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GSK 4. Mannschaft

SVM Verbandsliga Ost 2010/2011

Bericht Runde 4

SC Siegburg I - Godesberger SK IV (4 : 4)


 

Spannung bis zur letzten Sekunde!

   SC Siegburg I       (2121)   4 : 4   (1949)  Godesberger SK IV
1. Borovikov,Vladislav (2560)   1 : 0   (2020)  Brandt,Sebastian
2. Zubarev,Alexander   (2550)   1 : 0   (2063)  Bongartz,Philipp
3. Kolkin,Michail      (2339)   ½ : ½   (1916)  Kopp,Jan
4. Klein,Manfred       (2077)   1 : 0   (1928)  Schmitz,Edgar
5. Steffens,Klaus      (1909)   ½ : ½   (1966)  Leontiev,Oleg
6. Ekat,Michael        (2001)   0 : 1   (1930)  Kögler,Christof
7. Brenner,Ulrich,Dr.  (1747)   0 : 1   (1939)  Schniggenberg,Gerd
8. Breest,Axel,Dr.     (1788)   0 : 1   (1832)  Kruse,Lars Benedikt


Liebe Schachfreunde,

mit dem SC Siegburg I stand uns am vergangenen Sonntag auswärts ein schwerer Brocken ins Haus, sollten sie denn einen ihrer beiden Topspieler mitgebracht haben, was umgerechnet eine durchschnittliche DWZ-Erhöhung von etwa 100 Punkten pro Brett bedeuten würde. Zu unserer nicht allzu großen Begeisterung hatten die Siegburger uns als schwierigen Gegner eingestuft oder einfach festgestellt, dass sie bei bereits 3 abgegebenen Mannschaftspunkten langsam damit anfangen sollten, alles zu gewinnen, um noch aufzusteigen, und so nicht nur einen, nein, gleich zwei Großmeister mitgebracht. Wie schön! Dazu ein weiterer 2300er an Brett 3, so dass unsere Mannschaftsstrategie auf der Hand lag: An den hinteren Brettern alles gewinnen und vorne vielleicht irgendwo einen halben Punkt stibitzen.

Lars machte in der Hinsicht gleich alles richtig: Zwar sah das schwarze Loch auf e6 bei einem weißen Bauern auf e5 in einem 3.b3-Sizilianer nicht allzu hübsch aus, aber nach einem weißen Figurenopfer war das recht unwesentlich. Sein Gegner hatte so zwar die schwarze Rochade verhindert und einen Freibauern nach h5 befördern können, aber zum einen neigen solche Freibauern im Mittelspiel ja eher zur Schwäche und zum anderen musste man sich um die schwarze Königsstellung keine Sorgen machen, denn bald war es Lars, dessen aktivere Figuren den gegnerischen Aufbau auf´s Korn nahmen. Kurzum, von ausreichender Kompensation keine Rede.

Gerd ging das ganze mit einem Abtauschspanier etwas positioneller an. Nicht lange und Damen, Läufer und je ein Springer waren vom Brett verschwunden, wobei die verbleibenden weißen Figuren aktiver wirkten, insbesondere der Springer, der sich auf d5 vor einem rückständigen Bauern eingenistet hatte. Hieraus etwas Greifbares zu machen, stellte sich allerdings als nicht einfach heraus.
Christof nahm den angebotenen Bauern in einem Morra-Gambit mutig an und spielte danach zügig und gut weiter, was seinen Gegner nicht nur langsam in Richtung Zeitnot schob, sondern auch dazu veranlasste, einen weiteren Bauern zu geben und den schwarzen Königsflügel samt dem dort versteckten König zu attackieren. Da nicht alle weißen Figuren am Angriff teilnahmen, war hier aber auch Optimismus angesagt.

Nach 3 Schwarzpartien hatte Oleg endlich – zum ersten Mal in dieser Saison – die weißen Steine und kam folgerichtig problemlos aus der Eröffnung. Bei verzahnter Bauernstruktur am Damenflügel und lediglich einer offenen Linie machte sich die Abwesenheit aller vier Springer insofern bemerkbar, dass es für beide Seiten schwierig war, aktives Spiel aufzuziehen. Schwarz begann damit, seine Königsflügelbauern vorzurücken …

Edgar bekam es an Brett 4 mit einem starken 2000er zu tun und wählte Russisch. Nachdem beide Seiten ihre Entwicklung vollendet und den König jeweils am Königsflügel untergestellt hatten, konnte sich Weiß darauf konzentrieren, den isolierten Bauern e6 unter Beschuss zu nehmen. Edgar dagegen konnte auf die halboffene f-Linie bauen und manövrierte alle seine Schwerfiguren dorthin.

Jan wählte seinen positionellen Spezialaufbau gegen Grünfeld-Indisch und kam zufrieden stellend aus der Eröffnung. Nach ein paar Ungenauigkeiten und Damentausch fand er sich allerdings in einem schlechteren Endspiel wieder, in dem Schwarz mit Türmen und Springer Druck gegen die vereinzelten Damenflügelbauern ausübte, ohne dass weißes Gegenspiel in Sicht war. Hier konnten wir nur hoffen, dass alles irgendwie zusammenhielt.

Philipp konnte sich in einem Sveshnikov-Sizilianer nach 12 Zügen nicht mehr an die genaue Fortsetzung erinnern und schüttelte einen wagemutigen Plan aus dem Ärmel, der ein doppeltes Bauernopfer einschloss. Sein GM-Gegner – augenscheinlich gewillt, die Partie ohne größere Abenteuer zu gewinnen – wählte nicht die schärfsten Fortsetzungen und so war die Materialverteilung bald wieder ausgeglichen. Zwar hatte Weiß einen b-Freibauern und einen schönen unvertreibbaren Läufer auf d5 vorzuweisen, dem Schwarz nur einen rückständigen d6-Bauern entgegenzusetzen hatte, sollte es aber Philipp schaffen, alle Schwerfiguren vom Brett zu bekommen, würden die ungleichfarbigen Läufer ein Remis nahe legen.

Mein Gegner war so freundlich gewesen, in eine von mir vorbereitete sizilianische Bauernopfer-Variante zu laufen, fand sich aber gut zurecht und hielt den Mehrbauern. Ich spielte die Stellung zu ungenau weiter, und als Damentausch drohte, begann sich die Kompensation langsam in Luft aufzulösen. Weiß stand deutlich schlechter hier.

Zu diesem Zeitpunkt war nicht abzustreiten, dass die Siegburger – wie erwartet – die Nase vorn hatten. Eine schwierige Lage, aber keineswegs aussichtslos. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Punkte eintrudelten – leider für unsere Gegner:

Edgar hatte sich unter dem anhaltenden weißen Druck seine Dame fangen lassen und musste aufgeben. Bei mir dauerte es nicht viel länger, denn als ich in ohnehin verlorener Stellung auch noch eine Figur einpatzte, sah ich ebenfalls keinen Grund mehr weiterzuspielen. 0:2. Das konnte ja heiter werden …

Lars sorgte dafür, dass sich wieder ein wenig Optimismus breit machte, indem er seinen Materialvorteil sicher nach Hause fuhr.
Olegs Gegner hatte derweil auch den kompletten Königsflügel dicht gemacht und so jegliche Gewinnaussichten für beide Seiten zunichte gemacht. Hier wurde remis vereinbart. 1,5:2,5.

Trotz weniger Zeit und fast symmetrischer Bauernstruktur musste Gerd also nun angesichts des Spielstandes versuchen, aus seiner Partie einen vollen Punkt zu holen. Mit seinen zwei verbliebenen Figuren, die etwas aktiver standen als die seines Gegners, machte er weiter Druck auf die schwarze Stellung. Objektiv stand Schwarz vermutlich kaum schlechter, aber unter dem Druck brach er schließlich zusammen und verlor die Qualität. Der Rest war eine Frage der Technik. 2,5:2,5.

Nun blieben also noch drei Partien, in denen die Entscheidung fallen musste und hier war in der Zwischenzeit einiges passiert:

Christof hatte sich in höchster Zeitnot des Gegners einen Springer gegönnt, der Weiß allerdings einen Dameneinschlag auf h7 erlaubte, der den schwarzen König ins Freie trieb. Kurz darauf bot Christof seine Dame gegen Läufer und Turm an, aber seinem Gegner behagte die Vorstellung, mit Dame gegen 3 Figuren zu spielen nicht – und das vermutlich zu recht – da sich in der schwarzen Stellung alles gegenseitig deckte. Stattdessen trieb er den schwarzen König bis zum auch nicht mehr solide zu nennenden Damenflügel und stellte mit seinen letzten Sekunden auf der Uhr nicht zu unterschätzende Drohungen auf. Christof versank nun in tiefes Nachdenken und den Kiebitzen stellte sich die Frage, ob ihm bewusst war, dass er seinen 40. Zug noch zu machen hatte.

Jan war es durch einen taktischen Trick gelungen, einen doppelten Turmtausch zu erreichen, der den Druck von der weißen Stellung nahm und die weiße Bauernstruktur reparierte. Im entstandenen Endspiel L+6B gegen S+6B musste er hier mit dem Läufer aufgrund der Bauern auf beiden Flügeln vermutlich schon besser stehen. Sein Gegner spielte in dieser Phase nicht allzu genau und bald übte Weiß einen gewissen Druck aus, der wegen der fehlenden Königsrouten zum Eindringen in die gegnerische Stellung allerdings kaum einen vollen Punkt erhoffen ließ.

Philipp hatte sich mit starken und kreativen Zügen durch die Zeitnot gerettet und seine Figuren etwas aktiviert, dabei allerdings auch einen Bauern verloren. Nach Damentausch mussten nun nur noch die beiden Türme vom Brett um ein remisliches ungleichfarbiges Läuferendspiel zu erreichen. Sein Gegner ließ jedoch die nötige Umsicht walten, dies nicht geschehen zu lassen, und so kam es, wie es kommen musste mit einer schlechteren Stellung gegen einen überstarken Gegner. Beim Versuch, sich gegen die diversen Drohungen zu verteidigen, tickte die Zeit unerbittlich davon und in einer Stellung, die möglicherweise sogar noch Remischancen enthielt, überschritt Philipp schließlich die Zeit. Trotzdem eine tolle Leistung gegen einen Großmeister! 2,5:3,5.

Jan musste schließlich erkennen, dass es keinen Weg gab, ohne großes Risiko ernsthafte Gewinnversuche zu unternehmen und willigte ins Remis ein. Ebenfalls ein großartiges Ergebnis gegen einen über 400 DWZ-Punkte stärkeren Gegner! 3:4.

Um Christof hatten wir uns unnötig Sorgen gemacht. Nachdem er mit ein paar Sekunden auf der Uhr doch noch seinen 40. Zug ausgeführt hatte, brachte er mit einem ungewöhnlichen taktischen Schlag, den die Zuschauer nicht vorhergesehen hatten, seinen König in Sicherheit und konnte sich nun neben der Mehrfigur auch der zugehörigen Kompensation in Form von Angriff erfreuen. Der volle Punkt war bald eingefahren. 4:4!

Ein höchst spannender und unterhaltsamer Kampf, mit dessen Ergebnis wir angesichts der Aufstellung der Siegburger sehr zufrieden sein dürfen. Schade natürlich, dass sie gerade gegen uns auf ihre besten Leute zurückgegriffen haben und wir so einen Mannschaftspunkt in Siegburg lassen mussten, aber vielleicht werden sie dies ja auch gegen die Konkurrenz machen. Wäre aus sportlicher Sicht jedenfalls ganz erfreulich.

Am 16.01.2011 geht es weiter mit einem Heimspiel gegen die SF Hennef I, die in der Tabelle ein ausgeglichenes Punktekonto aufweisen können. Bis dahin!

Ein Bericht von
Sebastian Brandt (MF GSK IV)
 

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zuletzt geändert am 23. Dezember 2010