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Ehrlich gesagt hatten wir uns im Vorfeld etwas mehr ausgerechnet. Aber nach acht hart umkämpften Partien – und es ging nach fast fünfstündigem Kampf erst kurz vor Kaffee- und Kuchenzeit zu Ende – können wir mit dem Ausgang dieses Mannschaftskampfes und unserem dritten Platz in der Tabelle gut leben.
Beide Teams traten in Bestbesetzung an. Mir kam es etwas kalt im Spielsaal vor, weshalb ich öfters achtern an den Heizkörper drückte, andere ließen ihre Winterjacken an. DWZ-mäßig waren wir an den vorderen Brettern etwas im Nachteil, dafür waren wir an den hinteren im Vorteil. So sagte es die Statistik und die lügt bekanntlich nicht? Trotz Statistik müssen wir aber immer noch selber spielen und da entscheidet die Tagesform.
Ich konnte früh in der Eröffnung einen Bauern gewinnen, musste mich aber auf das Mittelspiel konzentrieren, so dass ich von den Spielen der Mannschaftskameraden relativ wenig mit bekam. Um 12.40 Uhr verschwand Lars Kruse am ersten Brett mit seinem Gegenspieler im Analyseraum, um seine Verlustpartie zu analysieren. Und kurz danach kapitulierte Christopher Boysen. 2:0 gegen uns. Das ließ sich nicht gut an.
Dominik Müller setzte um 13.00 Uhr den Anschlusstreffer. Er hatte Schwarz im Damengambit und sein Gegner ließ den c-Bauern hängen, so dass er ihn schließlich schadlos einsacken konnte. Sein Gegner befand sich an diesem Tag wohl im Opferrausch und so gab dieser einen weiteren Bauern für Angriff, um kurz danach die Damen abzutauschen!
Im Endspiel verlor Weiß schließlich einen weiteren Bauern und gab auf. Wer Dominik kennt kann nicht umhin festzustellen, dass dies ein ungewöhnlicher Verlauf seiner Partie war. Normalerweise ist Dominik auf der materiellen Geberseite!
Bei einem Seitenblick auf Sebastian Schneiders Partie kam Freude auf. Ich sah, dass er eine Qualität (Bauerngabel im 10. Zug) gewonnen hatte. Nachdem er auf der 2. Reihe mit Angriff eindringen konnte sah alles »nur« noch nach Technik aus, bis er mit seiner Schwarzpartie zum 2:2 ausgleichen konnte. Hoffnung keimte auf.
Die wurde schnell aber ziemlich radikal erstickt. Sascha Agne verlor am zweiten Brett. Er gibt uns Auskunft, wie es bei ihm gelaufen war.
»Mit Schwarz willigte ich in eine italienische Partie ein, wo es ziemlich schnell zur Sache ging. Mein Gegner hat am Königsflügel Bauer und Qualität gewonnen, ich dafür Angriff über die g-Linie erhalten mit potentiell besserem Figurenspiel. Der Bauer war schnell zurück erobert und mein Gegner hatte die falsche Idee verfolgt, so dass ich die Qualität zurückbekam. Mit Beginn des Endspiels stand es dann materiell ausgeglichen. Es gab auf beiden Flügeln Bauern, so dass er mit Läufer gegen meinen Springer objektiv bessere Chancen hatte. Jedoch waren noch jeweils sieben Bauern auf dem Brett, so dass der Springer nicht ganz chancenlos war. In der Abwicklung entschied ich mich dann für den falschen Plan mit der Folge, dass Weiß sich einen entfernten Freibauern bilden konnte, der meinen Springer band. Der Rest war Formsache und ich verlor.«
Martin Dung greift in seiner Beschreibung der Ereignisse auf den tschechischen Großmeister Ludek Pachman zurück. Dieser sagte einmal: »Wer auf Gedeih und Verderb versucht, den Gegner in Komplikationen zu verwickeln, erleidet zu 90 % Schiffbruch«. So geschehen an Brett 7. Ein leichtfertiges Bauernopfer in der Eröffnung (um Komplikationen zu erzeugen) mündete in ein etwa ausgeglichenes Mittelspiel, der Damentausch mündete in ein Turmendspiel und trotz 66-zügiger Gegenwehr entschied es der in der Eröffnung verlorene Bauer. Die schachliche Brechstange zu Hause lassen lautet fürderhin die Devise.
Danke Ludek. Um 13.45 Uhr damit 4:2 gegen uns und es blieb maximal die Chance auf ein Unentschieden. Die Grufties in unserem Team saßen noch am Brett. Lag’s am Standvermögen oder an der Partieanlage? Keine Ahnung.
Ich war inzwischen jedenfalls über das Mittelspiel hinweg gekommen und war im Begriff einen Freibauern zu bilden. Das schüchterte meinen Gegner wohl soweit ein, dass er eine Qualität gab (Herr Fritz fand das später gut) in der Hoffnung, durch einen Doppelangriff selbst einen gefährlichen Randfreibauern bilden zu können. Nach einigem Nachdenken entschloss ich mich mit weniger Risiko zu spielen und wehrte das drohende Gegenspiel ab. Das erwies sich als richtige Strategie und nachdem es mir gelungen war den zweiten gegnerischen Turm abzutauschen, konnte ich meinen Freibauern Sieg bringend auf die achte Reihe bringen.
Nun lag es an Peter Henn das Unentschieden sicherzustellen. Als ich hinzu stieß war es nur noch Formsache. Zum versöhnlichen Ausgang kommentiert Peter ausführlich den Verlauf seiner Partie. Wir werden diese Partie beim nächsten Training sicherlich nach Strich und Faden analysieren.
»Meinen Gegner, Wolfgang Schwab, kannte ich schon vom GSK-Open in 2010. Damals kassierte ich von ihm eine klare Niederlage. Diesmal lieferten wir uns einen 5-stündigen Fight, zuletzt meines Erachtens unnötig überzogen, weil er seine Niederlage nicht eingestehen wollte. In der Eröffnung hatte ich Glück, weil er mir eine Ungenauigkeit nicht nachweisen wollte. Nach einer Art englischen Eröffnung hatte ich mir mit Schwarz im 5. Zug mit d5 im Zentrum Platz gemacht, was - in Verbindung mit einer scharfen Stellung - mit Bauernverlust hätte bestraft werden können. In der Folge konnte ich geduldig positionelle Vorteile sammeln:
- Ein zentral positioniertes Läuferpaar, das erst die Einbruchsfelder der offenen d-Linie absicherte und später den weißen Damenflügel bestrich.
- Turmverdopplung auf der offenen d-Linie.
- Immer stärkere Raumeinschränkung des weißen Königsspringers und fianchierten Königsläufers.
Später riegelte ich nach einem Turmtausch mit meinem weißen Läufer die d-Linie ab und besetzte mit dem Turm die einzig offene (h-)Linie. Im 32. Zug war die Partie reif für die Ummünzung des positionellen Vorteils (die weiße Dame hatte kaum noch freie Felder) in eine taktische Gewinnstellung. Ich gab meinen Turm für seine 2 Leichtfiguren. Das Endspiel mit weißem Turm gegen mein Läuferpaar konnte ich nach Bauerntausch und den letzten weg gepflückten weißen Bauern so vereinfachen, dass ich mit zwei Freibauern verblieb. Mit Turm versuchte Weiß noch gegen zwei Läufer und zwei Bauern zu tricksen (und forderte zusätzliche 45 Minuten des zweiten Adventssonntags von mir ab) - vergeblich!«
Am 8. Januar geht es für uns weiter. Mit einem Heimspiel gegen SC Siegburg II.
Heinz Bitsch
MF GSK VI
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zuletzt geändert am 8. Dezember 2011 |