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Godesberger SK IV (1952) 6½ : 1½ (1951) SF Hennef I 1. Brandt,Sebastian (2021) 1 : 0 (2107) Thiel,Kuno 2. Bongartz,Philipp (2063) 1 : 0 (2010) Vossen,Klaus 3. Schmitz,Edgar (1928) 0 : 1 (2095) Neese,Hans-Joachim 4. Leontiev,Oleg (1966) ½ : ½ (2092) Schott,Guido 5. Kögler,Christof (1930) 1 : 0 (1910) Didinger,Elmar 6. Schniggenberg,Gerd (1939) 1 : 0 (1779) Bendisch,Jürgen,Dr. 7. Kruse,Lars Benedikt (1832) 1 : 0 (1838) Rasche,Lothar 8. Moos,Gerd Anton (1939) 1 : 0 (1779) Scholl,Thomas
Liebe Schachfreunde,
als unsere Gegner vom SV Hennef I am vergangenen Sonntag nach und nach im Spiellokal eintrudelten, ahnte noch keiner von uns, was für ein schöner Mannschaftskampf uns bevorstand, denn auf dem Papier waren die Chancen annähernd ausgeglichen, mit DWZ-Vorteilen für die Hennefer an den vorderen Brettern und für uns an den hinteren. Doch da wir eine relativ ausgeglichene Mannschaft besitzen und andere Vereine ob der kleineren Mitgliederzahlen naturgemäß größere DWZ-Unterschiede innerhalb ihrer Mannschaften aufweisen, war das für uns natürlich nicht neu und so hieß es wieder einmal »hinten punkten, vorne mitnehmen, was man kriegen kann«.
Gerd Moos legte mit Weiß denn auch gleich richtig los und zeigte, wie ungefähr das aussehen könnte: In einem Panov-Botvinnik-Angriff wählte sein Gegner den nimzowitsch´schen Zug Se8 um die isolierten Doppelbauern auf d4 und d5 anschließend mit Sd6 zu blockieren. Während bei Nimzowitsch allerdings nach dem Blockieren irgendwann das Erobern folgte, waren die beiden Bauern hier nicht der Gefahr ausgesetzt, irgendwann zu fallen, im Gegenteil – Schwarz verzichtete mit seinem Manöver praktisch auf den Rückgewinn des Mehrbauern und Gerd konnte sich so eines prächtigen Einflusses im Zentrum erfreuen.
Auch Lars Kruse ließ sich nicht lange bitten und in einem Sizilianer überredete er seinen Gegner einmal mehr (man sehe z.B. den letzten Bericht) dazu, eine Figur zu geben, ohne dafür irgendwie ausreichende Kompensation zu bekommen. Wie er das macht, ist dem Rest des Teams noch recht unklar, aber dass es höchst wirksam ist, ist unumstritten.
Gerd Schniggenberg ging das Ganze etwas positioneller an (wen wundert´s?) und entwickelte sich in einem Alapin-Sizilianer unter gleichzeitiger Hemmung der schwarzen Entwicklung. Züge wie Lf3 sorgten dafür, dass Schwarz nicht ohne weiteres seine Figuren dorthin stellen konnte, wo er sie gern gehabt hätte, und so waren wir hier guter Dinge, Zeugen eines weiteren Schniggenberg´schen Zusammenschiebens zu werden.
Wie schon Lars schaffte es auch Christof Kögler, in einem Sizilianer den Zug d5 durchzusetzen, und sollte so ganz gut stehen. Nach den für Christof üblichen Komplikationen hatte er eine Qualität für einen Bauern eingesackt, sein Gegner hatte aber Kompensation in Form von drei vorstürmenden Damenflügelbauern, denen ein einsamer schwarzer Bauer gegenüber stand. Da die Damen noch nicht getauscht waren, war die Position möglicherweise bereits besser für Schwarz, aber bei (m)einem flüchtigen Blick auf´s Brett sah es zunächst einfach nur unklar aus.
Oleg Leontiev kam wunderbar aus einer 1.d4-d6-Eröffnung, sicherte sich das Läuferpaar ohne seiner Bauernstruktur Schaden zuzufügen und rochierte anschließend lang, um einen Königsflügelangriff zu starten, der recht viel versprechend aussah. Schwarz nahm den Fehdehandschuh auf und begann, seine Damenflügelbauern nach vorne zu werfen. Bald stand das Brett in Flammen.
Bei Edgar Schmitz war dagegen ganz uncharakteristisch noch nicht viel los, mehr noch, das Potential für Action hatte sich schon drastisch reduziert, denn bis auf je einen Springer und 2 Türme waren alle Figuren schon wieder in der Box verschwunden. Sein Gegner konnte versuchen, Spiel gegen den isolierten schwarzen d6-Bauern aufzuziehen, aber selbst das würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Philipp Bongartz begegnete dem Sizilianer seines Gegners ganz prinzipiell mit langer Rochade und Königsflügelangriff. Während Schwarz nicht so exakt spielte, wie es für eine solche Stellung, in der es auf jedes Tempo ankommen kann, erforderlich ist, wählte Philipp durchweg starke Züge. Bald drohte er mit f4 oder g5 die Stellung zu öffnen, was dem unrochierten schwarzen König sicher nicht besonders gut gefallen hätte – direkt in den Angriff zu rochieren, schien für Schwarz allerdings auch keine besonders erfreuliche Option zu sein.
Mein Gegner war so nett, sich in einem Blumenfeld-Gambit, das er lange Zeit nicht auf dem Brett gehabt hatte, ausreichend Zeit zu nehmen, um die taktischen Fallstricke der Stellung ausfindig zu machen, und verschaffte mir so in einer annähernd ausgeglichenen Stellung einen nicht unbeträchtlichen Zeitvorsprung. Ich konnte, langfristig gesehen, darauf pochen, Läuferpaar und mehr Bauern im Zentrum zu haben, Weiß hatte dafür aktivere Figuren und die bessere Bauernstruktur.
So eine aussichtsreiche Anfangsphase hatten wir schon lange nicht mehr. Wenn wir nicht plötzlich anfingen, Partien wegzuschmeißen, standen die Chancen, das Ding nach Hause zu fahren, richtig gut. Schon trudelten zu unserer Beruhigung die ersten vollen Punkte ein…
Lars hatte erwartungsgemäß keine Probleme, mit seiner Mehrfigur den Sieg zu verbuchen, und sicherte sich so schnell einen freien Sonntag.
Gerd M. war der nächste: Zunächst verschmähte er einen Bauern, um Komplikationen zu vermeiden, dann zauberte er einen gefährlichen Königsangriff aus dem Hut, dem sein Gegner nicht viel entgegen zu setzen hatte. Mit einem hübschen Springereinschlag auf f7 sicherte er sich mindestens eine Mehrqualität und die Partie. 2:0. Erfreulich.
Gerd S. drückte und drückte, bis auch ihm ein Punkt in den Schoß fiel. Auch wenn ich augenscheinlich nicht viel Genaues von der Partie berichten kann, gut gemacht! 3:0. Warum nicht weiter so?
Philipps Gegner hatte in schwieriger Stellung einen unglücklichen Zug gemacht und mehr oder weniger forciert eine Figur verloren. Nach ein paar präzisen Zügen von Philipp konnte Schwarz, wie die nachträgliche Analyse zeigte, Damenverlust oder Matt nicht mehr vermeiden. Aber auch ohne Computer war die schwarze Stellung hoffnungslos. 4:0! Nicht übel.
Und Christof setzte noch einen obendrauf. Die weißen Damenflügelbauern bereiteten ihm letztlich nicht zu viel Sorgen und er brachte seinen Materialvorteil nach Hause. 5:0! Yeah, yeah, yeah …
Mein Gegner hatte mir in Zeitnot schließlich gestattet, mich etwas zu befreien, und mit dem Läuferpaar stand ich nun etwas besser. Noch stärker ins Gewicht fiel aber wohl, dass die elektronische Uhr auf seiner Seite ca. 5 Sekunden für fast 10 Züge bis zur Zeitkontrolle anzeigte und so gewann ich schließlich unausweichlich auf Zeit. 6:0! Noch zwei, dann …
Aber nein! Olegs Gegner spielte mit seiner Dame en prise eine Abfolge von Schachs, mit denen der weiße König vom Damenflügel bis nach f3 getrieben wurde, so dass die Damen nun mit Schach getauscht werden konnten. Zwar verlor Schwarz auch so eine Figur, doch hatte sich ein schwarzes Bauernpärchen auf c4/d3 breitgemacht und war ein schwarzer Turm tief in die weiße Stellung eingedrungen. Hier in Zeitnot die richtige Fortsetzung zu finden und zu gewinnen, stellte sich nicht nur als höchst kompliziert heraus, nein, auch in der späteren Analyse konnten wir keinen Gewinn finden, ja, in vielen Varianten musste man gar aufpassen, nicht plötzlich noch mit Weiß zu verlieren. Oleg lag also, theoretisch gesehen, nicht daneben, das Remisangebot seines Gegners anzunehmen, auch wenn es sicherlich noch eine sehr spannende Partie geworden wäre. 6,5:0,5.
Edgar hatte mittlerweile mit etwas Raumnachteil, einem recht immobilen Turm und natürlich der Zeitnot zu kämpfen. Er entschloss sich dazu, eine Qualität zu opfern, übersah aber, dass sein Gegner sich, statt den Turm zu nehmen, mit einem anderen Springerzug eine ganze Figur sichern konnte. Schade! 6,5:1,5.
Oleg und Edgar gehörten allerdings auch zu den GSK-Spielern, die den größten DWZ-Nachteil auszugleichen hatten, insofern kann man sagen: Eine geschlossene Mannschaftsleistung auf der man aufbauen kann! Dieser Sonntag hat richtig Spaß gemacht.
Unser nächstes Spiel wird auswärts bei den SF Brück I stattfinden, die
gegenwärtig Tabellenletzter und von der Aufstellung her nicht gerade Furcht
einflößend sind. Aber wie man heute gesehen hat, ist die Papierform nicht alles.
Wir hoffen, wir können unsere Form bis dahin halten. Bis zum nächsten Mal!
Ein Bericht von
Sebastian Brandt (MF GSK IV)
Godesberger SK 1929 e.V. |
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zuletzt geändert am 27. Januar 2011 |