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Ein lustiger Haufen
wieder einmal hatten wir eine sehr freundliche und, wie man bei der nachträglichen Analyse nicht umhin konnte zu bemerken, mit einem ausgeprägten Humor versehene Mannschaft zu Gast. Die Erste von Empor Maulwurf trat nicht ganz in Bestbesetzung, dafür aber mit umso mehr Begeisterung und Spaß am Schachspiel (wie man an den Eröffnungen sehen wird) an und so waren spannende bis abwegige Partien garantiert.
Bei uns fehlte Jan Kopp, für ihn spielte Jana Samorukova aus unserer Fünften, die sich netterweise bereit erklärt hatte auszuhelfen.
Die erwähnte kämpferische Einstellung trat am ersten Brett noch nicht deutlich zu Tage. Hier akzeptierte Philipp Bongartz nach ein paar Zügen Sveshnikov-Theorie und einigen wenigen weiteren selbst erdachten das Remisangebot seines Gegners, im Bewusstsein, andernfalls mit einem Bauernopfer fortsetzen zu sollen, das sich im Nachhinein allerdings als nicht schlecht herausstellte, der halbe Punkt mit Schwarz jedoch ebenso.
An Brett 2 wählte mein Gegner gegen Trompowsky eine interessante Nebenvariante, die den weißen Damenläufer nach c1 zurückschickt, den Entwicklungsvorsprung aber mit einem König auf f8 bezahlen muss. Nach aggressivem schwarzen Spiel, das er zur Not mit einem Figurenopfer rechtfertigen wollte, befand er, dass ebendies an der Tagesordnung wäre und warf mir seinen Läufer zum Fraß vor. Nun hing auch der Sb6 und so konnte ich auch meinen Springer einstehen lassen und mich ein wenig entwickeln. Beim Versuch Material zurückzuerobern fand sich der schwarze Springer schließlich ohne Rückzugsfeld wieder. 1,5:0,5.
Oleg Leontiev an 3 hatte auch seinen König auf f8 geparkt und stand nach der Eröffnung leicht schlechter, allerdings konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er derlei Stellungen schon des Öfteren gespielt und ohne Probleme gehalten hatte.
An Brett 4 sah sich Gerd Moos mit Weiß einem gewieften Taktiker gegenüber, der die Partie mit 1. e4 e5 2. Sf3 d5 prompt in ungewohntes Fahrwasser lenkte. Im vierten Zug gab Gerd dann, wohl auch zu seinem eigenen Verblüffen, eine Figur für zwei Bauern, für die Kompensation trotz der etwas besseren Entwicklung aber nicht in ausreichendem Maße vorhanden war.
Damir Zupcevics Gegner verzichtete in einem McCutcheon-Franzosen darauf, den schwarzen König nach f8 zu zwingen, und so rochierte Damir lang und begann, ein Druckspiel gegen den geschwächten weißen Damenflügel aufzuziehen, dem bald ein erster Bauer zum Opfer fiel und kurz danach ein zweiter. Jetzt musste er nur aufpassen, dass die aktiver gewordenen weißen Figuren nicht noch eine Gefahr für seinen König darstellten.
Ein Brett weiter stand Edgar Schmitz nach 1. e4 e5 2. Sf3 f5 und ein paar Zügen »Buchvariante, die zu einer ausgeglichenen Stellung führt« mit Weiß doch mit einer besseren und deutlich einfacher zu spielenden Stellung da. Auch hier fand der schwarze König seinen Weg nach f8 und später g8, der mit g6 und f5 geschwächte Königsflügel sah aber alles andere als Vertrauen erweckend aus.
Christof Kögler an 7 war mit Schwarz ausgezeichnet aus der Eröffnung gekommen und hatte den gegnerischen König nach – wie kann es anders sein – f1 vertrieben. Kurz darauf ließ er jedoch ein Läuferopfer auf h7 zu, das ihn im folgenden dazu veranlasste, seinen König nach g6 zu stellen. Mit Damen auf dem Brett eine riskante Sache, aber bei Rückzug nach g8 hätte er das drohende Matt nur unter Damenopfer verhindern können (für das er allerdings 3 Leichtfiguren und eine Stellung, deren Beurteilung mich doch sehr interessieren würde, erhalten hätte).
An Brett 8 hatte Jana nach einer d4-Eröffnung den f-Bauern vorgestoßen und statt ein Remisangebot anzunehmen einen Königsangriff aus dem Hut gezaubert, der viel versprechend aussah.
Mittlerweile hatte Gerd der schwarzen Mehrfigur Tribut zollen müssen und nach einer wunderschönen Kombination seines Gegners, der zunächst die Dame opferte, um mit nachfolgendem Springeropfer, um die die Diagonale des Läufers zu öffnen, sowie Opfer dieses Läufers, um die Blockade des schwarzen f-Bauern aufzuheben, diesem Bauern die Umwandlung mit Schach zu ermöglichen, was Weiß mindestens noch einen Turm kostete, aufgegeben. Und auch Damir war mit zunehmender Zeitnot in einen vernichtenden Angriff geraten, der seinen König in einem Mattnetz fing. 1,5:2,5.
Sollte es etwa wieder so laufen wie zwei Wochen zuvor? Nun, diesmal verwerteten wir zumindest die besseren Stellungen.
Edgar, für den wirklich alle taktischen Tricks liefen und seinem Gegner jegliches Gegenspiel nahmen, hatte schließlich mit einem hübschen dreizügigen Manöver seinen Springer auf e8 positioniert und so der letzten guten Figur des Gegners, dem Springer auf f6, die Pistole auf die Brust gesetzt. Hier war nichts mehr zu machen. 2,5:2,5.
Auch Jana hatte ihren Vorteil umsetzen können und mithilfe auf der h-Linie eindringender Schwerfiguren eine Figur gewonnen, wonach der Rest für sie kein Problem mehr darstellte. Auf unsere Ersatzspieler aus der Fünften kann man sich verlassen! 3,5:2,5.
Nun galt es noch, die beiden verbliebenen Partien remis zu halten. Oleg schüttelte nach und nach den weißen Druck ab und sicherte einen halben Punkt. 4:3.
Und Christof? Nun, die munteren Analysesessions (bzw. das Blitzen) im Nebenraum wurden jedenfalls immer wieder durch neue Erkenntnisse, wer denn nun auf Gewinn stünde, unterbrochen, manch einer meinte, die Stellung wohl nicht zu verstehen, oder zumindest nicht die Entscheidungen der beiden Kontrahenten
…
In der Tat war, nachdem sich Christof unter Aufgabe von Material in ein Endspiel hatte retten können, eine komplexe Stellung entstanden, in dem sich 2T + 6B (Weiß) und T + 2L + 3B (Christof) gegenüberstanden, von letzteren allerdings 2 b-Doppelbauern. Weiß opferte nun die Qualität, an der Schwarz aber nicht interessiert war und nach beiderseitiger Zeitnot sowie Tausch eines Turmpaares war eine Position entstanden, in der Schwarz einen weit vorgerückten Freibauern auf der e-Linie und den weißen König am Rand eingesperrt hatte, während Weiß auf 4 verbundene Freibauern am Königsflügel zählen konnte. Doch schien Schwarz die Oberhand zu behalten, denn da der weiße Turm den Freibauern bewachen musste, konnte sich der schwarze König seinem weißen Kollegen nähern und ein ansehnliches Bauernmatt drohen. Im Mannschaftssinne entschied sich Christof jedoch dafür, Remis zu vereinbaren. 4,5:3,5!
Ein knapper Erfolg, aber nach Verlauf sicher nicht unverdient. Da Euskirchen die Bergischen SF mit 7:1 wegputzte, verbleiben wir auf dem 2. Tabellenplatz. Weiter geht es im neuen Jahr am 11.01. gegen den Brühler SK II.
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die Maulwürfe für den netten Kampf und alles Gute für den weiteren Saisonverlauf.
Ein Bericht von
Sebastian Brandt
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zuletzt geändert am 23. Dezember 2008 |