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GSK 1. Mannschaft

Oberliga NRW 2010/2011

Bericht Runde 8

Godesberger SK I - SV Mülheim-Nord II (6½ : 1½)

 

Kantersieg zu siebt!

   Godesberger SK           (2349)  -  SV Mülheim-Nord II (2165) 6½ : 1½
1. Dranov,Aleksandr         (2455)  -  Litwak,Aleksej FM  (2304)  1 : 0
2. Jackelen,Thomas IM       (2419)  -  Kaufeld,Jürgen FM  (2260)  1 : 0
3. Mertens,Heiko            (2348)  -  Bus,Tomas          (2192)  1 : 0
4. Schmidt,Bodo FM          (2373)  -  Wittenberg,Andreas (2199)  1 : 0
5. Grimm,Sascha FM          (2352)  -  Nachbar,Benjamin   (2128)  - : +
6. Armbruster,Alexander FM  (2311)  -  Winkels,Marcel     (2034)  1 : 0
7. Lütke,Jens FM            (2323)  -  Mainusch,Martin    (2122)  1 : 0
8. Andersen,Hans-Christoph  (2213)  -  Kuipers,Dustin     (2082)  ½ : ½

In der Vorschlussrunde der Oberliga NRW hatte unsere Erste die Reserve des Bundesligisten aus Mülheim-Nord zu Gast. Die Gegner traten stark ersatzgeschwächt zur Begegnung an, da der zeitgleich stattfindende Spieltag der holländischen Ligen bei ihnen zu zahlreichen Ausfällen führte. Zudem hatte sich der nominell klar stärkste Mülheimer, IM Daniel Hausrath (ELO 2527), in der Bundesliga »festgespielt« und durfte gegen uns nicht antreten.

Die Begegnung begann wie immer pünktlich um 11 Uhr, die ersten Züge wurden gespielt - aber es saßen nur sieben Godesberger am Brett, der achte war nicht ausfindig zu machen. Wie sich herausstellte, weilte Sascha zu diesem Zeitpunkt aufgrund eines Missverständnisses noch zu Hause - ein rechtzeitiges Erscheinen vor Ablauf der Wartezeit (30 Minuten) erwies sich als unmöglich. So kam der Mülheimer Benjamin Nachbar am fünften Brett zu einem kampflosen Sieg, was uns in diesem wichtigen Kampf einen überflüssigen Rückstand bescherte.

Jedoch: Ob es die möglicherweise aufkommende »Jetzt-erst-recht-Stimmung« unserer Mannschaft, die eventuelle Sorglosigkeit der Mülheimer angesichts der frühen Führung oder schlicht Kampfesglück war, steht in den Sternen - jedenfalls vermochten wir im Laufe des Kampfes an fast allen Brettern deutliches oder entscheidendes Übergewicht zu erzielen, was sich auch recht schnell auf beeindruckende Weise in Zählbarem manifestierte.

Dem Schreiber dieser Zeilen wurde eine gute Stunde vor der ersten Zeitkontrolle Remis angeboten. Mit Weiß verfügte ich in einer Art slawischer Abtauschvariante zunächst über einigen Druck am Damenflügel, wählte dann jedoch einen deutlich zu zahmen Plan, so dass mein Gegner Dustin Kuipers sich seiner Probleme entledigen konnte. Trotz deutlichen DWZ-Vorsprungs nahm ich die Remisofferte an, was zum einen natürlich an der Stellung, zum anderen an unseren sich mittlerweile zahlreich abzeichnenden Erfolgen an den anderen Brettern lag.

Thomas schaffte es am zweiten Brett, seinen Gegner Jürgen Kaufeld mit einem auf den ersten Blick profanen Damenschach aus dem Konzept zu bringen. In der Folge blieb der schwarze König in der Mitte stecken, und Thomas entfachte unter lehrbuchmäßiger Öffnung des Zentrums eine furchteinflößende Initiative, die schnell durchschlug. Damit war schon einmal der Ausgleich wiederhergestellt.

Bodo musste sich gegen Andreas Wittenberg mit dem Stonewall auseinandersetzen, gegen den bekanntermaßen nicht jeder gerne spielt. Nach der Eröffnung hatte der Nachziehende zunächst auch keine Probleme, öffnete jedoch dann das Zentrum, was - nach ungenauem Spiel - zu starkem weißem Druck führte. Wittenberg versuchte sich durch ein Qualitätsopfer zu entlasten, schwächte jedoch anschließend seinen Damenflügel auf fatale Weise, wonach Bodo mit einem kleinen taktischen Trick endgültig durchbrach - 2½:1½. Nach drei Spieltagen mal wieder eine Führung für uns!

Am Spitzenbrett wählte Alexander Dranov gegen Aleksej Litwak die Skandinavische Verteidigung, mit der er eine solide Position erreichte. Etwas übermotiviert holte Litwak mit 17.g4 die Brechstange heraus und schwächte damit seine Königsstellung. Anschließend versuchte er aus der Not eine Tugend zu machen und mit einer Attacke am Königsflügel Verwicklungen herbeizuführen, überließ dabei jedoch zusätzlich seine Damenflügelbauern ihrem Schicksal. Die schwarze Stellung war so fest, dass Alexander in aller Ruhe seine Figuren auf aktive Felder stellen und »ganz nebenbei« die weißen Bauern einsammeln konnte. Das weiße Spiel am Königsflügel wurde leicht eingedämmt, so dass Alexander einen ungefährdeten Sieg einfuhr - 3½:1½. Mit nunmehr 5½ aus 8 erweist er sich damit einmal mehr als ein wesentlicher Leistungsträger der Mannschaft.

Alexander Armbruster bot mit Weiß an Brett 6 gegen Marcel Winkels ebenfalls eine ansprechende Leistung. Im Wolga-Gamit lehnte er den angebotenen Bauern mit b6 ab und entwickelte in der Folge vielversprechende Aktivität am Damenflügel. Nach ungenauem schwarzem Spiel führten ein auf b6 eingedrungener Vorpostenspringer sowie starkes Druckspiel entlang der b- und der c-Linie bereits zu Bauerngewinn für Alexander, was im Übrigen seiner Aktivität keinen Abbruch tat. Schließlich musste noch ein zweiter Bauer das Zeitliche segnen, zudem stand der schwarze König - im Gegensatz zu seinem Widerpart - offen herum, was Winkels zur berechtigten Aufgabe bewog. Damit setzte Alexander, der mit nun 5 aus 7 bisher ebenfalls eine ansprechende Saison spielt, den »Big Point« zum 4½:1½, aber das war uns heute noch nicht genug.

Den Zug des Tages brachte heute Jens an Brett 7 (gegen Martin Mainusch) aufs Brett. Nach einem relativ ereignislosen Mittelspiel, in dem das Gleichgewicht nie ernsthaft gestört war, kam zwischen den Kontrahenten folgendes Turmendspiel aufs Brett:

Stellung nach 37...Tb1



Mit dem einfachen 38.Te3 hätte Weiß seinen Bauern b3 gedeckt und die Stellung im Gleichgewicht gehalten, z.B. 38...Kf7 (mit der Idee Kg6-h5) 39.h5= oder 38...g6 39.g4, und nach 39...Tf1+ 40.Kg2 Txf4 41.gxf5 sind die weißen Chancen wegen des nachfolgenden Te6 nicht schlechter.

Der Anziehende ließ sich statt dessen vermutlich von der allgemeinen Erwägung leiten, dass Türme im Endspiel möglichst aktiv zu postieren sind, und zog sofort

38.Te6?

..., wonach die weißen Gegendrohungen zu spät kommen.

38...Txb3+ 39.Kg2?

39.Ke2! hätte den Bauern auf g3 seinem Schicksal überlassen, die schwarze Aufgabe aber deutlich erschwert, da der König näher an die schwarzen Freibauern herankommt. Dass Weiß statt dessen seinen Bauern gedeckt halten wollte, ist natürlich verständlich, zumal er den Hammer im 40. Zug wohl nicht auf der Rechnung hatte.

39...Tc3 40.Txd6
 


Ebenso wie vermutlich der Weiße rechneten hier die Zuschauer mit 40...Txc4? 41.Txb6, wonach Weiß gute Rettungschancen gehabt hätte. Jens entkorkte jedoch ohne lange nachzudenken

40...b5!!

und verließ das Brett. Sein Gegner und die staunenden Zuschauer hatten nun genügend Zeit, sich von der Hoffnungslosigkeit der weißen Position zu überzeugen. Der studienartige Zug 40...b5 plombiert die b-Linie, so dass der weiße Turm, um den schwarzen b-Bauern am direkten Einziehen zu hindern, einen fatalen Umweg auf sich nehmen muss.

41.Ta6

Nach ca. 20 Minuten gespielt. Alles andere ist ebenso aussichtslos, z.B. 41.cxb5 b3 42.b6 b2 43.b7 b1D 44.Td8+ Kf7 45.b8D Tc2+, und Weiß wird mattgesetzt.

41...bxc4 42.Txa5 b3 43.Tb5

Stünde der weiße König jetzt auf e2, könnte der Schwarze seine Bauern nicht so einfach durchbringen - so aber geht gar nichts mehr.

43...Tc2+ 44.Kf3 b2 45.a5 Tc3+ 0-1

Ein schöner Sieg für Jens, der nach schwachem Saisonbeginn zu seiner alten Form zurückgefunden zu haben scheint.

Beim Stand von 5½:1½ hatte Heiko in der letzten laufenden Partie (gegen Thomas Bus) mit Schwarz ebenfalls eine Gewinnstellung auf dem Brett - heute lief einfach (fast) alles. Sein Gegner hatte sich im Mittelspiel veropfert, wonach Heiko die Stellung schrittweise vereinfachen und ein leicht gewonnenes Endspiel mit Läufer und drei Bauern gegen vier Bauern herbeiführen konnte. Die einzige theoretische Chance für Weiß bestand darin, seine Bauern so zum Tausch anzubieten, dass Schwarz auf einem Randbauern und dem »falschen Läufer« sitzen bliebe, aber dies konnte Heiko mühelos vermeiden.

Damit war ein auch in dieser Höhe durchaus verdienter 6½:1½-Sieg unter Dach und Fach - und das mit sieben Mann. Nach den stets knappen und teilweise auf Messers Schneide zustande gekommenen Resultaten der vorangegangenen sieben Runden ist dies natürlich eine willkommene Abwechslung, die uns selbstbewusst in die letzte Runde gehen lässt. Obwohl es aber gegen den Tabellenletzten (und bereits sicheren Absteiger) Castrop-Rauxel geht, ist natürlich - wie immer - volle Konzentration angesagt, damit der GSK im Kampf um den direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga nicht am Ende doch noch ins Leere greift.

Ein Bericht von
Hans-Christoph Andersen


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zuletzt geändert am 25. März 2011