile sehr remislich aus, und Jans Gegner hatte noch weniger als eine Viertelstunde auf der Uhr. Wir überlegten schon still und heimlich, ob Jan womöglich auf Zeit spielen könnte und würde, um vielleicht doch noch einen Mannschaftspunkt zu ergattern, aber Jan zeigte sich sportsmännisch und bot seinem Gegner Remis an, welches dann auch umgehend angenommen wurde.
Somit ging der Mannschaftskampf knapp mit 3,5 - 4,5 verloren, allerdings muss man angesichts des Spielverlaufes auch eingestehen, dass wir mit diesem Ergebnis ganz gut bedient sind. Mit 3:5 Mannschaftspunkten sind wir nach wie vor noch sehr gut dabei. Mit dem Aufstieg wird’s jetzt zwar vielleicht nichts mehr, aber wir wollten ja den anderen auch eine Chance lassen. :-) Die Kölner Jecken ließen sich übrigens durch unsere Niederlage nicht beeindrucken und tranken munter weiter - na ja, vielleicht galt das Gelage ja auch gar nicht uns, wer weiß!?
Christian Köhler
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zuletzt geändert am 17. November 2012 |