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Spitzenreiter Verbandsliga Ost
In der 6. Runde waren wir bei der zweiten Mannschaft des Brühler SK zu Gast. Die Erwartungen gingen von »Das wird schwer heute« (Gerd) bis »Heute müssten wir gewinnen« (Philipp). Unsere Mannschaft war durch Elvira ‚ersatzgestärkt‘ angetreten - bisher hatten uns die Spielerinnen der Fünften immer sehr gute Ergebnisse gebracht. Immerhin konnten wir an Brett 1 mal wieder Bernd begrüßen, mussten aber auf Sebastian und Damir verzichten.
Um 11 Uhr war von unseren Gastgebern noch nicht viel zu sehen, erst so um kurz vor halb 12 ging es dann endlich los. Die Brühler hatten wohl vor dem Kampf auf unserer Homepage gestöbert und dort gelesen, dass unsere Mannschaft ‚leicht favorisiert‘ sei, eine Einschätzung, von der wir Spieler aber nichts wussten. Bei der Begrüßung der Mannschaft wurde uns das dann auch gleich unter die Nase gerieben. Man wolle das widerlegen, hieß es, was dem Kampf von Anfang an eine besondere Note verlieh.
Es ging dann aber gleich ganz gut für uns los. Den ersten vollen Punkt konnte ich verzeichnen, was mir auch die Ehre einbrachte, in Sebastians Abwesenheit diesen Artikel zu verfassen. Mein Gegner war in weiser Voraussicht gar nicht erst erschienen und so hieß es nach einer knappen halben Stunde schon 1-0 (er kam dann noch so gegen ein Uhr vorbei, sehr zur Freude seiner Mannschaftskollegen).
Auch an Brett eins lief es sehr gut. Bernds Gegner wählte eine sehr unglückliche Zugreihenfolge und musste bald auf das Rochaderecht verzichten. Er versuchte aus der Not eine Tugend zu machen und am Königsflügel eine Offensive zu starten.
An Brett zwei hatte Philipps Gegner den Fehler gemacht mit 1.e4 zu eröffnen, was in Philipps geliebtem Sveshnikov resultierte. Im Mittelspiel angekommen hatte der Brühler einen rückständigen Bauern auf c3 und Probleme seine Schwächen zu verteidigen.
Oleg hatte mit Weiß eine sehr verschachtelte, geschlossene Stellung aufs Brett bekommen, die an einen Königsinder erinnerte – bin mir aber nicht ganz sicher wie es dazu kam. Sein Gegner hatte einen Springer auf c4 festzementiert, während sich Olegs Gegenstück auf c6 eingenistet hatte. Eine sehr zähe Angelegenheit und ich bin mir nicht sicher, ob einer der beiden Spieler im Vorteil war.
Gerd war als Schwarzer in einem Franzosen unter Druck geraten. Er hatte Schwierigkeiten seine Figuren sinnvoll zu platzieren, der König steckte noch in der Mitte und er hatte noch keine Zeit gefunden die offene g-Linie zu seinem Vorteil auszunutzen.
Edgar war ebenfalls nicht optimal aus der Eröffnung gekommen, er hatte zwar etwas Entwicklungsvorsprung, die Stellung war aber geschlossen und es musste schleunigst etwas unternommen werden um nicht endgültig in Nachteil zu geraten.
Jan – erst am Vortag aus dem Skiurlaub zurück gekommen und gesundheitlich leicht angeschlagen – hatte sich bei irgendeinem russischen Großmeister eine Benoni-Idee abgeschaut. Er verzögerte e6, um erst seine Figuren zu entwickeln und sich dann mit f5 zu befreien. Er hatte aber einige Details übersehen und so ging sein erhoffter Befreiungsschlag nach gegnerischem e5 nach hinten los. Seine Figuren hatten etwas Probleme sich zu entknoten und das gegnerische Bauernzentrum war doch etwas furchterregend.
Elvira hatte sich in der Eröffnung viel Zeit gelassen und eine sehr komfortable Stellung erreicht. Durch einen taktischen Trick gelang es ihr einen Springer gegen den weißfeldrigen Läufer des Gegners abzutauschen, der die Fianchetto-Stellung des Königs absichern sollte. Der Brühler hatte zudem seine Figuren am geschlossenen Damenflügel ins Abseits gestellt, sodass es hier also sehr gut aussah.
Mittlerweile hatte sich die Spitzenpartie weiter zu unseren Gunsten entwickelt. Bernd hatte zwei Figuren für einen Turm ergattert und die Stellung hatte sich verkompliziert. Die schwarze Dame vergnügte sich am Damenflügel und versuchte sich so Bernds König zu nähren, der sich auf e2 niedergelassen hatte. Die schwarze Königsstellung sah aber noch bedenklicher aus: weißer Bauer auf f6, schwarzer Bauer auf g6 und ein schwarzer Turm auf h6 sollten den Monarchen auf h8 beschützen. Die Partie endete dann sehenswert mit 1.Dg5 Kh7 2.Dxh6+ und Schwarz gab auf, da auf 2…Kxh6 3.Th1# folgt (g5 wird vom weißen Springer kontrolliert) – 2-0.
Philipps Gegner hatte erst einen, dann einen zweiten und einen dritten Bauern gegeben, um eine Batterie aus Läufer und Dame gegen den schwarzen Königsflügel zu errichten. Philipp hatte aber keine Probleme zu verteidigen und es gesellten sich erst eine Qualität und dann eine Figur zu den (mittlerweile vier!) Mehrbauern, worauf der Gegner die Waffen streckte – 3-0.
Da auch Gerd einen Fehler seines Gegners ausgenutzt hatte, um die Damen abzutauschen und gleichzeitig seinen Doppelbauer aufzulösen, konnten wir nun berechtigt darauf hoffen, der uns zugeschriebenen ‚Favoritenrolle‘ gerecht zu werden. Ich habe nicht genau mitbekommen wie die Partie verloren ging, aber ich glaube Gerd stellte eine Figur ein. Schade, aber Kompliment an den Gegner, der eine sehr druckvolle Partie spielte. Im Gegenzug hatte Edgar die Lage richtig eingeschätzt und erst einen Bauern und dann eine Figur geopfert, um die Stellung zu öffnen. Der schwarze König erwies sich als zu schwach, das Material kam mit deftigen Zinsen zurück und bald hieß es 4-1 für Godesberg. Für mich ein heißer Kandidat für die Partie des Tages.
Ein halber Punkt aus drei Partien, das sollte doch zu machen sein, oder? Doch es wurde noch einmal spannend. Oleg geriet plötzlich in die Bredouille und es ging erst ein Bauer, dann die Qualität und bald darauf die Partie verloren – 4-2. Elviras Gegner schaffte es, die Stellung zu verkomplizieren und in der Zeitnotphase alle Schwerfiguren abzutauschen. Das Endspiel war zwar nicht unvorteilhaft für Elvira, aber es gab sicherlich noch Chancen für beide Seiten.
Jan musste in gedrückter Stellung noch 17 Züge in fünf Minuten bewältigen, während sein Gegner noch über eine halbe Stunde auf der Uhr hatte. Er verteidigte sich jedoch zäh und sein Gegner kam immer mehr ins Grübeln, schließlich mussten die Brühler die verbleibenden Partien noch gewinnen um ein Mannschaftsremis zu erreichen. Und da passierte es: Jan nahm einen vergifteten Bauern im Zentrum woraufhin der gegnerische Läufer seine beiden Türme aufspießte! Nach einigem Fluchen fand er jedoch schnell einen Ausweg, opferte selbst einen Bauern und konnte die Qualität retten und völligen Ausgleich erzielen. Der scheinbar vergiftete Bauer war also doch genießbar. Mit zwanzig Sekunden auf der Uhr absolvierte er schließlich den vierzigsten Zug und stand inzwischen sogar mit einem Mehr- und Freibauern auf der a-Linie da. Angesichts der Lage blieb den Brühlern nichts besseres übrig, als das doppelte Remisangebot unsererseits anzunehmen. 5-3 – eine klasse Mannschaftsleistung, die einige von uns noch zusammen in Bonn begossen.
Mit Rheinbach, der Stadtverwaltung und Euskirchen warten jetzt noch drei dicke Brocken auf uns, aber wir haben nichts zu verlieren und nehmen was kommt.
Ein Bericht von
Christof Kögler
Godesberger SK 1929 e.V. |
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zuletzt geändert am 21. Januar 2009 |