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Godesberger SK (2401) - Klub Kölner Schachfreunde (2299) 5 : 3 1 Sprenger,Jan-Michael Dr. (2515) - Morawietz,Dieter (2432) ½ : ½ 2 Likavsky,Tomas (2486) - Eichhorn,Andreas (2326) 1 : 0 3 Dranov,Oleksandr (2446) - Helbig,Mark (2327) 1 : 0 4 Jackelen,Thomas (2415) - Heppekausen,Jochen (2241) 1 : 0 5 Mertens,Heiko (2354) - Bayer,Ernst-Wolfgang (2300) ½ : ½ 6 Schmidt,Bodo (2355) - Huhndorf,Arnold (2277) ½ : ½ 7 Armbruster,Alexander (2325) - Bonnmann,Reinhard (2259) 0 : 1 8 Luetke,Jens (2309) - Wisskirchen,Andreas (2233) ½ : ½
Nach der hohen Niederlage gegen den Liga-Dauerfavoriten SG Porz galt es für die »Erste«, in der zweiten Runde unbedingt zu punkten, um nicht früh den Anschluss an das Mittelfeld zu verlieren. Mit den Kölner Schachfreunden war bei uns eine Mannschaft zu Gast, die durch einen hohen Sieg in der ersten Runde Aufmerksamkeit erregt hatte, was allerdings durch vier kampflos entschiedene Partien wieder relativiert wurde. Zudem traten die Gäste ersatzgeschwächt an, während der GSK nur auf sein neues Spitzenbrett Dr. Robert Hübner verzichten musste. Damit waren wir in der Favoritenrolle.
Bereits nach ca. 2 Stunden war die erste Begegnung beendet. Bodo hatte in einer klassischen Benoni-Struktur als Weißer aus der Eröffnung heraus Druck gegen den schwachen Bauern d6 entwickelt, den sein Gegner Arnold Huhndorf jedoch mit einigen genauen Zügen entschärfen konnte. Nach einem kurzen Scharmützel im Zentrum entstand schließlich ein ausgeglichenes Turmendspiel, in dem kurz darauf Frieden geschlossen wurde.
Jan erreichte in einem Sweschnikow-Sizilianer am Spitzenbrett gegen Dieter Morawietz eine solide, kaum angreifbare Position. Das Geschehen spielte sich fast ausschließlich am Damenflügel ab, an dem sich die beiderseitigen Schwächen gegenseitig aufhoben. Auch in dieser Partie war das Gleichgewicht niemals nennenswert gestört – remis.
Thomas schaffte es, nach positionellen Ungenauigkeiten seines Gegners Jochen Heppekausen einen »ewigen Springer« auf d4 zu parken, der jegliches aktives Spiel des Schwarzen unterband. Weitere Vereinfachungen führten schließlich zu einem für Weiß aufgrund der weitaus besseren Leichtfigur mühelos gewonnenen Endspiel. Ein glatt herausgespielter Sieg für Thomas zur 2:1-Führung.
Die Begegnung zwischen Alexander Dranov und Mark Helbig gestaltete sich sehr spannend. In einem seltenen Abspiel der Slawischen Verteidigung opferte Helbig als Weißer seinen Bauern c4, wonach Alexander diese Beute verspeiste und den Mehrbauern anschließend mit ...b5 zementierte. Wohl wissend, dass der Schwarze nach solchen Mahlzeiten meistens einige Leidensfähigkeit zu beweisen hat, musste Alexander in der Folge auch ein paar bange Momente überstehen. Dennoch schaffte es Helbig trotz erfindungsreicher Spielweise nicht, die schwarzen Verteidigungslinien entscheidend zu stürmen. In beiderseitiger Zeitnot bot Alexander seinem Gegner in Gewinnstellung nach einem Fehler doch noch eine sehenswerte Möglichkeit zum Dauerschach:
Stellung nach 34. Dxb4:
Alexander griff nun mit
34. ... Txd5??
nach der Beute, womit er einen halben Punkt hätte verschenken können.
Statt dessen hätte am besten 34. ... Dd6! sämtliche weißen Gegenchancen
im Keim erstickt, z. B. 35. Te7+ Kh6 36. Dd2+ f4 -+.
35. De7+ Kh6
35. ... Kh8?? 36. Df8+ Kh7 37. Te7 matt; 35. ... Kg8? 36. Te6 +-
36. Te6??
Mit diesem Zug vergibt Weiß das Remis, das mit 36. Df8+! sichergestellt
werden konnte. Er war mit Sicherheit davon ausgegangen, dass der
Schwarze nach 36. ... Kg5 ohne Probleme entkommt, aber nach 37. De7+!
ist das Dauerschach nicht zu vermeiden!
(Analysediagramm nach 37. De7+!)
Man sehe:
a) 37. ... Df6?? 38. h4+! gxh3 39. f4+!, und Weiß gewinnt die Dame,
b) 37. ... Kf4?? 38. h4!!+- (Ein schöner stiller Zug, der vernichtend
Matt beginnend mit Dg5+ droht, was auch nicht durch 38. ... gxh3
verhindert werden kann: 39. Dh4+ Kf3 40. Dg3 matt!)
Schwarz hätte sich also hier nach 37. ... Kh6 38. Df8+ ins Dauerschach fügen müssen. Aufgrund der beiderseitigen hochgradigen Zeitnot sind die dargestellten Fehler in dieser taktikgeladenen Stellung indes völlig nachvollziehbar.
36. ... Dd8 0-1
Weiß gab auf. Nun sind alle Drohungen abgewehrt, und das schwarze Materialplus entscheidet. Bemerkenswert übrigens, dass der Springer auf b8 während der gesamten Partie nicht einmal gezogen hat. Ein großer Kampf!
Jens versuchte gegen Andreas Wißkirchen lange Zeit, aus einer leicht vorteilhaften Stellung etwas Verwertbares herauszuholen, aber nach langem Lavieren erreichte er schließlich nicht mehr als ein Endspiel, in dem der weiße Vorteil nicht zum Sieg ausreichte – 3,5:1,5.
Heiko erreichte gegen Ernst-Wolfgang Bayer als Schwarzer durch einen kleinen taktischen Trick eine klar vorteilhafte Stellung. Leider vermochte er es in der Folge jedoch nicht, diesen Vorteil gewinnbringend zu verwerten, so dass sich der Weiße aus der Umklammerung befreien konnte. Mit dem Remis war Heiko verständlicherweise nicht zufrieden, aber immerhin sicherte er uns damit den ersten Mannschaftspunkt zum 4:2.
Alexander Armbruster, zur Zeit wohl in einer Formkrise, kam gegen Reinhard Bonnmann bereits früh in eine sehr schwierige Stellung, nachdem er in einem Bogo-Inder als Schwarzer die Züge vertauscht hatte. Trotz langer und tapferer Gegenwehr konnte er sich schließlich im entstandenen Doppelturmendspiel nicht mehr retten. Damit erzielten die Kölner den Anschlusstreffer und konnten noch einmal Hoffnung schöpfen...
..., denn in der letzten laufenden Partie hatte Tomas gegen Andreas Eichhorn eine spannende und unklare Stellung auf dem Brett. In einer Variante des Alt-Benoni hatte er zunächst durch originelles Spiel die etwas gekünstelt wirkende schwarze Eröffnungsbehandlung in ihre Schranken gewiesen, schöne Initiative erreicht und einen Bauern gewonnen, dann jedoch dem Gegner mehr Aktivität als notwendig ermöglicht. Einem starken weißen Freibauern auf a7 stand schließlich ein nicht minder gefährlicher Gegenpart auf h3 gegenüber. Just als der Schwarze die Stellung in ein dynamisches Gleichgewicht gebracht hatte, griff er jedoch entscheidend fehl. Tomas konnte seinen a-Bauern unter Tempogewinn verwandeln und gleichzeitig den schwarzen h-Bauern aufhalten. Mit Dame gegen zwei Leichtfiguren sowie einem aktiven König war der Sieg letzten Endes eine leichte Übung für unseren GM, der damit den entscheidenden Schlusspunkt zum umkämpften 5:3 setzte.
Unter dem Strich kann dieser wichtige Sieg, nach dem sich die »Erste« ins Mittelfeld der 2. Bundesliga gekämpft hat, trotz aller Spannung als verdient bezeichnet werden. In der nächsten Runde geht es zum momentanen Tabellenletzten nach Schöneck – dieser Kampf könnte für beide Mannschaften durchaus von richtungweisender Bedeutung sein. Nach zwei von neun Runden ist es allerdings noch deutlich zu früh, belastbare Prognosen abzugeben.
Ein Bericht von
Hans-Christoph Andersen
Godesberger SK 1929 e.V. |
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zuletzt geändert am 9. November 2011 |