GodesbergerSchachklub
  1929

Quo vadis, GSK ?

 

Unsere erste Mannschaft ist aus der 1. Bundesliga wieder abgestiegen. Sie hätte noch einen Freiplatz bekommen können, weil unerwartet der Tabellenvierte TSV Bindlach Aktionär seine Mannschaft zurückzog. Aber darauf hat der Vorstand nach reiflicher Überlegung verzichtet. Hauptgrund war die nicht gesicherte Finanzierung. Das hat im Klub zu einigen Fragen geführt. Man kann sie zusammenfassen: Warum schafft der GSK es nicht - wie andere Klubs - Sponsoren zu finden?

Hierzu möchte ich ganz persönlich, weil nun schon fünf Jahrzehnte mit allen Vorstandsfragen befasst, einmal eine kurze erklärende Stellungnahme abgeben.

Als ehemaliger Leiter des Sport- und Bäderamtes der Stadt Bonn habe ich in mehr als 20 Jahren umfassende Kenntnisse über das Sponsoring allgemein und vor allem hier in Bonn gewinnen können. Zusammenfassend kann ich sagen, dass unsere Region - sieht man einmal von einigen Ausnahmen ab - wenig Sportförderung durch Firmen kennt. Wichtigste Erkenntnis ist aber, dass stets eine Bezugsperson vorhanden sein muss, die den jeweiligen Sport selbst ausübt oder seine Familienangehörigen. Entweder ist es der Firmeninhaber oder aber eine einflussreiche Persönlichkeit in dem Unternehmen, z.B. der Geschäftsführer. Beispiele: Badminton oder Schwimmsport, beides gefördert von Haribo. Nur beim allgemein interessierenden Spitzensport, zu dem Schach auch in der höchsten Spielklasse nicht gehört, nutzen Firmen auch die Werbemöglichkeit, z.B. im Basketball und Radsport (Telekom). Und dann gibt es noch die ortsbezogene Förderung der kleinen Fußballvereine, die alljährlich ein Turnierheft mit Werbung herausgeben, bei der dann der Einzelhandel vom Bäcker bis zum Metzger sich veranlasst fühlt, teilzunehmen.

Im Laufe der vielen Jahre hat der GSK immer wieder versucht, hier Kontakte zu knüpfen. Vergeblich. Entweder gibt es eine kurze freundliche Antwort oder überhaupt keine Reaktion. Der Schachsport ist eben eine etwas ‚ausgefallenere' Sportart und für Werbung wohl eher ungeeignet. Ein Beispiel noch: Zum Jubiläum 1979 hat der GSK ein Informationsheft herausgegeben. Mit Werbung. Einnahme rund 10.000 DM. Toll. Aber auch hier war es eben nicht der Klub, dem man helfen wollte. Unser damaliger 1. Vorsitzender Servatius Knebel, Mitinhaber der Elektrofirma Bähne, sprach alle seine Kunden an und die haben eben ihm zuliebe, aber nicht aus Werbegründen, eine Anzeige aufgeben. So einfach ist das manchmal.

Ich habe mich, als die Diskussion im Klub wieder begann, einmal in der Deutschen Schachszene umgehört. Hier das für mich nicht überraschende Ergebnis:

Es gibt so gut wie keine Firmen, die aus Werbegründen einen Schachverein unterstützen. Sie setzen zwar die Kosten dort ab, aber das Motiv liegt stets bei den sogenannten Kontaktpersonen, die selbst Schach spielen oder deren Kinder dies tun. Das ist im übrigen bei den meisten Sportarten, die nicht über große Zuschauerzahlen oder über Fernsehpräsenz verfügen, der Fall. Selbst die Schacholympiade hat erst soeben einen ‚ordentlichen' Sponsor gefunden.

In manchen Fällen ist es eine Einzelperson, an der so gut wie alles hängt. Gelegentlich sind es auch mehrere Klubmitglieder. Dreimal ist es die örtliche Sparkasse, die sich mit dem Bundesligisten im Schach der Förderung des Spitzensports verschreibt. Hier in Bonn setzt man hingegen - ich meine richtig - auf die Förderung der Talente und zahlt über eine Sportstiftung aus deren Erträgnissen Trainerzuschüsse an die Vereine. Der GSK hat davon auch schon jahrelang profitiert. Auch die Hilfe der Stadt ist mitunter anteilig zu finden. Auch dies gibt es in Bonn mit Reisekostenzuschüssen für die Erstligisten. Im Grunde aber sind es immer die auch selbst diesen Sport Ausübenden, die sich engagieren. Das ist im übrigen auch im Schulschach so. Ein schachspielender Lehrer ist fast immer der Garant für eine Schulschachgruppe.

Es gibt in der Deutschen Schachszene auch eine ‚Faustregel' für die Höhe der Kosten. Man sagt, dass ‚durchschnittliche' Profis 500 € je Partie bekommen. Spitzenkräfte deutlich mehr, ‚Fußvolk' auch weniger. Eigene, vor allem aus der Jugend, wenig oder sogar nichts. Bezogen auf einen mittleren Bundesligisten habe ich errechnet, dass er bei nur 50 Profi-Einsätzen schon 25.000 € braucht. Dazu kommen dann nach eigener Erfahrung des GSK noch rund 10.000 € für Reisekosten. Sie können selbst in unserem GSK-Kurier (Bundesligastatistik) eine entsprechende Rechnung aufmachen für jeden Verein.

Und weil diese Beträge im GSK nicht mehr gesichert sind, und es im übrigen auch Einzelspendern nicht zugemutet werden sollte, sich - aus welchen Gründen auch immer - derart zu engagieren, deshalb hat der Vorstand den Verzicht ausgesprochen., denn wir haben hier in Bonn keine ‚Kontaktperson für Schach' in den für Sponsoring in Betracht kommenden Firmen. Leider. Dieser Beschluss ist kein Rückschritt für den GSK. Wichtig ist, dass sich alle in guten Spielverhältnissen und einem angenehmen Klubklima wohl fühlen. Wenn es dann noch eine 1. Mannschaft in der höchsten Spielklasse gibt, dann ist dass sicher ein ‚Sahnehäubchen', mehr aber nicht. Auch allen übrigen Mannschaften des GSK gebührt das gleiche Interesse. Sie alle sollen - zum Wohle des GSK - in ihren jeweiligen Spielklassen gut platziert sein. Und noch wichtiger als Spitzensport mit Profiunterstützung ist sicher eine umfassende Jugendarbeit.

Und noch ein Letztes:
Weil nun in GSK I sechs Spieler fehlen, müssen die Spieler aus GSK II teilweise aufrücken. Die Mannschaft soll aber dennoch den Aufstieg in die NRW-Liga wahrnehmen. Aus GSK III (alt) wird dann aufgefüllt. GSK IV (alt) soll auch den Aufstieg wahrnehmen. Für zwei Regionalmannschaften fehlen uns jedoch genügend Spieler, zumal uns einige verlassen. Also wird es in Zukunft eine neue GSK III aus den beiden Regionalmannschaften geben. Dadurch können dann auch die beiden Mannschaften GSK V (alt) und GSK VI (alt) verstärkt werden durch Spieler aus GSK IV (alt), die nicht in der Regionalliga spielen möchten und solche, die im noch größer werdenden Kader der Verbandsligamannschaft GSK V (alt) keinen Stammplatz mehr finden und sehr gerne in der Bezirksligamannschaft GSK VI (alt) begrüßt werden. Wir spielen also nun -entsprechend der mit großer Mehrheit der Betroffenen festgelegten Regelung in der kommenden Saison mit GSK I in der 2. Bundesliga, GSK II in der NRW-Liga, GSK III in der Regionalliga, GSK IV in der Verbandsliga, GSK V in der Bezirksliga, GSK VI und VII in der Bezirksklasse und GSK VIII in der 2. Kreisklasse. Damit sind wir weiterhin der Leistungsträger in der ganzen Region. Das aber verpflichtet auch.

Ich hoffe, es ist mir gelungen, einige offene Fragen zu beantworten.

mit freundlichen Grüßen
Günter Poell

Ihre Meinung hierzu veröffentlicht das GSK-Info gerne.

 

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zuletzt geändert am 20. Juni 2008