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Alles noch drin
Liebe Schachfreunde,
nach der Niederlage im letzten Mannschaftskampf gegen Euskirchen hieß es heute Dranbleiben und ja keine Punkte mehr verschenken. Zu Gast war die Zweite der SF Köln-Mülheim, nominell eine Aufgabe, die wir lösen können sollten. Jan Kopp und Bernd Gemein waren uns diesmal abhanden gekommen, dankenswerterweise unterstützte uns Dr. Ernst Schulte-Geers aus der Fünften.
An Brett 1 sah sich Philipp Bongartz gegen seinen Sizilianer dem Grand-Prix-Angriff gegenüber, was ihm nicht sonderlich gefiel, da die Aussichten den gegnerischen König anzugreifen – und wieso sollte man sich mit weniger zufrieden geben? – bei Weiß lagen. Nichtsdestotrotz kam er ohne Probleme aus der Eröffnung, allerdings bei erheblich mehr konsumierter Zeit.
Mein Gegner spielte eine Sveshnikov-Hauptvariante, nun, herunter kann man eigentlich nicht sagen, denn für die gleichen 17 Züge, die er bereits in einer seiner früheren Partien gespielt hatte, verbrauchte er etwa eine Stunde, sodass ich Gelegenheit hatte, die wunderbaren Partien meiner Mannschaftskollegen einmal in Ruhe zu betrachten.
Oleg Leontiev baute sich in einem Dameninder gewohnt solide auf und verpasste dem Gegner einen blockierten Isolani, der ihm zumindest gleiches Spiel versprach. Läuferpaar und Schwerfiguren auf beiden Seiten gaben Hoffnung auf einen interessanten weiteren Spielverlauf.
Gerd Moos war mit Weiß in einem Alapin-Sizilianer augenscheinlich an einen gut vorbereiteten Gegner geraten, denn dieser verbrauchte bis zum 15. Zug etwa 5 Minuten. Die resultierende damenlose Stellung schien bei vielen Figuren auf dem Brett und einem in der Mitte verharrenden schwarzen König aber nicht schlechter für Weiß zu sein. Schwarz schien jedoch gewinnen zu wollen und lehnte Gerds Remisangebot ab …
An Brett 5 lief in einem Slawen mit g6 die Strategie auf Hochtouren. Beide Seiten hatten ein Loch auf der e-Linie, in dem sich jeweils ein feindlicher Springer eingenistet hatte, der weiße Raumvorteil wurde durch den miserablen weißen schwarzfeldrigen Läufer kompensiert. Zugegeben, Damir Zupcevics Läufer sah auch nicht gerade zum Fürchten aus, aber immerhin bestand unter Umständen die Möglichkeit, ihn gegen den weißen Monsterspringer auf e5 abzutauschen.
Edgar Schmitz erreichte gegen einen Franzosen wie üblich eine wunderbar aktive Stellung, während die schwarzen Figuren etwas zusammengepfercht herumstanden. Zumindest optisch eine erfreuliche Partie, ob sich damit etwas anfangen ließ – Edgar hatte natürlich auch wieder entsprechend viel Zeit verbraucht – blieb abzuwarten …
Ein Brett weiter warf Christof Kögler mit Schwarz in einem Sizilianer mit 2.g3 seine Damenflügelbauern nach vorne und besaß schließlich die offene b-Linie, während nach Abtausch der weißfeldrigen Läufer der weiße König etwas luftig in der Gegend stand, da sich auch der f-Bauer schon bis nach f5 davongestohlen hatte.
Unser Ersatzmann Ernst – nebenbei unser Spieler mit der höchsten DWZ – stellte in einem Franzosen mit Lb4xc3 seinen schwarzfeldrigen Läufer, der nun keinen Gegenpart mehr besaß, nach a3 und hinderte Schwarz so daran zu rochieren. Spätestens nach dem kreativen schwarzen Manöver Sc6-e7-g8-h6 stand der weiße Vorteil außer Frage. Fraglich war allerdings, wie man die doch nicht unsolide wirkende Stellung am besten knacken konnte.
Wiederum ließ sich also der Beginn der Partien aussichtsreich an und dementsprechend sah Philipp keinen Grund, mit Schwarz dem Remisangebot seines Gegners auszuweichen. 0,5:0,5.
Ernst war seinem Gegner in dieser Hinsicht nicht so wohlgesonnen, lehnte ab und gab zwei Türme für die gegnerische Dame, um außerdem die schwarze Stellung in eine Ruine zu verwandeln. Nach ein paar weiteren Zügen war die Partie vorbei. Glückwunsch zur tollen Partie und herzlichen Dank noch einmal! 1,5:0,5.
Währenddessen war Gerds Stellung ein wenig den Bach herunter gegangen, wäre aber vielleicht noch zu halten gewesen, hätte er nicht eine hübsche Kombination seines jungen Gegners übersehen, die eine Figur gewann. 1,5:1,5.
Mein Gegner hatte nicht ganz präzise weitergespielt und schließlich eine Figur eingestellt. 2,5:1,5.
Großartiges Schach gab es nun bei Christof zu sehen. Die an den Rand gedrängten Figuren konnten dem weißen Monarchen nicht genügend Hilfe leisten und bald musste Weiß eine Figur geben, nur um kurz darauf in einem total verlorenen Endspiel mit Turm gegen Dame zu landen. Bald darauf fielen weiße Bauern wie Dominosteine und so hatte Schwarz zum Glück noch drei verbundene Frei- und Mehrbauern übrig, als in einem Anflug von Unvorsichtigkeit die Dame gegen den Turm verloren ging. Christof widerstand der Versuchung einer Unterverwandlung und setzte schließlich gekonnt auf g7 matt. 3,5:1,5.
Für den einen Punkt, der zum Mannschaftssieg noch fehlte, sorgte alsbald Damir. Sein Gegner hatte Bauern geopfert, um mit seinen aktiven Figuren den schwarzen König zu erlegen, aber Damir hatte eiskalt reagiert und, die Möglichkeit eines Grundreihenmatts nutzend, in ein gewonnenes Endspiel abgewickelt. Als der Mehrbauern schließlich drei waren, sah es überzeugend genug aus. 4,5:1,5!
Blieben noch Edgar, der nun, nachdem sein Vorteil scheinbar doch nicht so groß gewesen war, beruhigt den Remishafen ansteuern konnte, was in einem Turmendspiel mit gleicher Anzahl von Bauern nicht sonderlich schwer fiel, und, o Wunder, Oleg, dem ein Bäuerlein abhanden gekommen war. Während der ein oder andere neben einer weiteren anderthalbstündigen zähen Angelegenheit auch noch befürchtete, dass das gleichfarbige Läuferendspiel mit 3 gegen 4 Bauern verloren sein könnte, war Oleg überzeugt davon, dass er Remis halten würde. Sein Gegner ließ sich dies noch ausführlich zeigen, aber am Ende war auch hier ein halber Punkt eingefahren und so gewannen wir den Kampf überzeugend und nervenschonend mit 5,5:2,5.
Euskirchen, wir sind noch da! Euskirchen allerdings auch, denn mit einem Sieg in gleicher Höhe sorgten sie bei den Hennefern für vermutlich gemischte Stimmung. Unsere Hoffnungen ruhen nun auf den Siegburgern, die durchaus Chancen haben, so sie denn ihren Großmeister gegen den Tabellenführer mitbringen (was ja aus wettbewerbssportlicher Sicht ohnehin wünschenswert wäre). Liebe Siegburger, rechnerisch habt ihr ja ebenfalls noch Chancen auf den Aufstieg. Doch auch uns steht am nächsten, dem vorletzten Spieltag mit der Stadtverwaltung noch einmal ein schwerer Brocken ins Haus, wenn auch deren bisherigen Ergebnisse dies nicht ohne weiteres vermuten lassen. Aber jetzt gibt es sowieso nur noch eins. Die letzten beiden Kämpfe gewinnen und hoffen.
Ein Bericht von
Sebastian Brandt
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zuletzt geändert am 06. April 2009 |