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Liebe Schachfreunde,
die siebte Runde der Verbandsliga fand an einer eher ungewöhnlichen Spielstätte statt: Dem Glasmuseum in Rheinbach. Um Glas ging es dort allerdings weniger. Enteignungen und Vertreibungen lagen den Museumsgründern offensichtlich mehr am Herzen. Solchermaßen inspiriert machten wir uns daran, den gegnerischen Königen zu Leibe zu rücken.
Mein Gegner am ersten Brett verteidigte sich gegen den Aufzug des Königsbauern mit der ungewöhnlichen Kombination von e6, a6 und b5. Am zweiten Brett blitzte Sebastian Brandt seine Vorbereitung gegen 1.c4 herunter und hatte schnell einen Zeitvorteil von einer halben Stunde.
Einen Tisch weiter tickte nur eine einsame Uhr vor sich hin. Oleg Leontiev war noch nicht erschienen. Edgar Schmitz verteidigte sich ungefähr bogo-indisch und unser fünfter Mann, Jan Kopp, packte den ganz großen Hammer aus und schockte seinen Gegner mit einem wilden Bauernopfer, das er sicher auch mal in einem Klubturnier einsetzen wird.
Einen Raum weiter fand der Rest des Mannschaftskampfes statt. Gerd Schniggenberg musste sich mit einer ungewöhnlichen Version des königsindischen Angriffs gegen seine Französische Verteidigung auseinandersetzen, während Damir Zupcevic Königsindisch mit dem Vorstoß d5 bekämpfte. Am achten Brett vertraute Christof Kögler auf die Nimzo-Indische Verteidigung.
Nachdem ich ordentlich Zeit investiert hatte um gewisse Eröffnungsprobleme zu lösen, ließ sich mein Gegner auf eine scharfe Bauernraubvariante ein. Allmählich schien ihm zu dämmern, dass sein Springer in Gefahr war meinen Königsflügel nicht lebend zu verlassen und er versank in tiefes Nachdenken. Ich nutzte die Zeit um von Brett zu Brett zu schlendern und mir ein Bild von der Lage zu machen:
Sebastian hatte den Bauern auf b2 genommen und schien damit davon zu kommen. An Brett drei war Oleg nach einer Odyssee durch Rheinbach endlich erschienen. Leider eine Minute nachdem er in leicht besserer Stellung die Zeit überschritten hatte. Edgar machte sich gerade daran, die Bauernketten seines Gegners zu knacken und Jans Gegner hatte in einem wilden Widerlegungsversuch eine Figur geopfert ohne volle Kompensation dafür zu erhalten.
Gerd hatte einen Bauern eingeheimst ohne dem Gegner unnötige Aktivität zuzugestehen. Damir hingegen war es nicht gelungen am Damenflügel Fortschritte zu machen und musste versuchen den typischen f5-Vorstoß zu neutralisieren. Christof stand in einer Isolani-Stellung auf der blockierenden Seite deutlich besser.
Als ich an mein Brett zurückkehrte musste ich leider feststellen, dass mein Gegner doch einen versteckten Ausweg für seinen Springer gefunden hatte und machte mich auf die Suche nach Kompensation für meinen Bauern.
Nun entwickelten sich die Dinge durchaus positiv für uns. Damir und Edgar machten aus ihren gedrückten Stellungen Remis. Sebastian verwandelte seinen Mehrbauern am Flügel in einen Mehrbauern im Zentrum und ich stand nach einigen Ungenauigkeiten meines Gegners beim Übergang ins Endspiel auch etwas besser.
Christof hatte den Isolani zu früh genommen und damit seinen kleinen Vorteil wieder verspielt, aber Gerd und Jan befanden sich immer noch auf der Siegerstraße.
Alles in allem waren zwei Mannschaftspunkte zu erwarten.
Nachdem allerdings Sebastians, Jans und meine Stellung durch die Zeitnotmangel gedreht worden war, sah es nur noch nach einem Mannschaftspunkt aus:
Sebastian hatte in einem schrecklichen Hickhack eine Figur verloren und sah bereits dem Verlust einer zweiten entgegen. Jan hatte seine Mehrfigur eingestellt, aber stand immerhin in einem Turmendspiel noch deutlich besser. Ich selber hatte mit ein paar Ungenauigkeiten meine Stellung an den Rand des Verlustes gebracht, um dann für dynamische Chancen eine Qualität zu opfern. Da mein Gegner direkt seine beste Möglichkeit ausließ, gelang es mir allmählich meine Freibauern bis zur Umwandlung zu bringen. Wenige Züge nach der Zeitkontrolle gab mein Gegner auf.
Nun stand es also 2-2, Sebastian war total verloren und Gerd stand total gewonnen. Jan hatte einige Chancen, Christof hatte nichts, spielte aber trotzdem noch scharf auf Sieg.
Da spielt Jan plötzlich den zweiten Zug der geplanten Variante vor dem ersten und stellte auf diese Weise zwei Bauern und damit die Partie ein. Unnötig darauf hinzuweisen, dass bis zum letzten Augenblick gekämpft wurde. Leider wich keine Partie mehr von ihrem logischen Verlauf ab:
Jans Gegner vermied alle Pattfallen, gegen Sebastian setzten sich unvermeidlich die beiden Mehrfiguren durch, Gerd holte unseren zweiten Sieg und Christof musste schließlich doch noch Remis machen.
Damit hatten wir einmal mehr das bittere 3,5 – 4,5 Ergebnis eingefahren. In den letzten vier Mannschaftskämpfen werden wir allerdings gegen das Tabellenende antreten und gehen davon aus, uns noch deutlich von den Abstiegsplätzen distanzieren zu können.
Ein Bericht von
Philipp Bongartz
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zuletzt geändert am 05. März 2010 |