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Nach unserer Durststrecke gelang uns endlich wieder ein in der Höhe überraschender und für das Selbstvertrauen wichtiger Sieg. Angesichts des Großkampftages hatten wir im Vorfeld Limperich um Verlegung der Startzeit auf 11 Uhr angefragt. Dem wurde nicht zugestimmt, so dass wir um 10 Uhr beginnen mussten. Erneut nahmen wir die Galerie in Anspruch. Dieses Mal aber mit zwei Spielern. Damit unser Golden Oldie Siggi Koch nicht alleine sitzen musste gesellte sich Peter Henn noch hinzu. Das verschaffte uns gleichzeitig mehr Bewegungsfreiheit im Klubraum. Die Unruhe und Lärmbelästigung hielt sich dank des rücksichtsvollen Verhaltens aller anderen Schachspieler in Grenzen bis dann um 11 Uhr die Stille einsetzte.
Zurück zum schachsportlichen Geschehen. Das begann mit einem Paukenschlag. In den letzten Begegnungen nicht gerade vom Glück verfolgt bekam ich es dieses Mal Kübel weise ausgeschüttet. Ich versuchte mich mit einem Alapin-Sizilianer oder so ähnlich und meine Gegnerin setzte ihren Läufer auf D6 und versperrte damit ihrer Dame die Rückzugsfelder. Ich traute meinen Augen kaum, setzte meinen Läufer auf C4 und das schwarze Damelein war gefangen. Aufgabe im 8. Zug. Ob meines schachsportlich reichlich uncharmanten Verhaltens konnte Tatiana Koznetsova kaum getröstet werden und verließ völlig aufgelöst und blitzartig den Ort des für sie finsteren Geschehens.
Damit konnte ich mich jedenfalls früher als erwartet den anderen Partien zuwenden. Darüber hinaus konnte ich noch meinen alten Freund Erwin Spitzer (Mannschaftskapitän von PSV Duisburg) in aller Ruhe angemessen begrüßen. Dieser äußerte sich erfreut und beeindruckt darüber, dass beim GSK bereits zur Ankunft der heiße Kaffee auf der Theke bereit steht. War da Neid im Spiel?
Soweit ich es beurteilen konnte verliefen unsere anderen Partien bis zur Mittagszeit ziemlich ausgeglichen. Bis auf Sebastian Schneider. Der hatte in einer Schottischen Partie schon in der Eröffnung einen Bauern ins Geschäft gesteckt, musste aber um Ausgleich kämpfen. Kazems Stellung gefiel mir ganz gut, er übte Druck aus und Christopher Boysen hatte plötzlich einen Bauern mehr, allerdings eine eher passive Stellung und sein schwarzfeldriger Läufer taugte nicht viel. Als Jürgen Möller Remis ablehnte gewann Kazem seinen ersten Bauern. Kurz danach willigte Jürgen doch noch ins Remis ein. Bei je einem Springer und sechs Bauern auf dem Brett und mit etwas Raumvorteil sah er keinen Gewinnweg.
Hinten links im Eck bei Timo Schäfer hatte sich einiges getan. Da sein Gegner in der Eröffnung einige unkonventionelle Züge zog, konnte er als Nachziehender ausgleichen und ein taktisches Motiv ausbauen, welches dieser nicht kalkuliert hatte und ihn völlig überraschte. Timo konnte den gegnerischen König herauslocken, drang auf der 2. Reihe mit seinen Schwerfiguren ein und verblieb nach einem Schlagabtausch mit zwei Mehrbauern im Endspiel. Das sah sehr gut aus. Plötzlich drang die Kunde zu mir, dass unser Golden Oldie zwar keine Goldmedaille gewonnen dafür aber einen Sieg gelandet hatte, der Gold wert war. Zwischendurch hatte Siegfried Koch mir zu Verstehen gegeben, dass er mit seiner Stellung im Sizilianer nicht ganz zufrieden war. Aber er konnte sein Läuferpaar aktivieren, einen Königsangriff lancieren und nach einer Kombination gab sein Gegner Schulz zwei Züge vor dem Matt auf.
Ich geriet fast ins frohlocken, ein Mannschaftssieg zeichnete sich ab. Zwischenstand 2,5 zu 0,5 und bei Timo und Kazem sah es gut aus. Nur Kazem bereitete in anderer Form Sorgen. Er hatte deutlich mehr Zeit verbraucht und er hatte für 10 Züge nur noch etwa 20 Minuten. Und ich erinnerte mich, dass er kürzlich im Vereinsturnier in Folge von Unkenntnis wegen Zeitüberschreitung verloren hatte. Aber die Sorge war unbegründet. Um13.15 Uhr schlug er rechtzeitig mit seinem Turm gnadenlos auf G3 mit Schach ein und das Matt im nächsten Zug war unabwendbar. 10 Minuten später war es dann endgültig geschafft. Peter Henn gewann gegen den unbekannten Spieler Winter, der nicht einmal unserem Geschäftsführer GP bekannt und dessen Wertungszahl in keiner Liste zu finden war.
Peter spielte Französisch und dank der ungewöhnlichen Behandlung seines Gegners kam er gut aus der Eröffnung raus. Die Partie bekam nicht nur wegen ungleicher Rochaden Spannung. Im Mittelspiel lahmten Peters Gäule und Weiß konnte am Damenflügel spürbaren Druck aufbauen. Im Nachhinein stellte Herr Fritz sogar weißen Vorteil mit 2,07! fest. Aber auch Herr Fritz kann irren, denn bei einer taktischen Abwicklung konnte Peter punkten und tauschte seinen behinderten Läufer gegen einen Springer und Bauer und gab seine Dame für die gegnerischen Türme. Im Endspiel dominierten seine beiden Türme die Dame bei löchriger weißer Bauernformation und zuletzt brach Eiszeit über Spieler Winter herein, als er durch eine Bauerngabel die Dame einstellte.
Inzwischen hatte Timo sein nicht ganz einfaches Bauernendspiel weiter abgewickelt und war mit zwei verbundenen Freibauern verblieben, als ihm der gegnerische Mannschaftskapitän gratulierte. Kurz danach verlor Sebastian Schneider trotz erbitterter Gegenwehr, aber das tat hier zumindest der Mannschaft nicht mehr weh. Ab 13.35 Uhr blieb es Christopher Boysen vorbehalten den Analyseraum weiter zu blockieren. Er hatte aus seinem Damengambit immer noch seinen Mehrbauern, aber eine sehr gedrückte Stellung und einen völlig inaktiven Läufer. Gegenspieler Most hat mit dem Bartel, der den Most holt, nichts zu tun und wollte weiterspielen, obwohl der Mannschaftskampf entschieden war. Irgendwann wurden die Beiden dann auf die Galerie ausquartiert. Ganz offiziell und vorschriftsmäßig wurden die Züge vom Oberschiedsrichter notiert und das Brett wie ein heißes Eisen rüber transportiert. Wenigstens auf diese Weise bekam GP moralische Unterstützung. Irgendwann, vielleicht gegen 15.30 Uhr, verlor der Limpericher Most die Lust, stellte seine Gewinnbemühungen ein und offerierte Remis, welches Christopher annahm. Unser Mannschaftskampf war zu Ende, während GP allein auf weiter Flur unentwegt und schließlich erfolgreich um das Mannschaftsremis von GSK VI kämpfte.
Am 13. Februar geht es zum Auswärtsspiel gegen Stadtverwaltung Bonn II. Die haben nur 4 Punkte und werden gegen uns wahrscheinlich mit einer anderen Mannschaft antreten, als jetzt bei der deutlichen Niederlage gegen Rheinbach. Allerdings: Bange machen gilt nicht.
Godesberger SK VII 6 : 2 SC Limperich I 1. Schäfer,Timo (1704-31) 1 : 0 Riefer,Alexander (1778-77) 2. Boysen,Christopher (1673-31) ½ : ½ Most,Jakob (1829-13) 3. Möller,Jürgen (1677-46) ½ : ½ Schiwietz,Rafael (1732-24) 4. Schneider,Sebastian (1641-38) 0 : 1 Zerfass,Hans-Werner (1793-15) 5. Zarevakilabadi,Kazem (1593-27) 1 : 0 Kurnosov,Sergej (1616-30) 6. Bitsch,Heinz (1556-7) 1 : 0 Kuznetsova,Tatiana,Dr. (1706-56) 7. Henn,Peter (1677-1) 1 : 0 Winter,Alexander (-) 8. Koch,Siegfried (1545-21) 1 : 0 Schulz,Karl-Dieter,Dr. (1743-43)
Heinz Bitsch
MF GSK VII
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zuletzt geändert am 2. Februar 2011 |