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»Glücklich ist, wer andere glücklich macht«: So hieß es an vielen Stellen im schönen münsterländischen Hotel, das die erste Mannschaft vor dem wichtigen Auswärtsspiel gegen Emsdetten am Samstag bezogen hatte. Diese Sentenz von André Gide, deren geistiger Nährwert sicherlich nicht allein die Welthungerkrise lösen wird, ist für den Schachspieler wohl zu verstehen als Verallgemeinerung von Tarraschs »Schach hat wie die Liebe, wie die Musik die Fähigkeit, den Menschen glücklich zu machen.« Denn irgendwer ist ja nach einer Schachpartie immer glücklich: bei einem Sieg man selbst, bei einer Niederlage der Gegner oder bei einem Remis die lachenden Dritten.
Die Aufgabe der ersten Mannschaft bestand an diesem Wochenende darin, Glücksfall Nr. 1 zu erreichen und mit zwei Mannschaftspunkten aus Emsdetten zurückzukehren, um den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen. Neben den üblichen Verdächtigen waren mit Jan-Michael Sprenger und Hans-Christoph Andersen diesmal zwei Edel-Joker mit an Bord.
Nach einem deftigen Abendessen am Samstag ging es daran, sich mit Eröffnungsanalysen, Saunieren oder Doppelkopf-Spielen auf den Kampf vorzubereiten. Wenn man bedenkt, dass Doppelkopf von den Machern des Trojanischen Pferdes erfunden wurde, um durch Abwerfen von Kartenspielen über den feindlichen Stellungen und den sich anschließenden Regelstreitigkeiten Unfrieden in den gegnerischen Reihen zu stiften, so war die Doppelkopf-Runde an diesem Abend sehr gesittet. Zudem stellte sich heraus, dass alle Doppelkopf-Spieler am nächsten Tag ihre Partien gewinnen konnten.
Für das 1:0 zeichnete Alexander Armbruster verantwortlich, dessen Gegner die Pechsträhne in dieser Saison (olympische Ringe nebst kurzer Rochade) durch eine kampflose Niederlage fortsetzte. Früh kam auch Mannschaftsführer Bodo Schmidt zum Sieg in einer in vielen Aspekten ungleichen Partie: Der amtierende deutsche Seniorenmeister trat gegen den aktuellen niederländischen U14-WM-Teilnehmer an. Und auch beim Schachboxen wären die Kontrahenten wahrscheinlich in unterschiedliche Gewichtsklassen einzuordnen: Schwergewicht(?) gegen Superfliegengewicht. Auf dem Brett entspann sich schon nach kurzer Zeit ein munterer taktischer Schlagabtausch mit den Akten Opfer, Gegenopfer, Rückopfer und Scheinopfer - 2:0 für Godesberg also.
In den verbleibenden sechs Partien, darunter vier Schwarz-Partien, war allerdings ganz überwiegend die Heimmannschaft am Drücker. Alexandar Dranov bekam seinen vorbereiteten Dameninder aufs Brett, in dem Schwarz wie für diese Eröffnung üblich minimal schlechter stand, die Partie aber wie für diese Eröffnung üblich schließlich Remis endete. Heiko Mertens bekam überhaupt nicht seine Vorbereitung aufs Brett, sondern landete in einem Alapin-Sizilianer, in dem Schwarz für diese Eröffnung unüblich leicht schlechter stand, die Partie aber wie für diese Eröffnung dann doch wieder üblich Remis endete.
Jan-Michael Sprenger am Spitzenbrett wählte mit einem Fianchetto gegen den Taimanow-Sizilianer eine sehr solide Variante, in der das Gleichgewicht objektiv betrachtet wohl nie gestört war und folgerichtig zum Remis führte. Hans-Christoph Andersen an Brett 8 hatte dagegen das zweischneidige Pirc auf dem Brett und verbrauchte so viel Bedenkzeit, dass es einem von Momos Grauen Herren ganz warm ums Herz werden könnte. Schließlich mündeten die Komplikationen in ein besseres Endspiel, in dem sich ein weißer Springer verirrte und gefangen werden konnte - Zwischenstand also 4,5:1,5.
Mit diesem beruhigenden Ergebnis konnten die verbleibenden beiden Partien unbesorgt zu Ende gespielt werden. Irgendeine Qualität ist im Franzosen ja immer weg, diesmal musste Guntram Hainke einen Turm gegen Läufer und Bauern auf f6 geben statt des üblichen Qualitätsopfers gegen einen Springer auf f3. Nach Damentausch entwickelte sich ein kompliziertes Endspiel, in dem Bronzezeit-Endspieltechnik gegen Endspiel-Feinmotorik à la dem unglaublichen Hulk aufeinandertrafen. »Ein leistungsgerechtes Unentschieden«, wie man so schön sagt.
Thomas Jackelen war es vorbehalten, mit einer sauberen Positionspartie im Maroczy-Sizilianer den Schlusspunkt zum 6:2 zu setzen. Raumvorteil erzielen, einen Stützpunkt sichern unter Anbieten eines positionellen Qualitätsopfers, eine zweiten Front öffnen, eine kleine Kombination zum Abschluss - streng nach Lehrbuch!
Mit diesem schönen 6:2-Sieg rangiert die Mannschaft nun mit 9:7 Mannschaftspunkten auf dem sicheren fünften Tabellenplatz. Nordhorn, Solingen II und Emsdetten II werden aller Voraussicht nach absteigen, vollkommen unklar ist dagegen, wer aufsteigen wird. Im letzten Saisonspiel trifft die erste Mannschaft am 14. April im Heimspiel auf den Bochumer SV, wo die ordentliche Saison auch ordentlich abgeschlossen werden soll.
Guntram Hainke
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zuletzt geändert am 2. April 2013 |