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GSK 4. Mannschaft

SVM Verbandsliga Ost 2009/2010

Bericht Runde 4

Godesberger SK IV - SF Hennef I (3½ : 4½)

 

Schon wieder verloren!

Liebe Schachfreunde,

wir hatten die feste Absicht, gegen die SF Hennef I, die an diesem Sonntag bei uns zu Gast waren, unseren im letzten Spiel gestarteten Aufwärtstrend fortzusetzen. Nach den beiden Auftaktniederlagen auch durchaus plausibel, da wir uns doch lieber zur Tabellenspitze hin orientieren wollten, als uns nach hinten umschauen zu müssen.

Hennef war ungefähr in Bestbesetzung angetreten, was für uns hieß, an den oberen Brettern möglichst nicht verlieren, an den unteren  durchaus den einen oder anderen Punkt mitnehmen. Nachdem erste (unnötige) kleine Unstimmigkeiten geklärt waren, ging es dann los und was auf den Brettern passierte, war zunächst dazu angetan, uns guter Dinge zu stimmen.

Philipp Bongartz (1) hatte mit Schwarz seine Eröffnungsprobleme (falls man dies bei dem unambitionierten Damenbauern-Aufbau seines Gegners überhaupt so nennen kann) schnell gelöst und sicherte sich bald darauf das Läuferpaar. Zusammen mit besserer Zentrumskontrolle und besserer Zeit (… ja, in der Tat! Erstaunlich, aber wahr!) angenehm anzuschauen.

Mein Gegner (2) hatte seinen üblichen Sizilianischaufbau mit d6, e6, Sf6 gewählt, dem ich nach Keres mit 6. g4 aggressiv begegnete. Während Schwarz seinen Königsflügel unberührt ließ und stattdessen einen Angriff am Damenflügel aufzog, entwickelte ich mich schnell und stellte einen Springer nach d5, der wegen des unrochierten schwarzen Königs, nicht geschlagen werden konnte, ohne die Figur einen Zug später zurückgeben zu müssen. Hier überraschte mich mein Gegner dann mit dem Zug Kd8, der den Springer zum Rückzug bewog und einen Zentrumsbauern einheimsen konnte. Jetzt galt es den richtigen Zug zu finden, um die versteckte Kompensation aufzutreiben.

Oleg Leontiev (3) kam solide aus einer halbslawischen Variante, in der Weiß mit a3 und b4 Raum am Damenflügel zu gewinnen suchte. Mit Bauernvorstößen am Königsflügel/im Zentrum hielt Oleg dagegen, die weiße Figurenmasse auf dem Damenflügel übte jedoch einen unangenehmen Druck aus, unter anderem gegen die geschwächte schwarze Königsstellung. Aber noch kein Grund sich Sorgen zu machen!

An Brett 4 hatte Edgar Schmitz mit Weiß in gewohnt angriffslustiger Manier einen, nunja, Angriff aus seinem schottischen Hut gezaubert. Trotz kurzer Rochade ließen sich auch die Königsflügelbauern nicht zurückhalten und suchten sich schöne Plätzchen auf, wenn ich mich recht erinnere, f6 und h5. Der geopferte Bauer wurde nicht wirklich vermisst, denn hier wurde nach größerer Beute gesucht.

Jan Kopp (5) hatte mit Schwarz - oder sein Gegner mit Weiß - einen symmetrischen Aufbau in einer englischen Eröffnung gewählt, mit Bauern auf c5, d6 und e5. Nachdem Weiß einen Springer auf d5 versenkt hatte, der umgehend abgetauscht wurde, erhielt Jan gute Aussichten auf dem Königsflügel mit f5, aber auch auf dem Damenflügel stand Schwarz nach Festlegung der Bauernstruktur dort selbst besser.

Ein Brett weiter (6) hatte Gerd Schniggenberg in einem Alapin-Sizilianer tiefsinnige strategische Manöver durchgeführt, derart, dass sie sich dem flüchtigen Blicke nicht immer sofort erschließen. Gekonntes Abtauschen ließ eine Endspielstellung entstehen, in der Gerd mit seiner Damenflügelmajorität und Läuferpaar gegen Läufer und Springer deftige Gewinnchancen haben sollte.

Damir Zupcevic (7) wählte gegen das Englisch seines Gegners einen optisch ansprechenden Aufbau mit e5, g6 und alsbald a5, um eine weiße Expansion am Damenflügel gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen. Während beide Seiten zunächst ruhig ihre Kräfte massierten, kam bald darauf doch ein erster Abtausch in Sicht. In ungewisser (vielleicht weihnachtlicher?) Absicht gab Weiß erst einen Bauern, um dann doch lieber eine Figur zu verschenken. Damir ließ sich auf keinerlei Komplikationen ein und nahm die Mehrfigur dankend mit. Doch Weiß spielte weiter, und schwarze Zeitnot näherte sich mit großen Schritten …

An Brett 8 kam Gerd Moos mit einem leichten Plus aus einem weiteren Schotten. Allerdings hier nicht aufgrund eines zu erwartenden Angriffs, sondern wegen kleiner, feiner positioneller Unterschiede in Bauernstruktur und Figurenaufstellung. Nur schien es nicht leicht, dies in etwas Greifbares umzumünzen, und so wählte Gerd den Übergang in ein Leichtfigurenendspiel, in dem der weiße Läufer zumindest mehr praktische Chancen versprach als der schwarze Springer.

Alles in allem also erfreuliche Aussichten. Es konnte fast nur schlechter werden …

Ich fand den besten Zug nicht. Zwar bekam ich den Bauern zunächst wieder und erste Mattdrohungen gegen den schwarzen König tauchten auf, aber gleichzeitig geriet auch mein König unter Beschuss. Während mein Gegner nicht riskieren wollte noch zu verlieren, schien mir die Idee, dem Dauerschach in die Brettmitte zu entkommen, zwar verlockend, aber angesichts meiner knappen Zeit zu riskant und so willigte ich in das Remis ein. 0,5:0,5.

Über die genaue Chronologie der weiteren Ereignisse muss ich nun ein wenig spekulieren.

Jan hatte seine Stellung weiter ausgebaut, aber dann einen Bauernzug zuviel am Damenflügel gemacht, über den er sich im Nachhinein selbst am meisten ärgerte. Und so kassierte nicht Schwarz den zum Abholen bereit stehenden weißen Bauern auf d5, sondern Weiß den b4. Der Bauer auf d5 würde trotzdem fallen, aber der Vorteil war dahin. Und so einigte man sich auch hier auf Remis.

Wie auch bei Edgar, dessen Angriff den schwarzen Monarchen leider nicht zu Fall bringen konnte. 1,5:1,5.

Olegs Gegner hatte seinem generellen Druck auch noch einen Haufen taktischer Tricks hinzugefügt und so stand die schwarze Stellung bald vor dem Kollaps. 1,5:2,5.

Damir hingegen hatte bei dem Gedanken, 8 Minuten für 10 Züge als Zeitnot aufzufassen, nur milde gelächelt und seine Mehrfigur sicher nach Hause gefahren. 2,5:2,5.

Der Eklat und Grund, warum das Ergebnis dieses Mannschaftskampfes unschöne Erinnerungen hinterlässt, fand nun an Philipps Brett statt. In immer noch vorteilhafter Stellung, allerdings beidseitiger Zeitnot, bemerkte er, dass die Zeit seines Gegners nicht lief und hielt selbstverständlich die Uhr an, um das Problem zu korrigieren. Woraufhin sich sein Gegner inspiriert fühlte, die Partie als Sieg für sich zu reklamieren. Freude an einem herausgespielten Sieg zu haben, wollen wir diesem Schachfreund nicht unterstellen. Der Wettkampfleiter, der, man erinnere sich, zu Beginn des Kampfes faire Partien gewünscht hatte, entschied nach der nun folgenden Diskussion auf Weiterspielen, nachdem er die Zeiten entsprechend eingestellt hatte. Es ist kein Wunder, dass die beiden Kontrahenten nicht mehr viel gesehen haben und der Rest der Partie einer Lotterie glich. 2,5:3,5.

Nun mussten es also die beiden Gerds richten.

Gerd M. hatte in seinem Endspiel doch nicht so viel Freude an seiner Leichtfigur, hielt aber, nachdem die Stellung von »leicht besser« auf »etwas schlechter« umgesprungen war, das Remis ohne Probleme.

Gerd S. versuchte lange, den letzten noch nötigen Punkt für ein Mannschaftsremis zu erkämpfen, aber auch diese Partie endete schließlich remis.

Also wieder verloren. Mit gutem Willen könnte man es unglücklich nennen.

Technisch gesehen befinden wir uns damit in unmittelbarer Nähe der Abstiegsplätze. Überraschenderweise in direkter Nachbarschaft zu einem unserer letztjährigen Aufstiegskonkurrenten, den auch diese Saison wieder mit einer starken Truppe antretenden Schachfreunden aus Rheinbach, die an diesem Spieltag von den Köln-Mülheimern (die damit ihre Aufstiegsambitionen mehr als deutlich klar gemacht haben) mit einem unglaublichen 7,5:0,5 geradezu vernichtet wurden. Aber auch unseren Saisonstart haben wir uns definitiv anders vorgestellt. Nichtsdestotrotz ist die Mannschaft in dieser Liga stark genug, um mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben zu müssen, und entsprechend unbeeindruckt von der derzeitigen Tabellensituation werden wir auch die nächsten Spiele bestreiten. Weiter geht es im nächsten Jahr mit einem Auswärtsspiel bei der VdSF Bonn I am 10. Januar. Bis dahin!

Ein Bericht von
Sebastian Brandt

 

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zuletzt geändert am 16. Dezember 2009