Besorgte Blicke zum bewölkten Himmel waren unberechtigt. Das Wetter meinte es am vergangenen Samstag gut mit den Schachspielern. Nach einer längeren Pause hatte der Verein zum Ferienbeginn zu einem zwanglosen Beieinandersein im Drachenfelser Ländchen eingeladen. Die Voranmeldungen ließen auf rege Teilnahme schließen.
Der Weg zum idyllisch gelegenen St. Florian Grillplatz überforderte einige Navis und so irrten einige Schachfreunde auf dem Schulgelände herum, bevor sie den Weg zum ehemaligen Basaltsteinbruch im kleinen Wald hinterm Schulgelände fanden. Dafür entschädigte dann der Anblick der Filmreifen Kulisse. Karl-May-Drehort meinte Michael Senkowski, der schon die Indianer sich am Steilhang abseilen sah.
Mehr als 50 Mitglieder mit Angehörigen und einige bekannte Schachgrößen von befreundeten Vereinen kamen schließlich zusammen. Das schachliche Programm eröffnete IM Thomas Jackelen. Am Demonstrationsbrett stellte er eine spannende Partie aus seiner Jugendzeit vor. Kein geringerer als der U16 Jugendweltmeister 1981, Stuart Conquest, war sein Gegner beim Turnier in Hastings. Thomas hatte Weiß und Grünfeld-Indisch kam aufs Brett zu einer Zeit, als es noch keinerlei elektronische Hilfsmittel gab, wie Thomas betonte. Zahlreiche Kommentare und Fragen gestalteten die Präsentation zu einem kurzweiligen Vergnügen und Thomas konnte am Ende den verdienten Applaus für eine tolle Partie und Darbietung einheimsen.
Jackelen,T (2130) - Conquest,S (2430)
Hastings (6), 1983
[Thomas Jackelen]
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cxd5 Sxd5 5.Sf3 Lg7 6.e4 Sxc3 7.bxc3 c5 8.Tb1 0-0 9.Le2 Sc6 10.d5 Se5 11.Sxe5 Lxe5 12.Dd2 e6 13.f4 Lg7 14.d6 e5 15.0-0 exf4 16.Dxf4 De8 17.Dh4 c4?! [>=17...Le6] 18.Lxc4 Dc6
Denken macht hungrig, könnte man meinen. Dem stand nichts entgegen, denn GröGaZ Michael S. und sein Adjutant Martin D., der für das kalte Kölsch verantwortlich zeichnete, hatten inzwischen dem großkalibrigen Grill mächtig eingeheizt. Kräutersteaks und Bratwurst, Kartoffel- und Nudelsalat, Baguettebrot sowie einige Salat- und Obstspenden ließen keine Wünsche offen.
So gestärkt trat schließlich ein kampf- und kriegslüsternes „dreckiges“ Dutzend aller Altersschichten zum unvermeidlichen Simultanschach gegen den 1. Bundesliga spielenden IM Rüdiger Seger an. Zusätzliche Motivation gab wohl der ausgelobte Buchpreis. Ein großartiges Remis mit Dauerschach erzielte Jürgen Möller. Noch besser schlugen sich Wilfried Rommel und Neuzugang Keno Lübsen, die den Matador besiegen konnten. Zur Belohnung gab es Martin Breutigams Todesküsse am Brett in Neuauflage. Ganz so martialisch ging es allerdings nicht zu, wie dieser Text vielleicht vermuten lässt. Auch die höherklassigen Spieler konnten das Schlachtfeld erhobenen Hauptes verlassen und sich mit einem Kölsch trösten oder sich dem Schachrätsel zuwenden.
Thomas Stenzel hatte zwei Herausforderungen ausgesucht, die regen Zuspruch fanden. Nahezu permanent fanden sich Spieler am Tisch und versuchten, mitunter über Beratung, das Rätsel zu lösen. Andere zogen sich in die Diaspora zurück und brüteten allein über die Aufgaben. Am Ende war es Jan Mantau der nicht von der Muse sondern von Breutigam geküsst wurde. Wer sich an den Schachrätseln versuchen möchte, findet die Stellungen nachfolgend. Allerdings geht es jetzt nur noch um die Ehre.
Studie 1
W: Kg2, Tg5, Lh4, a3 (4)
S: Kb5, a5, c6, c5, c2 (5)
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Studie 2
W: Kh1, Df1, Tf3 (3)
S: Kg5, Dg4, Lb7, e6 (4)
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Gewisse physische Anforderungen an eine von Bewegungsarmut gekennzeichnete Gesellschaft stellte schließlich das Mannschaftsschach auf unserem Großfeldschach. 5-er Teams standen sich hochkonzentriert und ehrgeizig gegenüber. Mitunter seltsam anmutende Sprünge waren zu beobachten, zeitweise musste um die auf einem Fass postierte Schachuhr gefürchtet werden. Aber es ging noch einmal gut und Ärger mit dem Materialwart ließ sich vermeiden. Es wurde herzlich gelacht und die Kombattanten hatten offensichtlich ihren Spaß.
Alles neigt sich einmal dem Ende zu und so bleibt herzlicher Dank zu sagen an die beiden IM Thomas Jackelen und Rüdiger Seger. Dank gilt es zu sagen für die Essensspenden und dem Organisationsteam um Heinz Bitsch und seinen Mitstreitern Martin Dung, Michael Senkowski, Thomas Stenzel, Gerd Schniggenberg, Christian Gemein und Edwin Berkau.
Robert Biedeköpper (mit redaktioneller Unterstützung von Gambit37)
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zuletzt geändert am 3. Juli 2015 |