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Godesberger BL-Wochenende (von IM Jan Sprenger)
Das Dreifach-Wochenende gegen die starken Gegner aus Remagen, Hamburg und Bremen war die letzte Chance des Godesberger SK, noch einmal in den Kampf um den Klassenerhalt einzugreifen. Das Ergebnis -- 2:4 Mannschaftspunkte -- fällt trotz achtbaren Kampfes in die Rubrik "Zum Leben zuwenig, zum Sterben zuviel"; und sollte die Punkteausbeute demnächst nicht drastisch gesteigert werden, dürfte der GSK sich aus der höchsten deutschen Spielklasse verabschieden.
Am Freitag bekamen wir es mit einer Remagener Mannschaft zu tun, die ebenso wie wir mit dem Rücken zur Wand stand und folgerichtig acht Großmeister gegen uns aufbot. Der Kampf ließ sich recht gut an, so glich Rustam Kasimdzhanov mit Schwarz mühelos gegen den Remagener Elogiganten Wassili Iwantschuk aus, und keine Stellung gab größeren Anlass zur Sorge. Einzig Bodo Schmidt hatte eine etwas unnatürliche Aufstellung gewählt, was sein Gegner Slim Belkhodja dazu nutzte, um zunächt bequemen Ausgleich zu erzielen und danach -- als Bodo schlecht reagierte -- Bauer und Punkt einzufahren. In der Zeitnotphase konterte Alexander Dranov jedoch seinen Gegner Romuald Mainka aus und glich damit für den GSK aus.
Somit waren noch alle Chancen auf einen Punktgewinn vorhanden. Kritisch waren die Partien an Brett drei und fünf: Sergey Fedorchuk verbrauchte in der Eröffnung eine Unmenge Bedenkzeit, wodurch ich mich zu einem spielbaren, aber etwas spekulativen Figurenopfer hinreißen ließ. Leider verteidigte sich mein Gegner trotz knapper Zeit gut, so dass ich viel Zeit verbrauchte, und selbst danebengriff -- Punkt für Remagen. Florian Jenni ließ an Brett fünf, ebenfalls in Zeitnot, gegen Jean-Marc Degraeve einen Gewinn aus, und erhielt stattdessen ein schlechtes Endspiel. Damit waren natürlich alle Messen gesungen. Bei Remisen an Brett zwei und sechs hieß es am Ende 2,5:5;5 gegen Godesberg: Florian verlor sein Endspiel und Aloyzas Kveinys konnte eine Stellung, die nach ambitionierter Partieanlage zunehmend schwierig geworden war, ebenfalls nicht halten.
Der Samstag stelle für uns somit ein kleines Endspiel dar -- nur ein Sieg gegen den Hamburger SK würde den Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen begrenzen. Der Kampf begann ausgeglichen. Als erstes endete die Partie Beikert-Jackelen trotz zwischenzeitlicher schwarzer Vorteile remis. Dann deuteten sich Probleme für Godesberg an den Brettern drei und vier an: ich selbst fand mich in einer schwierigen Stellung gegen Robert Kempinski wieder, und Aloyzas Kveinys musste Material geben, um den Angriff von Sune Berg Hansen abzuwehren. Jedoch spielte Georg Seul an Brett acht seine Erfahrung in geschlossenen sizilianischen Strukturen aus und siegte im Mattangriff gegen Niclas Huschenbeth.
Zum zweiten Mal in dieser Saison ging Godesberg also in Führung! Dann aber schlug Hamburg zurück: Tomas Likavsky überzog eine passable Stellung gegen Thies Heinemann und auch Aloyzas Kveinys musste sich geschlagen geben. Zudem verpasste Florian Jenni gegen Karsten Müller eine taktische Ressource (34. ...Tf2! mit der Idee 35. Le1 Sb4+) und konnte danach seine Vorteile nicht mehr verwerten. Es liefen beim Stand vom 3-2 für Hamburg also noch die drei Spitzenbretter. An Brett drei (Kempinski-Sprenger) hätte Hamburg sich wohl einen Mannschaftspunkt sichern können, aber Robert Kempinski vergab in beiderseitiger Zeitnot seine Gewinnstellung, und mir gelang es danach, die Stellung zu halten. An Brett zwei münzte Christopher Lutz seine Initiative in eine Mehrfigur um und glich zum 3,5:3,5 aus. Und am Ende setzte sich Rustam Kasmidzhanov dank seiner individuellen Klasse in einer komplexen Partie gegen einen gut vorbereiteten und tapfer kämpfenden Radoslav Wojtaszek durch. Somit also 4,5:3,5 für Godesberg -- ein den Partieverläufen entsprechendes Ergebnis, glichen sich Glück (Brett drei) und Pech (Brett fünf) doch aus.
Wenig Hoffnungen hatten wir uns für das Sonntagsmatch gegen die starken Bremer gemacht, aber die Gäste hatten am Vortag Schwäche gezeigt und waren Remagen mit 2,5:5,5 unterlegen. Das Match verlief sehr intensiv und ausgeglichen -- nach dreieinhalb Stunden waren nur drei Partien (Sprenger-Meier; Kritz-Kveinys; Fish-Jackelen) beendet, allesamt ohne größere Aufregungen remis. Die anderen Partien ließen einen knappen Verlauf erwarten. Aber die Waagschale neigte sich zugunsten der Bremer: Rustam Kasimdzhanov, bisher mit einer absolut überragenden Saison, verlor in überlegener Stellung gegen Luke McShance den Faden (23. g3! anstelle von 23. Te2?) und geriet in einen gefährlichen Königsangriff. Dann folgte ein wüstes Zeitnotgehacke bei Tomi Nyback-Tomas Likavsky. Der Finne in Bremer Diensten stand zunächst komplett auf Gewinn, ließ Tomas dann aber wieder ins Spiel kommen. Dieser verpasste jedoch den taktischen Schlag 29. ...Tb2:+, der zumindest das Remis gesichert hätte, und stellte dann im 41. Zug in völlig unklarer Stellung eine Figur ein. Führung für Bremen.
Ein harter Schlag für uns, aber noch waren unsere die Aussichten intakt, denn an Brett fünf und sieben zeichneten sich technische Siege ab. Tatsächlich brachte Florian Jenni gegen Zbynek Hracek den Vorteil von Läufer gegen Springer zur Geltung und glich zum 2,5:2,5 aus. Christopher Lutz hatte zu diesem Zeitpunkt eine schwere Stellung gegen Laurent Fressinet, aber Dennis Breder hatte an Brett sieben mutmaßlich siegbringenden Vorteil im Turmendspiel und Rustam Kasimdzhanov schien sich an Brett eins wieder berappelt zu haben, zumal seinem Gegner in der zweiten Kadenz die Zeit auszugehen drohte. Auf dieser Partie und Rustams praktischen Fähigkeiten ruhten daher unsere Hoffnungen auf einen oder gar zwei Mannschaftspunkte. Dann aber entkorkte Luke McShane 48. ...Tg4!, was Rustam zum Übergang in ein schlechteres Endspiel zwang. Alle Entscheidungen fielen dann in der letzten Viertelstunde des Kampfes. Zunächst musste Christopher an Brett zwei aufgeben -- der gegnerische Mehrbauer hatte sich durchgesetzt. Dann hatte Dennis Probleme, seinen Vorteil in einen vollen Punkt umzusetzen, weswegen Rustam im verzweifelten Bemühen um den Sieg das Remis (57. Se3=) ausschlug und seine Partie, zweifellos die spektakulärste des Mannschaftskampfes, ebenfalls verlor. Kompliment jedoch auch an Luke McShane für seine großartige Leistung. Am Ende dieses heiß umkämpften und dramatischen Matches stand ein aus Godesberger Sicht unglückliches 3:5. Die Hoffnung, auf Tuchfühlung mit den Nichtabstiegsplätzen zu kommen, hatte sich an diesem herrlich sonnigen Sonntag nicht erfüllt.
Jan Sprenger
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zuletzt geändert am 11. Februar 2008 |