Wiederholt wurde gefragt, was es denn mit der neuen Bewertung der Turnierergebnisse (DeWIS) auf sich hat. Da sich mir diese Frage auch schon stellte habe ich unseren Bezirks-Auswerter Uwe Fleischer gebeten uns einmal entsprechende Auskunft aus seiner Sicht zu geben. Das hat er getan (danke Herr Fleischer), hier auszugsweise seine Darstellung.
Also der Name der Wertungszahl bleibt bestehen: Deutsche Wertungszahl (DWZ) Was sich ändert ist das Programm, mit dem die Turnierauswertungen vorgenommen werden. Die letzte Aktualisierung des alten Elobase stammt aus dem Jahr 2005 und angesichts der Entwicklungen der PC-Betriebssysteme ist eine Aktualisierung schon seit langem überfällig. Deshalb hat sich der Schachbund entschlossen - ich glaube das war etwa vor zwei oder drei Jahren - einen Auftrag zur Entwicklung eines zeitgemäßen Programms für die DWZ-Berechnung und -Verwaltung zu vergeben. Dieses Programm heißt DeWIS (Abkürzung für Deutsches Wertungs- und Informationssystem). Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Programmen ist, dass Elobase eine eigene, vollkommen unabhängige Datenbank hatte, in der alle Spieler, Turniere und Auswertungen verwaltet wurden. Das neue DeWIS benutzt als Spielerreservoir jetzt die Mitgliederdatenbank und rechnet dann aufgrund der eingegebenen Turnierresultate die DWZ der Spieler jeweils ab einem bestimmten Stichtag neu aus. Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Handhabung. Bei Elobase hat jeder Wertungsreferent eine Kopie der aktuellen Datenbank und des Elobase auf seinem Rechner in einer DOS-Umgebung installiert, für DeWIS gibt es lediglich ein Web-Interface, das man mit einem gängigen Web-Browser aufrufen kann und die Daten sind allesamt zentral gespeichert. Es gibt also quasi keinen Abgleich mehr zwischen der DWZ- und der Mitgliederdatenbank und man benutzt nun stets die dem System aktuell vorliegenden Spielerdaten, was sicherlich eine Vereinfachung in der Datenpflege darstellen sollte.
Für die Turnierspieler selber sollte sich eigentlich nichts Wesentliches ändern. Die aktuelle DWZ wird nach wie vor auf der Webseite des DSB veröffentlicht. Momentan gibt es dort ja zwei Anzeigen, eine für die Elobasedaten (die immer noch als die aktuellen zu gelten haben) und eine für die DeWIS-Daten in einer Beta-Version (also momentan nicht produktiv). Wenn DeWIS freigegeben ist, werden dies die gültigen Daten sein. Auch für die Veranstalter ändert sich eigentlich nichts, Turniere können in der Form wie bisher auch zur DWZ-Auswertung eingereicht werden.
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Die Berechnungsmethode, also die eigentliche Mathematik, die hinter der Berechnung der DWZ steht, hat sich meines Wissens - wenn überhaupt - auch nur unwesentlich geändert. Ich entsinne mich zum Beispiel daran, dass der Programmierer des neuen DeWIS die Wahrscheinlichkeitstabellen (Anhänge 2.1 und 2.2 zur Wertungsordnung, einsehbar z.B. auf der Webseite des Deutschen Schachbundes), die letztlich zur Ermittlung einer neuen DWZ herangezogen werden, vermutlich wegen der Genauigkeit der DWZ-Berechnung in dreistelliger statt wie bisher in zweistelliger Form haben wollte und auch geliefert bekam. Elobase hat hingegen bei der Berechnung nur zweistellige Wahrscheinlichkeiten benutzt und wie ich feststellen musste, auch noch nicht mal die in den Anhängen der WO festgelegten Werte, sondern teils nur Näherungswerte zu den in den Anhängen aufgeführten Tabellen. Überdies ist in den Tabellen der beiden erwähnten Anhänge sowieso mindestens ein Wert komplett falsch angegeben, wie sich beim Nachrechnen herausstellt. Ich weiß aber jetzt nicht, ob der Programmierer in DeWIS die vorgelegten dreistelligen Wahrscheinlichkeiten auch tatsächlich benutzt oder nicht, denn er hat sich eigentlich mehrfach auf die geltende Wertungsordnung und die dort aufgeführten Werte bezogen. Benutzt DeWIS die dreistelligen Wahrscheinlichkeiten in der mathematisch korrekten Form, dann kann sich gegenüber der DWZ-Berechnung mit Elobase auch ein geringfügig anderes Ergebnis bei der neuen DWZ ergeben. Das spielt nach meiner Einschätzung aber eigentlich nur bei Turnierresultaten von unter 3% bzw. über 97% der maximal erreichbaren Punkte im Turnier eine größere Rolle, da hier die in den beiden Anhängen genannten Wahrscheinlichkeiten gegenüber den mathematisch korrekten Werten zunehmend stark abweichen. Vergleicht man die Karteikarten eines Spielers auf der Webseite des Deutschen Schachbundes unter Elobase und DeWIS, so findet man teils kleine Unterschiede in der DWZ bei verschiedenen Spielern. Woran das letztlich liegt, kann ich nicht sagen, denn auch Elobase hat ja nicht die mathematisch korrekten Wahrscheinlichkeitstabellen benutzt.
Wie auch immer, für mich entscheidend ist, dass ich als Wertungsreferent ein Tool habe, mit dem ich ohne allzu großen Aufwand die vorgelegten Turnierresultate ins Auswertungssystem einbringen und in dem sich möglichst viele Spieler einwandfrei identifizieren und zuordnen lassen bzw. sogar automatisch vom System erkannt werden. Dem entgegen spricht, dass DeWIS für die Neuaufnahme eines ihm unbekannten Spielers, das Geburtsdatum des Spielers braucht. Ohne Geburtsdatum kann der Spieler nicht in DeWIS gespeichert und dann das Turnier auch nicht berechnet werden. Dies war in Elobase nicht der Fall. In Bezug auf meine Tätigkeit als Wertungsreferent spielt das vermutlich nur eine untergeordnete Rolle, aber je internationaler die Turniere besetzt sind um so eher finden sich dort Teilnehmer, die dem System nicht bekannt sind. Die nötigen Recherchen sind dann unter Umständen zeitaufwändig und natürlich immer mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Ich kann noch nicht sagen, ob und wie sich dies in meinem Fall tatsächlich auswirken wird, dazu muss ich erstmal mit dem produktiven DeWIS arbeiten können.
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Uwe Fleischer
Günter Poell
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zuletzt geändert am 22. August 2013 |