home / mannschaften / saison08-09 / gsk4 /


GSK 4. Mannschaft

SVM Verbandsliga Ost 2008/2009

Bericht Runde 1

Godesberger SK IV - SV Hennef I



Auftakt nach Maß

Liebe Schachfreunde,

endlich war die lange Zeit des Wartens vorbei und die der aufregenden Schlachten am Brett Mann gegen Mann (gelegentlich auch Frau) für eine gemeinsame Sache, wie man sie nur bei Mannschaftskämpfen erleben kann, hereingebrochen. Zum Auftakt der diesjährigen Saison kam die SV Hennef I zu Besuch, ein an den ersten vier Brettern mit Elo-Monstern bestücktes Team, und so hieß die Devise denn auch »Punkten an den hinteren Brettern, nachlegen an den vorderen«. Wenn möglich …

Dankenswerter Weise hatten die Hennefer Brett 4 zu Hause gelassen, wir zeigten uns unsererseits erkenntlich, indem wir unseren ersten beiden Brettern eine Ruhepause gönnten. Philipps Begeisterung, nun an Brett 1 mit Schwarz einen etwa 150 Punkte stärkeren Gegner zu haben, hielt sich zwar in Grenzen, dennoch kam er in einem Königsinder ordentlich aus der Eröffnung, tauschte dann allerdings auf e4, was seine Möglichkeiten, am Königsflügel anzugreifen, einschränkte und Weiß prompt veranlasste, dort seinen König zu verstecken und ein Druckspiel am Damenflügel aufzuziehen. Das Nachbarbrett war zu diesem Zeitpunkt bereits verwaist. Wo waren die Spieler? Nun, im Versuch einer Variante in der Aljechin-Verteidigung (die mir, um ehrlich zu sein, Philipp am vorigen Tag gezeigt hatte) auszuweichen, die Schwarz eine unangenehm zu spielende Stellung verschafft hätte, war mein Gegner abgewichen, mit einem Zug, der zwar positionelle Vorteile aufwies, de facto jedoch eine Figur einstellte. Ein geschenkter Punkt, den wir dankend mitnahmen.

Oleg an 3 hatte aus einem Dameninder heraus eine gedrückte Stellung erhalten. Mit den aktiveren weißen Figuren, besonders den verdoppelten Türmen in der halboffenen e-Linie, stand hier eine schwierige Verteidigung bevor. Nebenan hatte sich Gerd in seinem geliebten Alapin-Sizilianer durch seine vorgerückten Zentrumsbauern Raumvorteil gesichert. Das schwache Feld c6 und die etwas unglücklich postierten schwarzen Figuren versprachen Weiß ausgezeichnete Chancen am Damenflügel, wohingegen gefährliches Gegenspiel nicht in Sicht war.

Auch Damir konnte mit der Eröffnung zufrieden sein. In einem Leningrader hatte er ausgeglichen und stand nun vor der Entscheidung, ob er das Spiel, z.B. durch den Vorstoß f4, verkomplizieren sollte. In Anbetracht des Zwischenstands und der Stellungen an den restlichen Brettern konnte er jedoch beruhigt Remis machen und sicherte uns so einen weiteren halben Punkt.

An Brett 6 hatte Edgar wieder einmal alles was man sich wünschen konnte: ein riesiges Zentrum, Entwicklungsvorsprung, eine halboffene c-Linie … Die gegnerischen Läufer hatten sich nach b7 und b8 verzogen (mit einem Turm auf a8), die er – wäre er ein positioneller Spieler – mit d5 wirkungsvoll hätte einsperren können, es drohten Vorstöße der weißen Zentralbauern und die abenteuerlustigste schwarze Figur, die Dame, bot auch immer wieder ein gutes Angriffsziel. Hier erhofften wir uns den vollen Punkt.

Jan hatte in einer englischen Eröffnung bei geschlossenem Zentrum seinem Gegner mit dem Vorstoß f7-f5-f4 jegliche theoretisch vorstellbare Möglichkeiten am Königsflügel genommen, sodass Weiß lediglich b2-b4 blieb, was sich zunächst aber nicht verwirklich ließ. Schwarz drohte seinerseits mit b5.

Alsdann bliebe noch Christof, der nach einer Réti-Eröffnung am Damenflügel Spiel gegen den isolierten c6-Bauern entwickelte. Sein Gegner suchte aktives Gegenspiel und tauschte die Damen, was den weißen Druck jedoch nicht merklich minderte. Nach einer Abwicklung besaß Weiß einen gesunden Mehr- und Freibauern auf der a-Linie.

Die Zeit der Entscheidungen nahte und sie tat dies in einem rasanten Tempo. Zunächst hatte Edgar mit einem unannehmbaren passiven Springeropfer auf b5 seinen Druck weiter verstärkt und schließlich den schwarzen d-Bauern gewonnen, wonach die schwarze Stellung zusammenbrach. Kurz darauf beendete auch Christof mit einem hübschen taktischen Schlag, der ihm eine Mehrfigur sicherte, seine Partie erfolgreich. 3,5:0,5 also, das mussten wir doch gewinnen, auch wenn Brett 1 und 3 wahrscheinlich verloren gehen würden …
Oleg und sein Gegner schienen da anderer Meinung zu sein. Nachdem Oleg mit f6 (um e5 zu decken) die weißen Felder um seinen König unheilbar geschwächt hatte und sich dann auch noch die Öffnung der e-Linie nicht verhindern ließ, wonach die gegnerischen Türme in die schwarze Stellung eindrangen, stand er zwar total auf Verlust …

… aber das hielt ihn in keiner Weise davon ab, nach taktischen Schlägen Ausschau zu halten, die vielleicht noch etwas retten könnten. Wie er es schaffte, einen weißen Turm nach e4 zu locken, ist mir noch ein Rätsel, jedenfalls waren Te4, Df5 und Lg6 nach La4-c2 nicht optimal postiert und die verlorene Stellung zu einer mit Mehrfigur geworden. Nach ein paar weiteren Zügen war die Partie vorbei, und wenn auch unter kräftiger Mithilfe des Gegners, so war sich dieser Punkt und damit der Mannschaftssieg hart erkämpft worden. Jetzt begann die Kür.

Die Zuschauermassen hatten sich mittlerweile in Richtung erstes Brett bewegt, wo Philipp seine Stellung zwar hatte halten können, jedoch mit etwa einer verbleibenden Minute für 20 Züge ein wenig in Verzug geraten war. Wie um seinen Ruf als guter Blitzspieler unter Beweis zu stellen, ging es auch jetzt nicht positionell rapide bergab, im Gegenteil, die Hoffnungen auf ein Remis waren durchaus nicht unbegründet, sollte er die Zeitkontrolle schaffen. Ein paar Züge noch - da fiel das Blättchen. Schade drum, aber angesichts des Spielstands sicher auch nicht falsch, ein wenig seinen Gastgeberpflichten nachzukommen.

An Jans Brett hatte sowohl Schwarz b5 als auch Weiß b4 verwirklicht, die entstehende Stellung wies zwar einen gedeckten Freibauern für Weiß auf, jedoch auch einen schwachen b-Bauern und kaum Felder für seine Leichtfiguren, zusätzlich besaß Schwarz die einzig offene a-Linie, über die ein Eindringen nicht mehr zu verhindern wäre. Die positionellen Nachteile waren anscheinend so erdrückend, dass die Partie nicht zu retten war, Weiß verzichtete jedenfalls auf eine Vorführung von Jans Technik.

Sollte Gerd uns die alleinige Tabellenführung erspielen? Es sah nicht schlecht aus. Der schwarze a-Bauer war bereits gefallen, die Bedrohung des eigenen hatte Weiß mit einem eleganten Turmschwenk auf die dritte Reihe, der Damenfang im Falle des Schlagens drohte, abgewehrt. Noch ein paar Züge und auch hier war der volle Punkt eingefahren. 6,5:1,5 für Godesberg!

Alles in allem ein recht kurzer (keine der Partien erreichte den 40. Zug), aber für die Zuschauer schon aufgrund der vielen entschiedenen Partien sicher unterhaltsamer Kampf, auf den wir aufbauen können. Als frischgebackener Tabellenführer geht es nun am 12. Oktober gegen die Erste des SC Siegburg. Für unser erstes Brett möglicherweise eine Gelegenheit, sich einen GM-Skalp zu sichern. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

Ein Bericht von
Sebastian Brandt
 

zum Seitenanfang 

Godesberger SK 1929 e.V.
Internet: http://www.godesbergersk.de   E-Mail:
Copyright © 1999-2020 by
zuletzt geändert am 19. September 2008