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GSK 5. Mannschaft

SVM Verbandsliga Mitte 2007/2008

Bericht Runde 9

SF Langenfeld I - Godesberger SK V


Hallo liebe Schachfreunde,

im vorletzten Auswärtsspiel der Saison standen für uns die Langenfelder SF I auf dem Speiseplan, ein Verein, der zwar nur im Mittelfeld der Tabelle rangiert, aber mit einem DWZ-Schnitt von über 2000 und sehr ausgeglichen besetzter Mannschaft an jedem Brett nominell leichten bis mittelschweren Vorteil besaß. Für uns natürlich keine neue Erfahrung und so gingen wir nach einem freundlichen Empfang frisch ans Werk.

Brett 8 sah Wolfgang mit Schwarz in der Verteidigung gegen einen katalanischen Aufbau seines Gegners. Um den auf e5 stark postierten weißen Springer zu verteidigen, entschloss er sich zu f6, allerdings auf Kosten eines schwachen Feldes e6. Nach dem Rückzug des Springers (und nicht Schlagen auf d7, womit Wolfgang gerechnet hatte) hatte Weiß positionellen Druck, den er langsam auszubauen begann …
Besser sah es bei Edgar aus. Nach Abtausch seiner beiden Zentrumsbauern hatte er sich mit Weiß eine schöne Angriffsstellung erspielt. Entwicklungsvorsprung und aktive Leichtfiguren sorgten für eine Vielzahl von taktischen Möglichkeiten (wie üblich an seinem Brett, möchte man meinen - wie er immer wieder schafft, diese Art von angenehm zu spielenden Stellungen zu kreieren, ist mir allerdings ein Rätsel). Nach einem Läuferschach auf b5 musste sich der schwarze König nach f8 begeben, der weiße Vorteil stand hier außer Frage.
Brett 6 sah zu diesem Zeitpunkt bereits recht ungewöhnlich aus. Beide Seiten hatten kreativ gespielt; Weiß hatte den weißfeldrigen Läufer mit seinem c-Bauern statt mit der Dame zurückgenommen und stand nun mit einem blockierten Doppelbauern auf d3-d4 recht solide im Zentrum, Jana hatte ihren Springer auf h6 schlagen lassen (müssen) und konnte so ihrerseits mit einem h-Doppelbauern aufwarten. Der erste flüchtige Eindruck, dass die offene schwarze Königsstellung Weiß Vorteil garantieren müsse, erwies sich als unzutreffend, denn das geschlossene Zentrum und die halboffene g-Linie gewährten Schwarz mindestens Ausgleich. Hier konnte in komplizierter Stellung alles passieren. Wir setzten auf Janas Bundesligaerfahrung …
Viktoria hatte an Brett 5 die Eröffnung nicht optimal behandelt und sah sich bei vollem Brett (selbstverständlich war noch kein einziger Bauer getauscht worden) einer geballten schwarzen Figurenmasse im Zentrum gegenüber. Bei den folgenden Abtäuschen musste sie leider einen Bauern hergeben; wenn ihr Gegner sich den weitern Spielverlauf einfach vorgestellt haben sollte, sollte er sich jedoch gehörig getäuscht haben …
Jan packte, wie zu erwarten, wieder einmal seinen beschleunigten Drachen aus und erzielte zunächst komfortabel Ausgleich, nach ungenauem Spiel seines Gegners sogar Vorteil. Er erspähte ein viel versprechendes Qualitätsopfer auf c2, das, wie die nachträgliche Analyse zeigte, nicht nur einen Bauern sondern wohl auch die Partie gewonnen hätte. Die Abwesenheit des soeben vernichteten weißfeldrigen Läufers und die schwachen Felder in der weißen Stellung hätten den schwarzen Angriff unwiderstehlich gemacht. Leider entschloss sich Jan zu einem Vorbereitungszug, der dem Opfer viel von seiner Kraft nahm …
An Brett 3 hatte Gerd früh die Damen getauscht und eine ordentliche Stellung erlangt. Im weiteren Verlauf wuchs allerdings die Aktivität der schwarzen Leichtfiguren und die weiße Stellung verschlechterte sich zunehmend. Hier konnten wir nur noch auf Remis hoffen.
Erfreuliches gab es am 2. Brett zu sehen. Damir hatte mit Schwarz dynamisch gespielt und stand mit einem starken Läufer auf b7 sicherlich nicht schlechter. Die schwarzen Schwerfiguren waren auf dem Damenflügel sinnvoll postiert und der verbleibende Springer machte sich langsam auf den Weg in Richtung g2 …
Ich selbst hatte nach anfänglicher Freude, mit Weiß einen Sizilianer aufs Brett zu bekommen, nach 2. … a6 erkennen müssen, dass es mit meinem Theoriewissen doch nicht so weit her war. Zwar hatten wir auf der Anreise noch kurz über die Variante gesprochen, allerdings nicht so tiefgründig, dass der anwesende Experte der O´Kelly-Variante in unserer Mannschaft konkrete Zugfolgen genannt hätte. Also stand ich nach 2 Zügen auf eigenen Beinen und schaffte es gerade, die Partie nicht völlig zu ruinieren, sondern nach einigen kritischen Momenten in der Eröffnung halbwegs ausgeglichenes Spiel zu erreichen. Der resultierende Stellungstyp ähnelte einem Franzosen, in dem es Schwarz irgendwie geschafft hatte, seinen schlechten französischen Läufer ohne Zeitverlust nach g4 zu transferieren …

So weit so gut, hier schien sogar ein Mannschaftspunkt drin zu sein! Möglicherweise mehr!

Wolfgang hatte das Eindringen eines gegnerischen Turms auf e6 nicht verhindern können. Zwar gelang es ihm, den katalanischen Läufer abzutauschen, aber die mangelnde schwarze Figurenkoordination ließ Rettungsmöglichkeiten nicht aufkommen. Eine strategisch sehr sauber geführte Partie seines Gegners!
Auch Gerd hatte seine Stellung nicht halten können, zu viele weiße Drohungen zwangen ihn zur Aufgabe.
Doch noch war nichts entschieden. Edgar führte nach langer Rochade seinen Angriff (quasi mit einem Mehrturm - der schwarze Turm auf h8 schlummerte friedlich vor sich hin) gegen den auf f8 stecken gebliebenen König erfolgreich zu Ende.
Und Jan? Nun, er hatte vor allem ein Problem - zu wenig Zeit. An einer Stelle der Partie stand er vor der schweren Frage, wie er den Angriff nun fortführen solle, mit d5, e5, f5 oder g5? Der Versuch, die optimale Fortsetzung (g5 wäre es gewesen) zu finden, kostete ihn wertvolle Minuten auf der Uhr. Die Stellung nach dem Qualitätsopfer war zu kompliziert, um sie mit so wenig Zeit zu spielen - nach ein paar Zügen musste auch Jan die Waffen strecken.

3:1 gegen uns. Nicht gerade ermutigend, aber bei den heutigen Kampfpartien war noch alles drin. Irgendwo müsste man doch 2 Siege herbekommen …

Jana und ihr Gegner hatten mittlerweile in ein Endspiel mit jeweils 5 Bauern und einer Leichtfigur abgewickelt. Zeitweise schien es, als ob sie einen Vorteil erspielen könnte, aber schlussendlich war die Stellung doch zu ausgeglichen. Remis! Es sollte das einzige seiner Art bleiben.
An Brett 1 hatte sich das Blatt zu unseren Gunsten gewendet. Nach einem Fehler meines Gegners sackte ich dreizügig einen Bauern ein. Schwarz konnte den materiellen Nachteil zwar unmittelbar ausgleichen, doch nur auf Kosten eines auf a2 gestrandeten Springers. Dieser positionelle Nachteil erwies sich als zu gravierend - Weiß gewann einen Bauern und landete nach Damentausch in einem gewonnen Endspiel mit der besseren Leichtfigur und aktiveren Türmen. Jetzt galt es, den Vorteil in Zeitnot nicht aus der Hand zu geben. Bei der Zeitkontrolle sah meine Position erstaunlicherweise immer noch gut aus, doch vor einer tiefer gehenden Stellungsbeurteilung wurden meine und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf Brett 2 gelenkt, hier fand ein wildes Zeitnotgemetzel statt …
Auf g2 hatte der Springer eingeschlagen und die weiße Königsstellung zerfetzt. Zwar stand Weiß mit zwei Leichtfiguren für Turm und Bauer rein materiell gesehen besser, aber um den weißen Monarchen auf dem Weg zur Brettmitte sah es doch recht luftig aus. Das musste gewonnen sein für uns, bei beiderseits hängendem Blättchen und noch 10 ausstehenden Zügen allerdings eine Sache für sich. Aber Damir behielt die Nerven. In einem Tempo, das synchrones Mitschreiben unmöglich machte, blitzen beide Gegner die Züge nur so runter, Schwarz gewann eine Figur und rettete sich mit ein paar Damenschachs und vermutlich nicht viel mehr Sekunden auf der Uhr in die Zeitkontrolle. Zwar hatte der König seinen Weg wieder zurück nach h1 gefunden, doch war sonst von der weißen Stellung nicht viel übrig geblieben. Weiß gab auf. 2:3.
Auch an meinem Brett lief es wie gewünscht. Der Mehrbauer auf e6 und Mattdrohungen sorgten für eine schnelle Entscheidung. 3:3.
Alles hing nun von Viktoria ab, die mit einem Minusbauern tapfer ums Remis kämpfte. Während im Nebenraum in sehr angenehmer Atmosphäre und mit viel Humor analysiert wurde, ging diese Partie über die volle Bedenkzeit von 6 Stunden. Kein Wunder, dass Schwarz nicht immer die beste Fortsetzung fand, doch wurde ihm die Aufgabe auch wirklich nicht leicht gemacht. Schließlich war ein Endspiel auf dem Brett, in dem der weiße Springer den schwarzen Bauern auf a2 bewachen musste und Schwarz sich daran machen konnte, die Bauern auf dem Königsflügel abzugrasen. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide allerdings nur noch ein paar Minuten auf der Uhr und wir hofften wieder auf einen halben Punkt. Doch Viktorias Gegner fand einen Gewinnweg und als sich der erste schwarze Bauer umwandelte, war trotz der hochgradigen Zeitnot die Partie vorbei. Alles versucht, schade, dass es nicht geklappt hat!

Es war wirklich eine knappe Kiste. Und trotz des Spielverlaufs - dieses Ergebnis gegen die starken Langenfelder kann uns eigentlich nur zufrieden stellen. Wenn wir so in den nächsten und letzten beiden Spielen gegen unsere direkten Abstiegskonkurrenten auftreten, sollte wir uns keine Sorgen zu machen brauchen.
Und noch etwas Erfreuliches: Bis auf Rochade Brauweiler, die den Tabellenletzten Leverkusen zerlegt hat, hat die Konkurrenz auch geschlafen. Godesberg V bleibt also auf einem Nichtabstiegsplatz!


Ein Bericht von

Sebastian Brandt

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zuletzt geändert am 14. April 2008