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GSK 4. Mannschaft

SVM Verbandsliga Ost 2010/2011

Bericht Runde 1

Brühler SK II - Godesberger SK IV (4½ : 3½)


 

Doch nichts gelernt

Liebe Schachfreunde,

zum Aufsteiger SK Brühl II ging es heute im ersten Mannschaftskampf der Saison und allerlei hatten wir uns vorgenommen, um besser zu starten, als es uns vor einem Jahr geglückt ist. Allseits gute Laune gab es zu verzeichnen ob der Tatsache, dass es endlich wieder losging, und mit ein paar Pünktchen wollten wir unser Übriges dazu leisten. Soweit der Plan …

An Brett 1 brachte mich mein Gegner mit einer mir nicht vertrauten Pirc-Variante schon früh ins Grübeln und auf der Suche nach einem Vorteil mit Weiß entschloss ich mich schließlich dazu, mir einen Bauern auf Kosten eines isolierten Doppelbauern zu genehmigen. Allerdings erhielt Schwarz außerdem aktive Figuren und Entwicklungsvorsprung und bald gefiel mir die Stellung weder auf dem Brett noch auf der Uhr. Also beschloss ich, wenigstens noch eine Qualität einzusacken, und mich um die positionellen Probleme später zu kümmern.

Philipp Bongartz (2) tauschte in einer Bird-Eröffnung sein Läuferpaar gegen Entwicklungsvorsprung und strukturelle Vorteile. Während der weiße König auf den geschwächten Königsflügel rochierte, suchte der schwarze Monarch Unterschlupf auf dem aus schwarzer Sicht ebenfalls nicht mehr solide zu nennenden Damenflügel. Mit g7-g5 nutzte Schwarz die Chance, seinen Angriff schneller in Gang zu bringen, übersah dabei allerdings einen weißen Zug, der Mattdrohungen ins Spiel brachte. Doch hätte Philipp nun – wie die spätere Computeranalyse zeigte – mit einem wunderschönen passiven Damenopfer, das er sogar erwog, aber aufgrund zu großer Komplexität nicht bis zum Ende durchrechnete, einen durchschlagenden Angriff erhalten können. So aber war es Weiß, der auf einmal die größeren Drohungen hatte.

Ein Brett weiter konnte Edgar Schmitz (3) mit Weiß in einem Schotten keinen nennenswerten Eröffnungsvorteil erzielen, aber andererseits war ein solcher möglicherweise auch gar nicht das Primärziel, sondern eine Stellung mit aktivem Figurenspiel und Chancen auf einen Königsflügelangriff und die war allemal auf dem Brett. Blieb abzuwarten wer sich in diesem Metier als der bessere erweisen würde.

An Brett 4 glückte es Oleg Leontievs Gegner in einem Nimzoinder, mit einem taktischen Schlag einen Bauern zu gewinnen und die schwarze Königsstellung etwas zu schwächen. Bei dem Versuch Kompensation in Form von Gegenspiel zu erlangen, bekam Oleg zwar den Bauern wieder, verlor aber eine Qualität. Hier würde es trotz Olegs Verteidigungsgeschick wohl schwer werden, noch etwas zu reißen.

Gerd Schniggenberg (5) strich in einem Skandinavier in der Eröffnung gleich mehrere Tempi ein und konnte neben seinem Entwicklungsvorsprung einen schönen Springervorposten auf e5 vor einem rückständigen Bauern aufweisen. Allerdings besaß auch Weiß mit einem Doppelbauern auf c2-c3 und einem Loch auf c4 strukturelle Schwächen. Diese ignorierend begann Gerd damit, seine Trümpfe auszuspielen und mit einem Turmschwenk auf der dritten Reihe einen Königsangriff aufzuziehen.

Unser junger Neuzugang Lars Kruse (6) fügte sich gleich prima ins Team ein und opferte in einem Abtauschspanier einen Bauern für die halboffene h-Linie und Angriff gegen die durch g2-g4 geschwächte weiße Königsstellung. Er selbst brachte seinen König sicher am Damenflügel unter und so besaß der Mehrbauer zunächst kein Gewicht, auch wenn sich die schwarzen Königsflügelbauern nicht so einfach (sinnvoll) in Bewegung setzen ließen, wie in dieser Art Stellung zu wünschen ist.

An Brett 7 opferte Gerd Moos in der Eröffnung mehr oder weniger unfreiwillig einen Bauern auf c5, erhielt aber dennoch zumindest ein wenig kurzfristige Kompensation dadurch, dass seine beiden Springer deutlich aktiver als die beiden schwarzen Läufer waren, und ein wenig langfristige Kompensation durch den schwarzen f-Doppelbauern und den geschwächten schwarzen Königsflügel. Durch nicht übermäßig aktives Spiel seines Gegners begünstigt begann Gerd nun damit, seine Stellung wie in den besten Tagen von Steinitz schrittweise zu verbessern.

Thomas Große-Gehling (8) hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, uns kurzfristig auszuhelfen, und so sahen wir denn eine kreative Eröffnungsbehandlung mit Schwarz, die in einer etwas gedrückten Stellung und weißen Angriffschancen resultierte. Doch gelang es ihm im weiteren Verlauf, trotz weißen Druckspiels die Stellung geschlossen zu halten und so stand der schwarze König auf f7 gar nicht schlecht. Die Blockade des halben Brettes ließ ein Remis nicht unwahrscheinlich erscheinen.

Olegs Partie war als erste beendet und leider nicht mehr zu retten. Der erste Punkt ging an die Brühler. Thomas nahm nun, nachdem er die weißen Angriffsversuche abgeschlagen hatte, die Chance wahr, selbst auf Gewinn zu spielen, und opferte eine Leichtfigur für Königsangriff. In den entstehenden Komplikationen fand sich Weiß allerdings besser zurecht und sammelte den vollen Punkt ein. Schade, dass es nicht geklappt hat!

Es war an den beiden Gerds mit einem Doppelschlag für einen offenen Zwischenstand zu sorgen:
Gerd S. lehnte das Angebot seines Gegners, die schwarze Bauernstruktur durch einen Damentausch auf h6 zu ruinieren, ab und spielte stattdessen lieber auf Angriff. Durch eine Ungenauigkeit des Gegners landete er, wenn auch nur noch mit 2 Minuten auf der Uhr, in einem Bauernendspiel mit 2 Mehrfreibauern, das er vermutlich mit 30 Sekunden für die nächsten 20 Züge noch gewonnen hätte. So natürlich auch.

Gerd M. war mit seinem Turm über den vom König verlassenen Königsflügel eingedrungen und ohne den schwarzfeldrigen Läufer, den sein Gegner gegen den weißen Springer, der sich vor einem rückständigen Bauern auf c5 eingenistet hatte, abgetauscht hatte, brach die schwarze Stellung rasch zusammen. 2:2.

Philipp hatte den Angriffsbemühungen seines Gegners auf der Uhr Tribut zollen müssen und schließlich die Drohungen nicht mehr abwehren können. Mit 7 Sekunden auf der Uhr gab er auf.

An Edgars Brett hatte sich beiderseitiges aktives Spiel in einigen Abtäuschen entladen und alsbald befand sich Edgar in einem Schwerfigurenendspiel in einer leicht besseren Position, aber mit nur noch sehr wenig Zeit auf der Uhr, und begnügte sich mit einem Remis.

Mein Gegner übersah einen Zug, der Damentausch erzwang, und so waren mit einem Schlag die größten Probleme gelöst und der Materialvorteil ausschlaggebend. Zwar wehrte er sich noch kräftig, aber am Ende war die Stellung selbst mit einigen Ungenauigkeiten meinerseits noch gewonnen. 3,5:3,5.

Lars´ Angriffspotential hatte sich, wie das manchmal passiert, inzwischen verflüchtigt, allerdings ohne den Minusbauern mitzunehmen. Das resultierende Turmendspiel war zwar, wie alle anderen auch, möglicherweise remis, dies aber auch auf dem Brett zu beweisen, war alles andere als einfach. Uns so kam es wie es kommen musste: Bald war das Endspiel nicht mehr zu halten und wiederum, wie es uns in der letzten Saison so oft passiert ist, verloren wir mit 3,5:4,5.

Tja. So hatten wir uns den Saisonstart wirklich nicht vorgestellt. Aber was soll´s, so was kann schon mal passieren, alle, die verloren haben, mussten ja auch mit einem kleinen Nachteil die Partie beginnen, und abgehalten davon, den Saisonbeginn anschließend mit einem ausgiebigen Pizzaessen zu feiern, hat es uns auch nicht.

Nächstes Spiel beweisen wir, dass es auch anders geht, genauer gesagt, am 24. Oktober auswärts bei den Schachfreunden aus Köln-Mülheim III. Bis dahin!

Ein Bericht von
Sebastian Brandt (MF GSK IV)
 

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zuletzt geändert am 25. September 2010