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Spendable Gäste
Liebe Schachfreunde,
eine sehr nette Mannschaft aus Niederkassel kam am heutigen Sonntag zum dritten Spiel der Saison angereist, ebenso wie wir leicht ersatzgeschwächt. Ließ sich der Mannschaftskampf schnell über die Bühne bringen, wäre man möglicherweise zum Beginn der parallel ausgetragenen und vielleicht letzten WM-Partie fertig – eine durchaus nicht unbegründete Hoffnung, da unser positionelles Talent Oleg Leontiev heute fehlte. Aber wenn nötig würden wir natürlich auch über die volle Distanz gehen.
Philipp Bongartz, wiederum an 1, bekam - endlich einmal wieder - einen Sveshnikov-Sizilianer mit Schwarz aufs Brett, allerdings war es mit der Hauptvariante schnell vorbei, als sein Gegner sich dazu entschloss, auf b5 einen Läufer für 2 Bauern zu opfern. Ein paar Züge später wich Philipp dann der Theoriefortsetzung Txe4 in der Erwartung, dass sich sein Kontrahent dort sicher besser auskennen würde, aus und zog Ta7. Der Niederkasseler versank in tiefes Grübeln …
Mein Gegner hatte in einer slawischen Verteidigung eine Zugreihenfolge verwechselt und stand nach 10 Zügen prompt mit einem Turm weniger da. Zwar war mein Springer auf h8 vorerst gefangen, aber dennoch musste das Ding gelaufen sein.
Ein Brett weiter hatte Gerd Moos mit Schwarz akzeptables Spiel erreicht, während Damir Zupcevic an 4 leichten Druck hatte und einen Minoritätsangriff auf dem Damenflügel vorbereitete. Edgar Schmitz hatte in einem Russen ausgeglichen und machte nun Druck auf den weißen c-Bauern.
Jan Kopp hatte, ebenfalls in einem Slawen, einen Bauern geopfert und lang rochiert. Wenngleich die schwarze Stellung optisch einen guten Eindruck machte und auch der Mehrbauer für sich sprach, so war es für Jans Gegner doch nicht leicht, gute Plätze für seine Figuren zu finden und einen gefährlichen Königsangriff aufzuziehen, wohingegen Weiß einen einfachen Plan besaß: Vorrücken des g-Bauern mit Druck auf h7 und Ausnutzen der entstehenden offenen Linien gegen den schwarzen Monarchen.
An Brett 7 hatte Christof Kögler nicht das beste Rezept gegen den weißen Aufbau gefunden und stand nun etwas passiv. Die weißen Türme hatten sich auf der offenen f-Linie versammelt und drohten entscheidend in die schwarze Stellung einzudringen.
Dankenswerterweise hatte sich Wolfgang Otto aus der 5. Mannschaft dazu bereit erklärt, uns in diesem Mannschaftskampf zu ergänzen, und legte gleich richtig los. Nachdem er sich eine bessere Stellung aus der Eröffnung erspielt hatte, münzte er den Vorteil rasch in einen Mehrbauern um, ohne den Druck von der schwarzen Stellung zu nehmen.
Alles in allem sah es also nicht schlecht aus, aber hier konnte noch einiges passieren. Besonders das erste Brett sah in hohem Maße unkalkulierbar aus.
Mein Gegner hatte versucht, die Stellung zu verkomplizieren, und schließlich den Springer eingesammelt, sah sich nach Vereinfachungen jedoch Mehrbauern und –qualität gegenüber und gab, da auch der weiße König ein sicheres Plätzchen gefunden hatte, auf. 1:0.
Philipps Gegner hatte seine Dame auf den feindlichen Königsflügel gebracht und dort einen geopferten Bauern eingesammelt, befand sich allerdings nach 17 Zügen schon in hochgradiger Zeitnot. Philipp nutzte nun seinerseits die Mehrzeit und entkorkte nach 30minütigem Nachdenken f5!, einen Zug der aus strategischen Gesichtspunkten äußerst riskant aussah, aber die auf g8 gestrandete Dame erheblicher Todesgefahr aussetzte.
Währenddessen hatte Jan seinen Königsangriff auf effektive Weise gestartet, doch auch ein schwarzes c- und d-Bauern-Pärchen hatte sich schon in unheilvoller Nähe des gegnerischen Königs postiert. Dann ignorierte Schwarz spontan die weißen Drohungen und genehmigte sich einen Turm auf e1, nur um sich einem unabwendbaren Matt gegenüberzusehen. 2:0!
Wenden wir uns nochmals Brett 1 zu. Weiß hatte, um seine Dame zu retten, zu taktischen Maßnahmen greifen müssen, die jedoch nicht nur den eigenen König schwächten sondern auch die schwarzen Figuren aktiv werden ließen. Allerdings schien sich die Wichtigkeit der objektiven Güte der Stellung immer mehr in Luft aufzulösen, denn mittlerweile flatterte das Blättchen schon auf beiden Seiten in luftigen Höhen. Nach einem mehrzügigen Blitzspektakel und nachdem sich der Rauch verflüchtigt hatte, war Weiß plötzlich Matt. 3:0!
Jetzt mussten wir den Kampf doch in der Tasche haben …
Edgar hatte schließlich den c-Bauern kassiert und stand auch positionell nicht schlecht, wohl aber auf der Uhr. So musste er die letzten Züge vor der Zeitkontrolle blitzen und verlor dabei eine Figur. Schade, aber wohl nicht weiter tragisch. 3:1.
Damir hatte, da auch knapp bei Zeit, die Stellung am Damenflügel blockiert und verteidigte nun ein Doppelturmendspiel mit rückständigen Bauern auf den halboffenen e- und g-Linien. Obwohl sein Gegner (klar, bei diesem Spielstand) alles versuchte, ließ Damir nichts mehr anbrennen und sicherte uns einen wichtigen weiteren halben Punkt. 3,5:1,5.
Jetzt fehlte noch ein Punkt zum Sieg, doch die Lage an den drei übrigen Brettern hatte sich dramatisch verschlechtert.
Gerds Gegner hatte zunächst in ein etwa gleichstehendes Endspiel abgewickelt, in dem jedoch, wenn überhaupt, Schwarz die Gewinnchancen aufgrund des b-Freibauern haben sollte. Kurz vor der Zeitkontrolle folgten einige ungenaue schwarze Züge und Gerd stand auf einmal mit 2 Bauern weniger da.
Auch Christof hatte der überlegenen Stellung seines Gegners Tribut zollen müssen und befand sich nach zäher Gegenwehr in einem Leichtfigurenendspiel mit einem gegen 3 Bauern, davon 2 verbundene Freibauern.
Unsere Hoffnungen ruhten also auf Wolfgang, der leider seine schöne Stellung in ein äußerst remislich aussehendes Endspiel mit einem Mehrbauern aber ungleichfarbigen Läufern abgewickelt hatte. Nach einem taktischen Fehler seines Gegners fiel allerdings ein zweiter Bauer und Wolfgang fuhr den vollen Punkt ein. 4,5:1,5!
Damit war der Kampf entschieden und wir konnten zufrieden zu Anand-Kramnik in die Bundeskunsthalle fahren …
Nichts da! Gerd hatte auch noch seinen letzten Bauern gegeben und stand nun mit Springer und Turm gegen Springer, Turm und 3 verbundene Freibauern, nun, einigermaßen ungünstig, aber selbstverständlich nicht aufgabereif … Immerhin ließen sich mit König und 2 Figuren ja noch wunderbar (gefährliche …) Mattdrohungen gegen den weißen König herbeizaubern. Alsdenn, König in die Ecke gedrängt, Turm und Springer hinzu und schon muss Weiß den Turm geben um das Matt zu verhindern. Eine überzeugende Demonstration tiefen schachlichen Verständnisses. Das Endspiel gewann Gerd leicht. 5,5:1,5!?!
Bliebe noch Christof, der sich ebenfalls weigerte, den bisher gültigen Gesetzen von Verluststellungen zu gehorchen. Fragt mich nicht wie (ich konnte mir das entsetzliche Geschehen nicht anschauen), aber irgendwie hielt er remis. Unglaublich. 6:2!
Nun denn, ein Sieg bei dem unsere Gegner, denen wir im übrigen (und nicht nur deshalb) viel Glück für die restliche Saison wünschen, kräftig mitgeholfen haben. Vielleicht am 30.11. auswärts gegen Troisdorf mal zur Abwechslung ein paar Siege aus Gewinnstellungen, Remisen aus Remisstellungen?! Wir werden sehen.
Ein Bericht von
Sebastian Brandt
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zuletzt geändert am 05. November 2008 |